(Selbst-) Führung, Allgemein

Wie ich in der Stille zur Ruhe komme

Ich hab’s schon wieder getan. Mich anstecken lassen. Mich abgelenkt. Dabei wollte ich es doch ruhig angehen lassen. Besinnlichkeit im Dezember schaffen. Nun ist fast die Hälfte rum, und ich stelle fest, ruhig war der Dezember bisher nicht. Weihnachtsdeko aus dem Keller holen. Adventsgesteck zurechtrücken. Hier eine Weihnachtsfeier, da ein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt. Eine Woche später nochmal, mit anderen Menschen. Freunde sehen. Geschenke finden, Geschenke verpacken. Heiligabend organisieren. Ah, Räucherkerzen sind aus. Mehl für die Plätzchen auch. Atmen. Dann der so genannte Jahresendspurt im Job. Es scheint, als hätte eine gute Mehrheit darauf gewartet, die Stapel auf dem eigenen Tisch rechtzeitig vor Jahresende abzuarbeiten oder auch anderen zu überlassen. Als gäbe es kein neues Jahr. Jahresendspurt wörtlich genommen. Wer hat sich dieses Wort nur ausgedacht? Warum spurten? Ein Hinweis auf unsere Leistungsgesellschaft? So viel ist sicher: das neue Jahr kommt ganz bestimmt. Und auch dann hat jeder Tag wieder 24 Stunden. Ich steige also aus aus dem Spurt. Ich mache nicht mehr mit. Ich wähle die Ruhe. 

Ruhe ist eine Entscheidung

Tatsächlich geht es mir schon mit der Entscheidung besser. Ich liebe die Ruhe. Ruhe füllt meine Akkus, meine Energie. Wie habe ich das früher nur gemacht? Wie habe ich das nur ausgehalten? So viele To Dos, nichts als Gedanken im Kopf. Ich erinnere mich: das sind nur Gedanken, die ich habe. Geschichten, die ich mir erzähle. Nicht mehr, nicht weniger. Ich muss mich nicht mit ihnen identifizieren. Ich sehe sie, ich beobachte sie… und lasse sie los. Ich habe mich für Ruhe entschieden. Mein persönlicher Frieden. 

Das innere Stoppschild zücken

Ich sage mir innerlich Stopp und gehe von außen nach innen. Ich spüre einmal mehr: Die Antwort steckt in mir. Es heißt doch: „In der Ruhe liegt die Kraft.“ Und so gehe ich immer wieder in die Stille und lasse mich von innen führen. Ich trete einen Schritt zurück, sehe das Stoppschild und halte innerlich Ausschau, welchen Weg ich als nächstes einschlage. Ich vertraue. Und so spüre ich die Kraft in mir. Kraft, die in der Klarheit steckt. Klarheit, die mir Sicherheit schenkt. Und mehr Verbindung zu meinen Mitmenschen möglich macht. Vor allem zu mir selbst. Es fühlt sich so gut an!

Was ich dir wünsche

Ich wünsche auch dir diesen inneren Frieden. Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. Erlaube dir mehr und mehr, nach innen zu horchen und zu spüren. Atme durch und lasse los. Vor allem die Gedanken, die dir gerade nicht gut tun. Du entdeckst sie, wenn du dir selbst zuhörst. In diesem Sinne: Hab eine besinnliche Vorweihnachtszeit. 

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(Selbst-) Führung, Allgemein

Das Geheimnis unserer Grundmotive

Hast du dich mal gefragt, was dein Verhalten steuert? Es gibt viele verschiedene Theorien. Die Motivationstheorie von Heckhausen (2018) beschreibt drei menschliche Grundmotive: Macht, Leistung und Anschluss. Alle drei Motive beeinflussen also menschliches Verhalten. Sie sorgen dafür, dass wir in Bewegung kommen. In der Psychologie streiten sich die Geister über bis zu 16 Grundmotive. Die Positive Psychologie geht von acht Grundmotiven aus: Sicherheit (Schutz), Existenzsicherung (Überleben), Passen (Ich passe in meine Gruppe), Rudelführung (Ich übernehme Verantwortung für meine Gruppe), Erwünscht-Sein (Meine Gruppe möchte sich bei sich haben), Sex (Ich kann Sex haben), Freiheit (Ich habe die Wahl, Freiheit) und Macht (Ich kann etwas kontrollieren). Es ist demnach unklar, wie viele Grundmotive wir konkret haben. Fakt ist jedoch, wir haben sie so oder so, egal in welcher Anzahl. Sie haben sich in unseren Genen verfestigt und steuern unsere angeborenen Verhaltensweisen. Zudem gehen sie auf frühgeschichtliche Zeiten zurück, in denen es wichtig war, einer Gruppe (Rudel) anzugehören, um im Kampf gegen Säbelzahntiger das eigene Überleben und das Überleben des Rudels sicherzustellen. Bis heute haben sich diese Motive nicht verändert. Nur, dass es heute in erster Linie nicht mehr um das blanke Überleben geht. 

Ist dein Überleben gefährdet?

