Offenbar ist das gerade wieder so eine Zeit. Eine Zeit, in der ich ein Wort in meinem Umfeld ganz besonders oft höre. Es scheint ein Lieblingswort unter uns Menschen zu sein. Und auch ich höre es mich selbst immer mal wieder sagen. Egal, ob beruflich oder privat, das Wort taucht immer wieder auf: „Ich MUSS noch schnell die Küche aufräumen.“ „Wir MÜSSEN das jetzt endlich umsetzen.“ „Wir MÜSSEN lernen, …“ „Sie MUSS damit aufhören, …“ „Ich MUSS damit heute fertig werden.“ Seit drei Wochen nehme ich dieses Wort immer wieder in meiner Umgebung wahr. Zeit, darüber zu schreiben und das aufzuzeigen, was passiert, wenn wir etwas MÜSSEN. Das ist nämlich einfach. Es passiert… nicht viel – außer Druck und Stress.
Du muss… Ist das wirklich wahr?
Überleg‘ mal selbst, was du heute oder in den nächsten Tagen alles noch tun musst. Schließ‘ die Augen und hole dir deine To Do-Liste vor dein inneres Auge. Höre deinen Gedanken zu. Und verbinde deine vielleicht längst fälligen Aufgaben mit dem Wort müssen. Was MUSST du tun? Und, wie fühlst du dich jetzt, wenn du weißt, was du noch tun musst? Fühlst du Ärger, Unwohlsein oder gar Wut? Wo sitzt das Gefühl? Vielleicht im Bauch? Vielleicht schnürt es dir gar die Kehle zu? Vielleicht geht es auch direkt in den Widerstand, es wird aufgeschoben, verdrängt. Und im Anschluss gibt es gelegentlich noch mehr Frust oder mindestens ein schlechtes Gewissen. Puh! Ganz schön viel Macht für so ein einzelnes Wort, oder? Dabei ist doch klar, wir müssen gar nichts. Wir müssen nicht mal leben. Eine gute Gelegenheit, es weniger zu verwenden. So gänzlich streichen, das muss auch gar nicht sein. Schon wieder müssen. Hier jedoch hilft es. Für diesen Impuls braucht es kein müssen. Für all deine „Ich muss“-Sätze frage dich gerne selbst, ob du wirklich musst. Und nimm wahr, wie leichter es plötzlich ohne all diese Verpflichtungen wird. Um doch noch ins Handeln zu kommen, und zwar mit Freude und Spaß, probiere es mal mit anderen Worten.
Ich werde, darf und möchte
Wie wäre es denn, wenn du bei deinem nächsten wahrgenommenen „Ich muss…“ das Müssen gegen ein Wollen eintauschst? Ich wette, auch ein vielleicht dir so lästiges Thema wie die jährliche Steuererklärung hat etwas Gutes an sich. Die Steuerrückzahlung für die nächste Urlaubsbuchung nutzen? Morgens aus einem gequälten „Ich muss aufstehen.“ ein „Ich werde aufstehen, um mir einen leckeren Tee zuzubereiten.“ oder „Ich möchte aufstehen, um mein Kind zu wecken.“ zu machen, hält eine ganz andere Energie hoch, mit der du dein Handeln ausrichten kannst. Auch sich etwas zu erlauben, also zum Beispiel aufstehen zu dürfen, um Geld zu verdienen, ist wesentlich motivierender als in der negativen Energie des Müssens zu bleiben. Zu guter Letzt: „Ich muss mal wieder Sport machen.“ Ich kann den Kalender danach stellen, wie oft gerade im Frühjahr dieser Satz den Mündern meines Umfeldes entschlüpft. Auch meinem Mund gelegentlich. Und dann drehe ich ihn um zu „Ich werde wieder Sport machen.“ und treffe eine Entscheidung, was ich dafür konkret tun WERDE. So kommt Bewegung rein, im wahrsten Sinne des Wortes.
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Genau, und direkt danach kümmern wir uns um das Sollen und Sollten. 😉 Danke dir! Freu mich, von deinen Erfahrungen zu hören.
Als jemand, der auch ständig irgendetwas „muss“, danke ich für die Erinnerung. Wir sollten an uns arbeiten, vom „Müsser“ zum „Woller“ 😉
Danke fürs Gedankenanregen!