Es steckt ein großes Talent in uns. Das Talent des Geschichtenerzählers. Das Talent steckt in unserem Verstand. Nonstop fließen Gedanken durch uns. Ich wäre permanent damit beschäftigt, ganze Bücher zu füllen, ließe ich diese aus mir aufs Papier fließen. Unsere Gedanken werden zu Geschichten, in denen es darum geht, dass wir nicht gut genug sind oder dass wir keinen Erfolg bzw. keine Liebe verdient haben. Zu wenig Zeit haben, eine neue Gewohnheit oder ein neues Projekt anzugehen. Zu dick oder auch zu dünn sind. Zu arm, zu reich. Zu ordentlich, zu unordentlich. Was unserer Aufmerksamkeit begegnet, fließt ungefiltert in eine neue Geschichte. Eine von vielen Geschichten, die wir dann für die Wahrheit halten. Manchmal sind es auch die Geschichten von anderen, die wir zu unseren Geschichten machen. Wir hören oder lesen deren Gedanken, also das, was wir meinen zu verstehen – und machen sie zu unseren. Oft machen wir uns mit unseren Geschichten selbst das Leben schwer. Muss das sein?
Unsere Geschichten sind unsere Werkzeuge
All diese Geschichten lösen Gefühle in uns aus, die sich anschließend in unserem Handeln widerspiegeln. Klar, dass Geschichten, in denen wir in Freude und Begeisterung baden, ein anderes Handeln nach sich ziehen, als Geschichten, mit denen uns angst und bange wird. Erinnere dich, sie kommen aus unserem Verstand und sind im Grunde nichts als Gedanken. Wir haben die Wahl, ob wir ihnen Glauben schenken oder sie hinterfragen. Betrachten wir unsere Geschichten (oder auch die anderer) als Werkzeuge, so haben wir die Möglichkeit, ihren Nutzen zu prüfen. Möchte ich einen Nagel in die Wand schlagen, nützt mir ein Hammer mehr als ein Schraubenzieher. Der Hammer hilft mir jedoch nicht, wenn ich ein Brett durchsägen möchte. Manche Werkzeuge haben wir und sind dennoch zu gar nichts zu gebrauchen. Und genauso verhält es sich mit unseren Geschichten, unseren Gedanken. Manchmal sind sie nützlich und manchmal nicht. Und wenn sie gerade nicht von Nutzen sind, können wir sie auch wieder weglegen – und zum passenderen Werkzeug greifen.
Glaub‘ nicht alles, was du denkst
Unsere Gedanken sind machtvoll, denn sie sind verantwortlich dafür, wie wir die Welt sehen, ob wir eher positiv oder negativ eingestellt sind und auch, wie wir uns selbst einschätzen. Sie beeinflussen unsere Gefühlswelt und lösen neue Gedanken aus. Ein Kreislauf, der sich anschließend in unserem Handeln auch auf unser Umfeld auswirkt. Das, was an Gedanken in uns steckt, strahlen wir unbewusst nach außen aus. Stell‘ dir vor, du möchtest eine Gehaltserhöhung und malst dir gedanklich das Gespräch mit deiner Führungskraft aus. Wir tendieren dazu, solche Gespräche negativ zu zeichnen, indem wir uns fragen, was alles schiefgehen kann. Unser Verstand wittert Gefahr und schon geht es los mit all den „bösen Geschichten“. Wenn wir einer Geschichte Glauben schenken, die eher negative Gefühle in uns auslöst, wird diese Geschichte auf die eine oder andere Art wahr. Glaubst du deinen Geschichten? Muss sie wahr sein, weil du sie gedacht hast? Eine Geschichte wird nur real, wenn wir ihrer Botschaft glauben und genau darauf unsere Aufmerksamkeit lenken. Andernfalls verschwindet sie wieder. Wenn du deinen Geschichten glaubst, riskierst du, dass die Geschichte tatsächlich zur Wahrheit wird. Das ist großartig, wenn es sich um gute Geschichten handelt wie „Ich schaffe das!“. Oft geschieht das Gegenteil und die Geschichte „Das kriege ich nicht hin!“ wird zur Realität. Es geht auch anders.
Mache unnütze zu nützlichen Geschichten
Als das deutsche Fußballteam der Männer im Jahr 2014 die Weltmeisterschaft gewann, hatten sie hier einfach nur Glück? Es kommt nicht von ungefähr, dass in Teams nicht nur strategisches, sondern auch mentales Training eine Rolle spielt. Ich nehme an, hätte sich jeder einzelner Spieler wie auch das ganze Team Geschichten des Scheiterns hingegeben, wäre dies an irgendeiner Stelle innerhalb des Spiels auch eingetreten. Viele von uns erleben täglich mehrere gute Dinge. Ob nun in guten Worten oder Gesten, im Wetter, Reisen, Freunden oder Kindern „versteckt“ – oder in den alltäglichen Dingen wie eine Wohnung oder ausreichend Essen zu haben. Oft nehmen wir es als gegeben hin. Mit all unserer Aufmerksamkeit darauf, auf diese guten Geschichten zu schauen, sie festzuhalten und zu spüren, trainieren wir unsere Wahrnehmung und lenken unseren Blick auf die positiven Gegebenheiten in unserem Leben. Ebenso, wenn wir bewusst unseren negativen Geschichten eine positive Färbung verpassen. Sie umdrehen in eine Geschichte mit gutem Ausgang. Statt der Geschichte „Arbeit ist anstrengend.“ sich die Geschichte „Bei der Arbeit treffe ich nette Menschen.“ zu erzählen, löst andere Gedanken und Gefühle in uns aus. Dieses bewusste Herbeiführen neuer Geschichten mag Training sein, lohnt sich jedoch. Vor allem, wenn es uns dadurch gelingt, unseren Träumen und Wünschen ein Stück näher zu kommen. Indem wir leichter und schneller ins Handeln kommen. So kann unsere Geschichte wahrlich von Nutzen sein.
Bleib‘ offen für deine Geschichten
Natürlich können wir unser Leben nicht allein durch das Herbeiführen positiver Geschichten in eine andere Richtung lenken. Schlechte Geschichten kommen und gehen. Sie werden immer da sein. Sich ihrer bewusst zu sein, ihnen unsere Aufmerksamkeit zu schenken, um nach alternativen Verläufen zu schauen oder sie ziehen zu lassen, birgt die Chance, das Leben zu führen, das wir führen wollen. Lasst uns offen bleiben für unsere Geschichten, sie weisen uns einen guten Weg, ob wir diesem nun weiterhin folgen oder an einer Stelle abbiegen. Eine Frage unserer Entscheidung.
Photo by Anthony Tran on Unsplash
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