In unserem alten, gewohnten Denken gehen wir allzu oft davon aus, dass unsere Grundmotive nicht erfüllt sind. Verlieren wir unseren Job, schaltet sich unser inneres Alarmsystem an: Achtung, Existenz in Gefahr. Wenn wir uns im Job einem Team gegenüber sehen, dass partout nicht zu unseren Werten passt, sehen wir innerlich rot. Ähnlich verhält es sich, wenn sich der Partner von uns abwendet; sei es in Form von Kritik oder Trennung: wir fühlen uns nicht (mehr) erwünscht. Tief in uns – auf unbewusster Ebene – gleicht dies jeweils einem Überlebenskampf. Weggeschubst. Ausgestoßen. Allein gelassen. Gut, dass heute keine Säbelzahntiger vor der Höhle auf uns warten, wenn wir diesen Herausforderungen gegenüber stehen. Die gefährliche Welt der Frühzeit des Menschen ist vorbei. Wir dürfen uns also bewusst machen, dass heute ganz andere Zeiten herrschen. Frage dich also in schwierigeren Zeiten mit deinem Partner oder deiner Partnerin oder auch Team, ob du genügend Menschen in deinem Umfeld hast, die zu dir passen und bei denen du erwünscht bist (um überleben zu können)? Frage dich, ob du ausreichend Essen, Trinken, ein Dach unterm Kopf etc. hast, um bei dem Verlust deines Jobs überleben zu können. Unsere Denkgewohnheiten können wir ändern, indem wir uns daran erinnern, dass unsere Grundmotive in Wahrheit erfüllt sind. Wenn wir uns dessen bewusst sind, fallen uns automatisch alle möglichen Anzeichen auf, die die Erfüllung unserer Grundmotive bestätigen. Das gibt uns Raum zum Atmen und ein besseres Gefühl als wenn wir uns im inneren „Überlebenskampf“ mehr und mehr von negativen Gefühle beeinflussen lassen. Der Weg in die Gelassenheit, um neue Situationen zu reflektieren und einen guten Weg der Verarbeitung und des weiteren Handeln zu finden. Doch wie findest du überhaupt heraus, welches Grundmotiv bei dir ein (vermeintlich) unerfüllt ist? Frage kritisch nach dem Warum. Warum machst du das? bzw. Warum vermeidest du das? Wenn du zum Beispiel Angst hast, deine Bedürfnisse oder Wünsche anderen gegenüber zu äußern, frage dich, warum das so ist. Vielleicht reagiert dein Gegenüber nicht so, wie du es dir wünschst. Warum ist das so schlimm? Du könntest zurückgewiesen oder abgelehnt werden, was dann ein Zeichen sein könnte, nicht erwünscht zu sein oder nicht zu passen. Oder wenn du Angst hast, deinen Job zu verlieren: Warum hast du davor Angst? Vielleicht könntest du die Miete deiner Wohnung nicht mehr zahlen. Warum ist das schlimm? Nun, es besteht das (vermeintliche) Risiko, obdachlos zu werden und nichts mehr zu essen zu haben. Hier ist deine Existenz nicht länger sicher. Kennst du erst einmal dein Grundmotiv, kannst du dir leichter die Frage stellen, ob dieses heute nicht doch schon erfüllt ist. Frage dich, woran du erkennen kannst, ob du beim Grundmotiv Passen trotzdem noch genügend Menschen in deinem Umfeld hast, die du magst und die zu dir passen. Oder ob du beim Grundmotiv Existenzsicherung erkennen kannst, dass dein Überleben dennoch gesichert bleibt. 

Fazit

Geh also deinen Motiven auf die Spur, wenn du wieder einmal vor einer Herausforderung stehst. Frage dich, ob tatsächlich dein Überleben auf dem Spiel steht. Wenn du in einer Situation unnötig unter Strom stehst, sprich in einem inneren Dialog mit dir, und es stellt sich schnell Entspannung ein. So lässt sich besser beleuchten, ob dein von dir erkanntes Grundmotiv doch schon heute erfüllt ist. Das kann dein Weg sein, dein Problem zu lösen.

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(Selbst-) Führung, Allgemein

Manchmal braucht es einen liebevollen Schubser von außen

Gestern trieben mich etwas Zeit, strahlender Sonnenschein und der Gedanke an etwas Sport ins Freibad. Als ich nach einigen Bahnen mich entspannt im Wasser zurücklehnte, beobachtete ich eine Szene, die mich wahrhaftig berührte. Ich beobachte eine Klasse von Kindern im Grundschulalter, die am 3 Meter-Sprungturm auf ihren Einsatz wartete. Nach und nach kletterte ein Kind nach dem anderen nach oben, um den Sprung ins nasse Kühl zu wagen. Unterstützt wurden sie dabei von einer etwas älteren Lehrerin, sodass jeder Sprung scheinbar mühelos gelang. Zunächst. Denn nach einiger Zeit wagte sich auch ein Junge nach oben, zögerte allerdings sichtlich nervös vor seinem Sprung. Ich bemerkte, wie die Lehrerin ihm gestikulierend den Tipp gab, nicht nach unten ins Wasser, sondern nach vorn in den Park zu schauen, um es ihm einfacher zu machen. Allein diese Geste berührte mich schon sehr, nicht zuletzt, weil ich mich gedanklich zurückversetzt fühlte in meine Zeit im Schwimmverein. Damals gab es niemanden, der uns zu Seite stand und gut zuredete. Im Austausch mit seiner Lehrerin nahm der Junge einen kleinen Schritt nach vorn und einen großen Schritt zurück. Er fühlte sich offenbar noch nicht bereit. Die Lehrerin rief schließlich etwas nach unten zu den anderen Kindern der Klasse, die nach ihrem eigenen Sprung am Beckenrand warteten. Sie fingen an zu klatschen und riefen dem Jungen drei Meter über ihnen Mut zu. Dieser fasste sich offenbar nun hinreichend motiviert genug ein Herz – und sprang schließlich ins Wasser. Die Klasse klatschte Beifall, und ich war versucht, es ihnen gleich zu tun. Ich kannte weder Lehrerin noch Kinder, fühlte mich ihnen jedoch sehr nah. 

Unterstützung im Umfeld verleiht Flügel

Dieser Moment hat sich tief in mir eingeprägt. Einer der schöneren Momente des Tages, auf den ich zurückblicken konnte. Mir ging dabei auf, dass es oft im Leben jemanden gibt, der an dich glaubt und dich dabei unterstützt, deine Ziele zu erreichen. Den Weg gehst du allein, egal wie holprig er sich anfühlt. Er lohnt sich jedoch immer, weil du auf deinem Weg über dich hinauswachsen kannst. Es gibt ja bekanntlich immer mal wieder diese Tage, wo scheinbar nichts so richtig gelingen mag. Hier hilft es, gut mit sich umzugehen und sich mit Menschen zu umgeben, die uns unterstützen in unserem Handeln. Menschen, die uns gut, vor allem ehrlich zureden. Menschen, die an uns glauben. Und die uns einen liebevollen Schubser in eine Richtung geben, die sich im ersten Moment unsicher und unbekannt anfühlt, uns letztlich aber erfahren lassen, dieser Richtung offen zu begegnen. 

Unterstützung annehmen ist erlernbar

Manchmal neigen wir dazu, Unterstützung abzulehnen. Ob bewusst oder unbewusst, dahinter stecken meist alte Überzeugungen wie: „Ich darf nicht um Hilfe bitten.“ oder auch „Ich muss das allein schaffen.“ Wer jedoch über seine Ängste sprechen kann, überwindet sie viel leichter. Und Situationen, die uns Angst verspüren lassen, lassen sich gemeinsam wesentlich leichter meistern. Über die Jahre habe ich mehr und mehr gelernt, über Themen zu sprechen, die mich beunruhigen. Und mutig eben auch mit Unterstützung an der Seite einen Schritt nach vorn zu gehen und ins Unbekannte zu springen. Echter Mut versteckt sich eben nicht in den Dingen, die wir tun, sondern in der Überwindung dessen, was uns zurückhält.

