(Selbst-) Führung

Außer Kontrolle? Mach dich locker!

Das Leben ist kein Ponyhof. Manchmal gleicht es einem Trampelpfad voller Wurzeln, die uns immer wieder stolpern lassen. Manchmal führt das Leben uns auch über spiegelglatte Flächen, auf denen wir ausrutschen, auf den Hintern fallen und uns nur mit Mühe wieder aufrichten. Machen wir uns nichts vor; am liebsten bleiben wir doch immer noch in unserer kuscheligen, warmen Höhle, auch Komfortzone genannt. Hier ist alles so, wie es immer schon war. Etablierte Gewohnheiten. Egal, ob sie uns gut tun oder nicht. Wir haben uns an sie gewöhnt, sie bisher nicht hinterfragt. Wir haben sie angenommen, weil wir irgendwann erfahren haben, dass wir durch sie den Kopf über Wasser halten können. Angewohnheiten. Wehe aber, es passiert etwas Unerwartetes! Jemand verschafft sich ungefragt Zugang in unsere Höhle oder der tägliche Ablauf unserer Gewohnheiten wird von außen gestört. Pläne, die nicht aufgehen. Erwartungen, die nicht erfüllt werden. Panik! Angst! Unsicherheit. Manchmal kann uns das ordentlich den Tag vermiesen. Unser inneres Alarmsystem ist aktiviert. Unsere Emotionen spielen verrückt. Achtung, es droht Kontrollverlust!

Was uns Kontrolle im Leben gibt

Kontrolle und Gewissheit schenken uns ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit. Beides sind Grundbedürfnisse in unserem Leben. Somit ist es nur natürlich, dass wir Dinge oder auch Menschen kontrollieren wollen. Nur dann, so stellen wir uns vor, können wir selbst sicher, glücklich oder erfolgreich sein. Wenn wir jedoch versuchen, alles zu kontrollieren, indem wir anspruchsvoll und perfektionistisch sind, tut uns das mitnichten gut. Es besteht die Gefahr, sich im Gedankenkarussell zu verlieren, wir machen uns das Leben schwer. Und mal ehrlich, das Leben bringt viele Dinge mit sich, über die wir keine Kontrolle haben. Abgesehen vom Wetter und Tod sind das zum Beispiel: 

  • Wer uns mag bzw. liebt
  • Ausgesprochene Worte anderer Personen
  • Wie andere uns behandeln
  • Fehler, die wir in der Vergangenheit gemacht haben
  • Entscheidungen, die durch eine andere Person getroffen werden
  • Überzeugungen und Ängste anderer Menschen
  • Konsequenzen aus Handlungen, Entschuldigungen, Vergebung durch andere

Oftmals sind also unsere Mitmenschen beteiligt, wenn wir es mit Ungewissheit zu tun haben. Hier kommen unsere Ängste ins Spiel, was umgekehrt bedeutet, sich genau diesen zu stellen, wenn wir Kontrolle abgeben wollen. Angst, eigene Ansprüche oder die anderer nicht erfüllen zu können. Angst, nicht mehr gebraucht zu werden. Angst, nicht gut genug zu sein. Das aushalten zu lernen, scheint eine Mammutaufgabe. Atmen, loslassen, vertrauen. Eine Lösung, die eines gewissen Bewusstseins und Trainings bedarf. Letztendlich sind es die Erfahrungen, die wir machen, wenn wir vertrauen. Wenn wir dem Prozess, dem (Lieblings-) Menschen, dem Leben vertrauen.

Was uns bleibt, wenn wir lockerlassen

Auf der To Do-Liste für unser Leben steht nicht, das Unsichere sicher zu machen. Das beschert uns weniger Gedanken und mehr das Leben im Hier und Jetzt. Wenn wir weniger denken, sind wir mehr im Sein, nehmen uns und unser Umfeld viel mehr wahr. Das trifft auch auf unsere Gefühle zu. Weniger kontrollieren bedeutet weniger zu denken und damit mehr zu fühlen. Das erlaubt uns, in unserem Leben stärker unserer Intuition zu folgen. Steigen wir bewusst aus dem Kopf, aus unserem Gedankenkarussell, aus, bekommt unser Bauchgefühl eine Stimme. Wir gehen weniger kritisch und verurteilend mit unseren Mitmenschen um und vermeiden somit vorschnelle Entscheidungen, die nicht immer korrekt sind und Menschen mehr von uns wegstoßen als mit ihnen gemeinsam eine schöne Zeit zu verbringen. Bleiben wir also bei den Dingen, die wir kontrollieren können, mit denen wir in aller Eigenverantwortung unser Leben gestalten können: 

  • Freunde, die wir uns aussuchen
  • Unsere eigenen Ideen und Bemühungen
  • Entscheidungen, die wir treffen
  • Andere um Hilfe bitten
  • Ehrlich, verletzlich, offen sein
  • Wie wir unsere freie Zeit verbringen
  • Wie wir mit Herausforderungen umgehen
  • Freundlich anderen und uns gegenüber sein

Alles fängt nun mal bei uns an. Für alles andere heißt es: mach dich locker! 

Photo by Eugene Zhyvchik on Unsplash

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