Ich möchte all den Menschen danken, die mich auf meinem Weg bisher unterstützt, beraten, motiviert, beruhigt, trainiert und begleitet haben. Die mir zugehört haben. Die einfach da waren. Und die etwas in mir gesehen haben, das ich selbst erst einmal finden musste. Schön, dass es euch in meinem Leben gab und gibt. 

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(Selbst-) Führung, Allgemein

Wie du mit deinen Selbstzweifeln umgehst

Stehst du auch manchmal vor einem Berg an neuen Herausforderungen? Der Partner, der in eurer Beziehung unzufrieden ist und den Gedanken an Trennung aufmacht. Die Restrukturierung deines Teams, die dir eine neue Führungskraft beschert, der du dich beweisen willst. Die Wohnung, die dir gekündigt wird, was dich unfreiwillig in ein Haifischbecken voll mit anderen Wohnungssuchenden torpediert. Puh, ganz schön anstrengend, was? Das Leben will’s mal wieder wissen – und dich über dich hinauswachsen sehen. Dabei lief es gerade so gut und vor allem ruhig. Du hattest es dir in deinem Leben so richtig bequem gemacht. Und nun das! Das Leben fordert dich heraus. Erwartungen an dich werden laut. Neue Entscheidungen müssen her, es riecht nach Veränderung. Und Veränderung ist unbequem. Nicht zuletzt, weil sie mit einem ganzen Haufen Selbstzweifeln verbunden ist. Die ziehen uns runter, zerren an uns, machen Entscheidungen schier unmöglich. Wer braucht das schon?

Selbstzweifel sind Teil des Spiels

Ich habe Jahre damit zugebracht, gegen Selbstzweifel anzukämpfen. Vergeudete Lebenszeit, denn irgendwann habe ich begriffen: Im Spiel des Lebens gibt es Selbstzweifel ohne Kosten oben drauf. All inclusive sozusagen. Eine gute Gelegenheit also, sich im Umgang mit ihnen zu üben. Denn eines ist klar: unsere Selbstzweifel bringen unsere Unsicherheit im Umgang mit eigenem Scheitern ans Tageslicht, sodass sie uns nichts anderes als eine Chance zum Wachstum bieten. Natürlich nur, solange wir ihr in einem gesunden Maß begegnen. Lass uns also hier mal das Geschenk auspacken, das sie uns in ihrem Auftreten machen: 

  • Selbstzweifel führen zu vernünftiger Zurückhaltung: Wenn wir zweifeln, haben wir Angst vor Fehlern. Das wiederum lässt uns vorsichtig(er) agieren. Dabei sind Fehler per se eine gute Sache. Denn sie sind dafür gemacht, aus ihnen zu lernen. Und für den Fall, du hast es noch nicht bemerkt: Fehler sind ebenfalls Teil des Spiels. Wir dürfen also spätestens jetzt beginnen, uns und anderen gegenüber freundlicher zu sein. So schaffen wir Raum für Meinungen, Erkenntnisse und Perspektiven durch andere. Kann doch auch mal helfen.
  • Selbstzweifel lassen uns lernen: Ja, Selbstzweifel blockieren, lähmen, stellen sich uns in den Weg. Und zwar nur so lange, bis wir uns von ihnen abwenden. Dann öffnet sich ein Feld voller Möglichkeiten zu lernen. Auch indem wir uns mit anderen austauschen. Wohlgemerkt mit denen, die uns unterstützen in dem, wer und was wir sind. Solche, die eine Situation aus einer anderen Perspektive betrachten, sodass wir einem Weg folgen können, den wir vorher nicht auf dem Schirm hatten. Das motiviert wiederum zum Weitermachen – und lässt die eigenen Zweifel mehr und mehr hinter uns. 
  • Selbstzweifel laden zur Reflexion ein: Du magst es ahnen: Hinter unseren Selbstzweifeln steckt nichts anderes als der innere Kritiker, der immer mal wieder seine Bedenken mit uns teilt. Erinnere dich daran, dass er es gut mit uns meint. Um uns zu schützen, schreit er uns Warnung um Warnung in den Verstand. Und hierin liegt nahezu ein Rohdiamant. Warum nicht konstruktiv mit ihm umgehen und schauen, was uns konkret hilft, mit unseren Zweifeln umzugehen? Was können wir tun, um den eigenen Zweifeln zu begegnen und Erfahrungen zu schaffen, die uns und unsere Fähigkeiten stärken?
  • Selbstzweifel bringen uns unseren inneren Überzeugungen näher: Unser Kritiker setzt uns nicht weniger als Gedankenflöhe ins Ohr. Eine lästige Angewohnheit, über die wir jedoch die Kontrolle haben. Wir dürfen nämlich weghören. Gar nicht erst grübeln, sondern direkt Gedanken hinterfragen. Denn meist verstecken sich hier negative Glaubenssätze, die in unseren frühesten Erfahrungen entstanden sind und zu Überzeugungen geführt haben, denen wir heute nicht länger folgen müssen. Da trifft es sich ganz gut, Schluss mit negativen Glaubenssätzen zu machen.  

Dankeschön, liebe Selbstzweifel!

Selbstzweifel gehören also dazu. Und im Grunde können wir ihnen dankbar sein. Schließlich können wir sie uns zunutze machen. Sie unterstützen uns dabei, unseren Weg neu auszurichten. Sie laden uns ein, alte, niedergetrampelte Pfade hinter uns zu lassen und neue Spuren auf unbekannten Wegen zu setzen. Wege, die uns bislang verborgen blieben. Selbstzweifel sind nichts Fixes. Nichts, was in Stein gemeißelt ist. Eine unbewusst zu eigen gemachte Angewohnheit. Eine Angewohnheit, die dazu gemacht ist, sie zu hinterfragen und schließlich hinter uns zu lassen. Das ist Training. Muskeltraining. In diesem Sinne: Sport frei!

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(Selbst-) Führung, Allgemein

Auch kleine Veränderungen bringen Veränderung

Ich hab’s schon wieder getan. Etwas verändert. Etwas für mich getan. Und nein, es tat nicht weh. Nachdem ich vergangenes Jahr eine Morgenroutine in meinen Alltag integriert habe, habe ich hieran schon wieder geschraubt: Jeden Morgen nach dem Aufstehen trinke ich nun ein Glas Wasser. Das ist gesund und macht mich munter. Wie immer fing es ruckelig an. In den ersten Tagen war von Regelmäßigkeit nichts zu sehen. Also habe ich mir irgendwann ein Glas abends sichtbar vor den Wasserkocher platziert. Den benutze ich schließlich jeden Morgen, denn die Routine, mir morgens erst einmal einen Tee – schwarz mit Milch – zu machen, besteht seit Jahren. Und du wirst es nicht glauben, selbst das hat anfangs nicht gewirkt: Hin und wieder steht eben noch das Geschirr vom Vorabend vor dem Wasserkocher. Mein Verstand nimmt das Glas also eher als Relikt der Vergangenheit als als Momentaufnahme für neue Erfahrungen wahr. Da ich jedoch für gewöhnlich abends aufräume, habe ich mehr und mehr auch Tage erlebt, in denen ich das Glas wahrnahm und mir meine „Übung“ wieder einfiel. Und siehe da, die Tage des Übens häuften sich, und inzwischen trinke ich an fast allen Tagen morgens zuerst ein großes Glas Wasser. Aus der Übung ist eine Routine geworden. Wieder ein bisschen mehr für meine Gesundheit getan. Das ist Veränderung. Check. 

Oft sind’s die kleinen Dinge…

In seinem erfolgreichen Buch „Die 1%-Methode“ schreibt James Clear: „Wenn du dich jeden Tag ein Prozent verbesserst, wird es dir in Zukunft immer besser gehen. Wenn du täglich eine kleine schlechte Angewohnheit wiederholst, wird es dir langfristig schlechter gehen.“ Klingt logisch – und so einfach. Überleg‘ mal, was du in einem Jahr mit einer Veränderung von 1% alles erreichen kannst! Nicht nur Clear ist überzeugt davon, dass schon kleine Veränderungen – auch „tiny habits“ genannt – viel bewirken können. Ich bin großer Fan dieser Einstellung! Diese Veränderungen habe ich im Laufe der letzten Zeit so neben dem Glas Wasser bereits in mein Leben geholt: 

  • Jede warme Dusche endet mit einer kalten Dusche. (für mehr Energie und einen klaren Kopf)
  • Nachrichten lese oder schaue ich nur noch maximal 2x täglich. (für bessere innere Stimmung)
  • Es gibt kein Serienstreaming nach 23 Uhr. (für mehr erholsamen Schlaf)
  • Am Wochenende wird nicht gearbeitet (für mehr Zeit für Familie & Freunde oder auch mal ein Buch)
  • Push-up-Benachrichtigungen sind auf ein Minimum reduziert. (für mehr Konzentration)

Und ich sage dir, da ist noch Potenzial. Denn meine Liste an guten wie schlechten Angewohnheiten ist lang. Die guten dürfen bleiben, die schlechten dürfen gehen. Schritt für Schritt. Ohne Druck. Mit meinen Veränderungen habe ich übrigens nicht nur schlechte Angewohnheiten abgelegt, sondern gute Angewohnheiten geschaffen. Win-Win. Inzwischen macht es sogar richtig Spaß, denn es zeigen sich Erfolge, über die ich mich freue. Und das wiederum motiviert. So kenne ich auch schon das nächste Ziel: Für jedes neue Kleidungsstück darf ein altes gehen. Platz für Neues schaffen. Sind die schlechten Angewohnheiten irgendwann alle weg? Ich weiß es nicht. Unser aller Leben verändert sich stetig. Vielleicht sehe ich in ein paar Jahren eine gute Angewohnheit mit anderen Augen und suche die Veränderung. Wer weiß das schon? Im Moment jedoch schaue ich einfach, was da ist und angesehen werden will.

Was möchtest du verändern?

Hin und wieder falle ich auch in alte Muster zurück. Das ist OK. Ich nehme jedoch mein Ziel immer wieder auf, passe bei Bedarf an und bleibe vor allem dran. Dabei erlaube ich mir auch den Spaß dabei und stelle mir vor, wie es mir mit der Veränderung langfristig geht. Ganz im Sinne eines früheren Beitrag über unsere Motivation: Will ich weg von etwas oder hin zu etwas? Hast du Lust auf ein bisschen Inspiration? Schau mal, ob du mit den nachfolgenden Impulsen etwas „Wind of Change“ verspürst und Lust auf Umsetzung hast:

  • Steh‘ mit dem ersten Klingeln deines Weckers auf.
  • Nimm die Treppe statt dem Fahrstuhl. 
  • Lächele jeden Menschen in der U-Bahn an, der dich anschaut. 
  • Denke an eine Sache, über die du dich tagsüber gefreut hast, bevor du am Abend die Augen schließt. 
  • Iss täglich eine Portion Obst und eine Portion Gemüse. 
  • Atme morgens vor dem Aufstehen drei Mal tief durch. 
  • Halte tagsüber mindestens einmal inne und nimm‘ deine Umgebung wahr: Was hörst, schmeckst, fühlst, siehst und riechst du?

Klar, am Ende macht’s die Wiederholung. Daher sprich dir auch selbst ein Lob aus, das wirkt Wunder, denn es motiviert zusätzlich. Wenn drei, vier Wochen geschafft sind, ist aus der Übung Routine geworden. Wenn du merkst, dass es ruckelt, darfst du experimentieren: Vielleicht stimmt das Ziel noch nicht? Vielleicht ist die Übung zu groß? Probier’s gern aus! Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen mit mir teilst. 

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(Selbst-) Führung, Allgemein

Ich muss! Neee, ich muss gar nichts!

Offenbar ist das gerade wieder so eine Zeit. Eine Zeit, in der ich ein Wort in meinem Umfeld ganz besonders oft höre. Es scheint ein Lieblingswort unter uns Menschen zu sein. Und auch ich höre es mich selbst immer mal wieder sagen. Egal, ob beruflich oder privat, das Wort taucht immer wieder auf: „Ich MUSS noch schnell die Küche aufräumen.“ „Wir MÜSSEN das jetzt endlich umsetzen.“ „Wir MÜSSEN lernen, …“ „Sie MUSS damit aufhören, …“ „Ich MUSS damit heute fertig werden.“ Seit drei Wochen nehme ich dieses Wort immer wieder in meiner Umgebung wahr. Zeit, darüber zu schreiben und das aufzuzeigen, was passiert, wenn wir etwas MÜSSEN. Das ist nämlich einfach. Es passiert… nicht viel – außer Druck und Stress. 

Du muss… Ist das wirklich wahr?

Überleg‘ mal selbst, was du heute oder in den nächsten Tagen alles noch tun musst. Schließ‘ die Augen und hole dir deine To Do-Liste vor dein inneres Auge. Höre deinen Gedanken zu. Und verbinde deine vielleicht längst fälligen Aufgaben mit dem Wort müssen. Was MUSST du tun? Und, wie fühlst du dich jetzt, wenn du weißt, was du noch tun musst? Fühlst du Ärger, Unwohlsein oder gar Wut? Wo sitzt das Gefühl? Vielleicht im Bauch? Vielleicht schnürt es dir gar die Kehle zu? Vielleicht geht es auch direkt in den Widerstand, es wird aufgeschoben, verdrängt. Und im Anschluss gibt es gelegentlich noch mehr Frust oder mindestens ein schlechtes Gewissen. Puh! Ganz schön viel Macht für so ein einzelnes Wort, oder? Dabei ist doch klar, wir müssen gar nichts. Wir müssen nicht mal leben. Eine gute Gelegenheit, es weniger zu verwenden. So gänzlich streichen, das muss auch gar nicht sein. Schon wieder müssen. Hier jedoch hilft es. Für diesen Impuls braucht es kein müssen. Für all deine „Ich muss“-Sätze frage dich gerne selbst, ob du wirklich musst. Und nimm wahr, wie leichter es plötzlich ohne all diese Verpflichtungen wird. Um doch noch ins Handeln zu kommen, und zwar mit Freude und Spaß, probiere es mal mit anderen Worten. 

Ich werde, darf und möchte

Wie wäre es denn, wenn du bei deinem nächsten wahrgenommenen „Ich muss…“ das Müssen gegen ein Wollen eintauschst? Ich wette, auch ein vielleicht dir so lästiges Thema wie die jährliche Steuererklärung hat etwas Gutes an sich. Die Steuerrückzahlung für die nächste Urlaubsbuchung nutzen? Morgens aus einem gequälten „Ich muss aufstehen.“ ein „Ich werde aufstehen, um mir einen leckeren Tee zuzubereiten.“ oder „Ich möchte aufstehen, um mein Kind zu wecken.“ zu machen, hält eine ganz andere Energie hoch, mit der du dein Handeln ausrichten kannst. Auch sich etwas zu erlauben, also zum Beispiel aufstehen zu dürfen, um Geld zu verdienen, ist wesentlich motivierender als in der negativen Energie des Müssens zu bleiben. Zu guter Letzt: „Ich muss mal wieder Sport machen.“ Ich kann den Kalender danach stellen, wie oft gerade im Frühjahr dieser Satz den Mündern meines Umfeldes entschlüpft. Auch meinem Mund gelegentlich. Und dann drehe ich ihn um zu „Ich werde wieder Sport machen.“ und treffe eine Entscheidung, was ich dafür konkret tun WERDE. So kommt Bewegung rein, im wahrsten Sinne des Wortes.

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(Selbst-) Führung, Allgemein

Selbstfürsorge: Reicht hier ein Pflaster?

Ich bin sicher, das Wort „Selfcare“ ist dir wohlvertraut. Selfcare, zu deutsch: Selbstfürsorge, ist derzeit in aller Munde. Social Media läuft über damit. Und auch ich nehme mich nicht aus, hin und wieder eine Form von Selbstfürsorge zu betreiben und darüber zu sprechen oder zu schreiben. Wenn du mir schon länger folgst, weißt du das. Die Einladungen im Leben dazu sind auch vielfältig: „Verwöhn‘ dich mal wieder“ mit dem Bild einer Badewanne plus Kerzenschein, ruft es von den Titelblättern einiger Zeitschriften. „Gönn‘ dir mal was Schönes – nur für dich!“ plus Wellness-Werbung zum Aktionspreis am nächsten Wochenende im nahen Spa heißt es auffordernd auf der Werbefläche an der Tram-Haltestelle. So inspiriert laufen wir los und investieren den einen oder anderen Euro in ein paar Stunden Sauna, ein neues Kosmetikprodukt, ein neues Buch, eine weitere Yoga-Stunde, etc. Klar, davon berichten wir dann auch stolz in unseren Social Media-Kanälen. #selfcare. Soll doch die Welt erfahren, wie ich mich um mich selbst sorge, wenn es mir gerade nicht gut geht. Vielleicht bekomme ich dafür auch einen Daumen nach oben oder ein Herz. Zack, schon geht es mir besser. Ist das so? Wirklich?

Ist dein Pflaster nachhaltig?

Sind diese Dinge nicht lediglich Sachen, die ich da draußen einkaufen kann und die mir für kurze Zeit ein Wohlgefühl verschaffen? Ich vergleiche sie inzwischen mit einem Pflaster, das ich mir auf meine Kratzer und Schürfwunden klebe, wenn mein Weg im Leben mal eben holprig ist. Irgendwann fällt es wieder ab. Nicht, dass ich für diese Pflaster nicht dankbar wäre. Tatsächlich weiß ich sie zu schätzen. Allerdings haben sie selten, egal, wie bunt sie waren, zur echten Heilung beigetragen. Temporäre Selbstfürsorge also eher. Meine eigene Heilung passierte erst dann, als ich mir die Frage erlaubte, warum es mir nicht gut geht. Seither gehe ich damit nach innen, denn dort liegt die Wahrheit über mein Unwohlsein. Im Außen habe ich sie nicht gefunden – weder auf den Seiten eines neuen Buches noch auf dem Boden einer neuen Bodylotion. Auch das kurzzeitige Verreisen an schöne Orte hat mich nicht langfristig geheilt. Es war immer der Blick nach innen. Und ja, sie kann auch wehtun. Sie kann einem mühsamen Besteigen eines Berges gleich kommen. Irgendwann jedoch kommst du jedoch auf dem Gipfel an und schaust ins weite Land mit all seinen Möglichkeiten. Und du merkst, wie du auf dem Weg gewachsen bist und nun neue Wege da sind, gegangen zu werden. In meiner Bedeutung von Selbstfürsorge steckt ganz klar, das Leben in die eigene Hand zu nehmen, dabei unsere Bedürfnisse wahrzunehmen und zu ihnen zu stehen. Nur so können wir unser Leben so gestalten, dass damit auch Genuss einhergeht. Dass damit auch Abgrenzung, also Nein zu sagen, dazugehört, liegt nah. Denn Selbstfürsorge meint auch, die eigenen Grenzen zu kennen – und zu achten. 

So sorgst du wirklich für dich selbst

Sich selbst und seine Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen, ist für mich also echte #selfcare. Und wie findest du konkret in eine nachhaltigere Selbstfürsorge als den Tipps und Tricks von außen zu folgen? Lies hier einige Tipps für dich:

  • Schreib‘ auf, was du in deinem Leben brauchst, damit es dir gut geht. Welche Bedürfnisse davon werden aktuell erfüllt bzw. nicht erfüllt? Was sind die Gründe hierfür? Selbstfürsorge bedeutet, sich aktiv mit seinem Leben auseinanderzusetzen. In welchem Lebensbereich (Job, Familie, Gesundheit etc.) bist du also derzeit zufrieden?
  • Sprich mit deinem Umfeld über deine Bedürfnisse. Ob Partner*in, Freund*in, Kolleg*in, Eltern oder Kinder; überlegt zusammen, was euch glücklich und zufrieden macht und wir ihr euch bei Bedarf unterstützen könnt. Es ist stets an uns, unsere Beziehungen positiv zu gestalten.
  • Apropos Unterstützung: Manche Herausforderungen bedürfen professioneller Unterstützung. Gesteh‘ dir also andere Hilfe ein, wenn du aus eigener Kraft nicht weiterkommst. Erinnere dich immer wieder daran, dass du nicht nur dein eigenes Leben verbesserst, sondern auch das der Menschen um dich herum, wenn du dir die Hilfe holst, die du gerade brauchst.  
  • Gehe ganz bewusst mit deiner Gesundheit in Kontakt. Wo zwickt es? Wie oft hast du in der vergangenen Woche wirklich durchgeschlafen? Atmest du tief in den Bauch oder eher flach in die Brust? Gerade in unruhigen Zeiten dürfen wir auf uns achten und Raum für Ruhe und Zeit für uns schaffen.  

Übrigens: Selbstfürsorge bedeutet nicht etwa, dass du von nun an im Alleingang durchs Leben gehst. Im Gegenteil. Wir alle dürfen lernen, für uns selbst einzustehen und darüber zu sprechen. Somit haben wir die Möglichkeit, von einander zu lernen. Und zwar nicht nur, wie wir Bedürfnisse aussprechen und Grenzen setzen, sondern auch indem wir aufeinander achten. Indem wir zuhören, was unser Gegenüber sagt. So wachsen wir gemeinsam, denn Selbstfürsorge geht uns alle an. In diesem Sinne, was tust du heute noch für dich?

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Allgemein

Zurück in die Zukunft: Wie du mit deiner Vergangenheit aufräumst

Gehörst du auch zu den Menschen, die meinen, dass man die Vergangenheit besser nicht anrührt? Du sagst, vorbei ist vorbei? Für mich steckt darin nur die halbe Wahrheit. Für mich steckt in der Vergangenheit ein, nun ja, zumindest kleiner Schatz. Zuerst: das Verstehen. Ich verstehe mit Blick in meine Vergangenheit, warum ich so ticke, wie ich ticke. Ich verstehe meine Ticks und meine Macken. Ich verstehe, warum mich manche Situationen oder auch Menschen triggern. Und damit gelingt mir Loslassen immer leichter und schneller. Sehnst du dich nicht auch danach, Vergangenes so richtig hinter dir zu lassen? Und ich habe noch ein Stück Schatz für dich: Ich glaube fest daran, dass du dir deine Zukunft aktiv selbst gestalten kannst, wenn du einen Blick in die Vergangenheit wirfst. Versteh‘ mich nicht falsch, ich liebe es, im Hier und Jetzt zu sein. Um hier jedoch Zufriedenheit zu finden, wahrzunehmen oder bewusst herbeizuführen, habe ich zunächst mit der Vergangenheit aufräumen müssen. Es hat verdammt wehgetan, denn es kamen Erlebnisse und Gefühle zutage, die ich längst verdrängt hatte. Vergessen, weil ich Ablenkung gesucht habe. Ich hatte auf die Vogel-Strauß-Taktik gesetzt. Lieber den Kopf in den Sand stecken, als mich sehenden Auges Problemen und Herausforderungen zu stellen. Im Sand haben diese nicht existiert. Ich wusste jedoch, wenn ich zufrieden nach vorn schauen möchte, muss ich an die alten Wunden ran. Sie mit Neugier und Offenheit anschauen, hin und wieder bluten lassen und schließlich – nähen. Du meinst, ein Pflaster reicht? Hmm, das habe ich auch mal gedacht. Und glaub‘ mir, ich habe jahrzehntelang Unmengen von Pflastern geklebt! Irgendwann sind sie abgefallen und die alten Verletzungen sind wieder in Erscheinung getreten. Sie wollten gesehen werden, damit endlich Heilung stattfinden konnte. Problem gelöst, die Karten für die Zukunft neu gemischt, das Spiel des Lebens geht weiter. 

Tritt die Reise in die Vergangenheit an

Ich sag’s, wie es ist: Wenn du deine Vergangenheit nicht aufarbeitest, wirst du lebenslang unter den Ereignissen aus längst vergangenen Zeiten in deinem Leben leiden. Du musst also einige schmerzhafte Erlebnisse aus deiner Vergangenheit in das Licht der Gegenwart holen, um sie loszulassen und damit den Weg für dein Wohlbefinden und dein Selbstbewusstsein freizumachen. So viele Menschen erleben im Laufe ihres Lebens traumatische Situationen. Oftmals gelingt es ihnen, diese entweder aus eigener Kraft oder mit Unterstützung zu bewältigen. Handlungsbedarf besteht dann, wenn die gemachten Erlebnisse uns einschränken, uns leiden lassen. So kann aus erlebtem Mobbing in der Schule Angst vor Sichtbarkeit entstehen. Oder aus toxischen Beziehungen Angst vor Nähe in neuen Beziehungen. Oder aus Mangel an Nähe beim Aufwachsen ein Mangel an Selbstvertrauen. Ich bin davon überzeugt, dass man nicht die gesamte Vergangenheit aufräumen und detailreich analysieren muss, um ein zufriedenes und selbstbestimmtes Leben zu führen. Ich lade dich daher ein, in den Seiten deiner Vergangenheit zu blättern, die dir immer wieder vor die Füße fallen. Meistens passiert das dann, wenn negative Gefühle wie Angst, Sorgen, Ohnmacht oder Stress im Spiel sind. Dann schau‘ mal hin, an welche Situation(en) in der Vergangenheit dich diese Gefühle erinnern. Hier liegt der Schlüssel für eine andere Zukunft.

Dir gehört die Zukunft, nicht die Vergangenheit

Schon mit drei Schritten kannst du mit dem Blick zurück deine Zukunft gestalten:

  1. Nimm die Vergangenheit an, wie sie ist: Der erste Schritt ist immer das Annehmen der Situation, und zwar so wie sie ist. Dabei kann die Situation im Gestern liegen oder eben Jahre zurück. Geh‘ dazu raus aus der Opferhaltung und bekämpfe nicht das, was war. Bedenke stets, Mitleid für dich zieht Mitleid von außen an. Übernimm‘ Verantwortung für dein Leben. Unschöne Erlebnisse sind geradezu die besten Lehrmeister für unsere persönliche Entwicklung. Frag dich also gar nicht erst, warum es dich getroffen hat, sondern akzeptiere, dass es eben so ist und versuche lieber, dem Ganzen etwas positives abzugewinnen. 
  2. Spüre Glaubenssätze und Gedanken auf, die dir im Weg stehen: Schon früh im Leben haben wir Annahmen über das Leben getroffen, die uns andere Menschen oder Situationen vermittelt haben. So nehmen wir nun die Welt unter Umständen anders wahr, als sie tatsächlich ist. Haben wir in der Vergangenheit erfahren, dass die Welt ein gefährlicher Ort ist, nehmen wir sie auch so wahr. Mit solchen negativen Glaubenssätzen können wir Schluss machen. Glaubenssätze spiegeln sich in unseren Gedanken wider und haben eine unglaubliche Macht. Hier habe ich schon einmal darüber geschrieben. Lausche deinen Gedanken und du kommst mehr und mehr deinen Geschichten sowie Glaubenssätzen aus deinen Erfahrungen der Vergangenheit auf die Spur. 
  3. Lass‘ los, was mit der Gegenwart nichts mehr zu tun hat: Erzählst du dir immer wieder Geschichten, die mit der Gegenwart absolut gar nichts zu tun haben? Wenn ja, dann blockiert dich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch ein alter Schmerz, der losgelassen werden will. Dieser Schmerz haftet so lange an dir, so lange du in der Wiederholungsschleife der Geschichte verweilst. Heilung passiert dann, wenn du hinschaust und -fühlst. Erlaube dir, jedes Gefühl da sein zu lassen. Mit deiner Wahrnehmung gelingt der Blick mehr auf das, was jetzt da ist. Du erfährst Klarheit, und der Filter der Vergangenheit verschwindet. Und damit auch die alte Geschichte… 

Mein Motto lautet: Erfahre, fühle, erkenne, wachse. Je länger die Erfahrungen zurückliegen, braucht es also unter Umständen das nochmalige Fühlen vor dem Erkennen aus einer anderen Perspektive. Sei dabei gut zu dir und lass dir Zeit. Geduld hilft hier enorm. Manchmal braucht ein solcher Prozess Jahre. Auch in kleinen Schritten kannst du nach vorne laufen. Höre dabei auf deinen Bauch, was sich für dich stimmig und richtig anfühlt. Welche Geschichte aus deiner Vergangenheit möchtest du als Erstes loslassen?

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Öffne die Pforten deiner Wahrnehmung

Letzte Woche hatte ich etwas vollgepackt. Da waren verschiedene private und berufliche Termine. Ideen, die besprochen werden wollten. Entscheidungen und Herausforderungen, die angegangen werden wollten. Räder, die gewechselt werden mussten. Irgendwann kam ich an einem Spiegel vorbei und erwischte mich selbst beim Gedanken: „Boah, siehst du schrecklich aus!“ Kaum gedacht und wahrgenommen, musste ich schon lachen – und sagte Hallo zu meinem inneren Kritiker. Es ist einige Jahre her, da hätte dieser das Gedankenkarussell angeschubst und mich der Selbstverachtung ausgeliefert. Umso schöner also zu sehen, dass es auch anders geht, wenn ich mir meiner Gedanken gewahr werde. So wie vergangene Woche. Lachen hilft. Und über sich selbst sowieso. Mit dem Gedanken konnte ich so weiterlaufen, in die Ruhe und Fürsorglichkeit für mich selbst. Denn das war es, was ich brauchte. Und prompt fiel ein Termin aus. Das Leben meint es gut mit mir. 

Unsere Wahrheit, unsere Realität

So, wie wir uns selbst wahrnehmen, verläuft die Geschichte, die wir uns erzählen. Wir schaffen uns damit unsere Realität in dem Moment, wenn wir den Gedanken, so wie ich es vergangene Woche erfuhr, Glauben schenken. In meiner obigen Erfahrung gebe es zudem ein weiteres Bild, nämlich das von außen, hätte ich meinen Gedanken im Beisein anderer laut ausgesprochen. Andere hätten ihre jeweils eigene Wahrnehmung, ihre Realität, in Worte gepackt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit das Wort „schrecklich“ nicht enthielten… Du siehst, jeder Einzelne lebt seine eigene Wahrheit. Spannend wird es, wenn du in herausfordernden Situationen deine Wahrnehmung mit anderen teilst. Auch das ist mir letzte Woche in einem Dialog passiert. Und glaub‘ mir, die Wahrnehmungen hätten nicht weiter auseinander liegen können. Wie oft bilden wir uns ein Urteil über jemanden, der uns in irgendeiner Art und Weise triggert? Jemand, dessen Worte unser Unterbewusstsein und damit längst vergangene Erfahrungen ankratzt und uns eine Situation ganz anders wahrnehmen lässt, als sie tatsächlich ist. Darüber sprechen hilft, auch wenn das nicht immer leicht ist. Oftmals merken wir dabei am ehesten, wie kritisch wir uns selbst gegenüber sind.

Selbstbild vs. Fremdbild

Wie nimmst du dich selbst wahr? Ich bin davon überzeugt, dass wir uns selbst kritischer sehen als andere das tun. Es handelt sich dabei um eine Art Selbstschutz, damit wir in Sicherheit bleiben. Magst du es ausprobieren? Schreib‘ doch mal die drei positivsten Beobachtungen auf, die du von dir selbst hast. Wahrscheinlich fällt es dir leichter, als dich in Selbstkritik zu üben, daher nimm dir ein wenig Zeit. Überlege anschließend, wie diese Eigenschaften Licht und Positivität in dein Leben bringen. Nun nimm‘ dir die andere Seite vor und schreibe drei selbstkritische Beobachtungen über dich selbst auf. Vielleicht hast du dich über diese Beobachtungen schon mit anderen ausgetauscht. Daher denke nun an einen dir bekannten Menschen, der all die negativen Punkte so gar nicht an dir sieht. Warum glaubst du, dass deine negative Wahrnehmung richtig ist und die positive Wahrnehmung der anderen Person falsch? Hier hilft es erneut, alles aufzuschreiben. Ich bin gespannt, was du für Antworten findest. Allein dieser Prozess kann schon augenöffnend sein. Wenn du nun beide Listen deiner Wahrnehmungen nebeneinander legst, liegt darin die Einladung verborgen, dich von deiner negativen zu deiner positiven Wahrnehmung über dich selbst zu bewegen. Was kannst du loslassen? Was kannst du verändern? Überleg‘ dir ein paar Wege, wie du Veränderung möglich machen kannst. Schreib’s gerne wieder auf. Ein Beispiel kann folgender Satz sein, der ab sofort in deinem Leben einen Platz findet: „Ich werde mich nicht selbst runterziehen.“. Viel Spaß beim Reflektieren!

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Die beste Medizin für dein Leben

Wenn das Leben dir mal wieder in die Quere kommt und dich fordert, (neue) Entscheidungen zu treffen, wünschst du dir dann auch hin und wieder ein Rezept vom Doc, dass dir Heilung schenkt? Nun, zum Doc musst du dafür nicht. Dafür lade ich dich zum Weiterlesen ein. Denn heute bin ich es, die die Medizin für dein Leid im Gepäck hat. Die Empfehlung stammt nicht von mir, sondern von einem Menschen, der anonym geblieben ist. Das ist schade, denn ich hätte ihm gern persönlich gedankt. Und weißt du was? Ich kann dir sogar mehr als ein Medikament nennen. Und das Medikament wirkt auch präventiv. Bist du schon neugierig? Gut! Also pass auf: „Die sieben besten Medikamente: Sonnenschein, Wasser, innere Ruhe, frische Luft, Bewegung, Obst und Gemüse, Freude.“ So einfach, so gut. Ich wünsche mir, dass du sie dir verinnerlichst. Dein Kopf wird beim Sonnenschein schon abwinken und dir einreden, dass das Schwachsinn ist. Sonnenschein ist schließlich nicht immer verfügbar, schon gar nicht nachts. Gut, dass es dann noch sechs weitere Möglichkeiten an medizinischer Hilfe gibt. 

Ein Blick in meinen Medizinschrank

Nachdem ich das Zitat gelesen hatte, bin ich durch meinen imaginären Medizinschrank gegangen und habe innerlich Haken gesetzt. Sonnenschein war gerade nicht zu sehen. Bestellen kann ich ihn nicht wirklich, daher fülle ich lieber all meine Zellen mit ihm, sobald er zu sehen ist. Oder finde den Sonnenschein an einem anderen Ort. Wasser ist immer da. Und dafür bin ich sehr dankbar. Auch dafür, dass wir es in Deutschland direkt aus der Leitung trinken können. Wir müssen nicht weit reisen, wo dies nicht aktuell eher keine Empfehlung ist. Innere Ruhe geht in meiner Medikamentensammlung immer mal wieder aus. Dabei weiß ich um ihre Wirkung und genieße die Einnahme dieses Medikaments umso mehr. Reminder an mich selbst: Vorrat auffüllen. Frische Luft verbinde ich am besten mit Bewegung. Doppelte Wirkung, auch wenn man von der Einnahme mehrerer Medikamente auf einmal immer mal wieder abrät. Die Entscheidung, jeden Tag mindestens einmal das Haus zu verlassen, erfülle ich mir jeden Tag. Für das Auftanken mit frischer Luft. Für die Bewegung. Manchmal braucht es dafür einen Ansporn, hier und da steht noch eine Aufgabe dahinter. Aber ich bin jeden Mal stolz auf mich, wenn ich es „geschafft“ habe, mich gegen den inneren Schweinehund durchzusetzen. Und ja, es gibt auch Tage, da reicht die Bewegung lediglich von der Küche auf den Balkon. Ist auch Bewegung. Und frische Luft. Und außer Haus. Bestenfalls denke ich dann noch an das Glas Wasser in der Hand. Oder ein bisschen Obst und Gemüse. Im Schnippeln davon bin ich gut. Und es fängt schon morgens an, wenn die Frühstücksbox meines Kindes gepackt wird. Da fällt immer mal was ab für mich. Und ich lieb’s einfach. Roh. Gegart. Gebraten. Zermanscht. In der Regel immer ein Vorrat vorhanden. Wenn nicht, bewege ich mich nach draußen an die Luft. Wie sieht es nun mit Freude aus? Es gibt so Tage, an denen ich mehr davon brauche, jedoch habe ich mehr und mehr den Knoten raus, sie mir ebenfalls auf Vorrat anzulegen. Das ist gar nicht so schwer, habe ich festgestellt, und fängt bei den kleinen Dingen an, dir mir gut tun. Fun Fact: Nehme ich das Medikament Sonnenschein ein, brauche ich die Freude gar nicht erst aus dem Schrank holen. Sie kommt dann ganz von allein. Und schafft noch mehr Vorrat, wenn ich sie wahrnehme und somit ein bisschen mehr einsammele.

Hast du genug der besten Medizin zuhause?

Vielleicht hast du bislang nicht viel von Medikamenten gehalten. Vielleicht hast du bisher die Nebenwirkungen gescheut. Es mag sie auch hier geben. Zu lange in der Sonne gebadet – autsch, Gefahr von Sonnenbrand. Achtsam angewendet, entfaltet jedes einzelne dieser Medikamente die volle Heilkraft. Mal‘ dir mal aus, wie es wäre, wenn du alles auf einmal zu dir nimmst. Ich wünsche dir also, dass du immer genug davon in deinem Medizinschrank aufbewahrst. Und wer weiß, vielleicht ist sogar so viel da, dass du es mit anderen teilen magst. Andere, die die Medizin gerade mehr brauchen als du. In diesen Zeiten scheint mir das eine gute Idee zu sein. Schau‘ am besten gleich mal nach, was alles schon da ist und an welcher Stelle du mehr brauchst. Beim nächsten Mal, wenn du merkst, etwas Medizin könnte bei deinen Herausforderungen helfen, greif‘ das erste der sieben Medikamente, auf das dein Blick fällt. Für die schwierigeren Herausforderungen, die auch deinen Körper betreffen, scheue dich nicht, dir Rat und Unterstützung beim Doc zu holen.  

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