(Selbst-) Führung, Persönlichkeit

Was es bedeutet, selbstbewusst zu sein (und zu werden)

Schon als kleines Mädchen staunte ich über Menschen, die immer zu wissen schienen, was sie wollten und was sie tun. Ich hatte damals noch kein Wort dafür, bewunderte diese Menschen und nahm mir schon früh vor, so auch zu werden, wenn ich groß bin. Irgendwann erfuhr ich auch das Wort dafür, das diese Menschen auszeichnete: Selbstbewusstsein. Ich lernte auch, zur Schau getragenes Selbstbewusstsein von echtem Selbstbewusstsein zu unterscheiden. Mir meiner selbst bewusst zu sein oder noch eindeutiger: mir meiner selbst, meiner inneren Stärken und Fähigkeiten bewusst zu sein, das wurde früh zu meinem Nordstern. Auch wenn es Jahrzehnte und immer wieder neue Erfahrungen brauchte, weiß ich heute um mein Selbstbewusstsein. Was es mehrt und mindert. Und wie ich jeweils damit umgehen kann. Doch woran machen wir überhaupt selbstbewusste Persönlichkeiten fest?

Selbstbewusste Menschen erkennen

Menschen mit einem gesunden Portion Selbstbewusstsein sind Menschen, die konsequent die gesetzten Ziele verfolgen, dabei stets lösungsorientiert und optimistisch auftreten. Es sind die Macher:innen, die auf schwierige Situationen zugehen statt sie zu vermeiden. Menschen, die Hilfe und Unterstützung einholen, wenn sie nötig wird. Die bei Fehlern, Rückschlägen und Niederlagen auch einstecken können und dennoch gestärkt weiterlaufen. Die weniger Katastrophen und mehr Chancen sehen. Die ihre Meinung vertreten, auch wenn dies zu Konflikten führt. Es hilft, auch mal hinter die Fassade zu schauen: Treten Menschen nach außen auffällig laut auf, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sie auch selbstbewusst sind. Womit verbindest du selbstbewusste Menschen?

Wie wir unser Selbstbewusstsein sabotieren

Sind dir Sätze wie „Das schaffe ich nicht!“, „Ich werde sicher ausgelacht.“ oder „Was sollen denn die Nachbarn denken?“ vertraut? Mangelndes Selbstbewusstsein wird durch Selbstzweifel, also Zweifel an uns selbst und unseren Fähigkeiten gefüttert. Nicht ungewöhnlich, denn wir leben immer noch in einer Leistungsgesellschaft, in der das zählt, was du erreichst, weniger, wer du bist. Fehlt hier das Vertrauen in uns selbst, schränkt uns dies ein. Vor allem, wenn wir dem, was wir denken, uneingeschränkt Glauben schenken. Identifizieren wir uns mit dem Mangel an Selbstbewusstsein, wird uns dies im Leben immer wieder vor Augen geführt. Gut, dass wir jederzeit hinschauen können, um festzustellen, dass schon ganz viel da ist.

Was Selbstbewusstsein von Selbstvertrauen unterscheidet

Indem wir unsere Talente und unser Potenzial kennen, also über Selbstbewusstsein verfügen, bauen wir Selbstvertrauen auf. Unser Selbstvertrauen steht also unmittelbar in Zusammenhang mit unserem Selbstbewusstsein. Die Bedeutung steckt auch hier im Wort. Sich selbst zu vertrauen, das meint Selbstvertrauen. Dies schließt auch das Vertrauen in unsere Intuition ein, unser Bauchgefühl. Unsere Intuition führt uns. Es geht darum, darauf zu vertrauen, dass das, was wir anpacken auch gut wird. Hier mischt gern unser Verstand, unser Ego mit. Gut gemeint, wenn daraus jedoch Angst und Unsicherheit entstehen bzw. verstärkt werden, machen sich Hürden und Blockaden breit. Hindernisse, die uns auf unserem Weg aufhalten. 

Eine Dreiecksbeziehung: Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl

Wenn sich nun aus dem Selbstbewusstsein Selbstvertrauen speist, dann bauen wir mit steigendem Selbstvertrauen unser Selbstwertgefühl auf. Der Selbstwert ist das Ergebnis dessen, was wir über uns selbst denken. Siehst du den Zusammenhang? Ist das, was wir wahrnehmen, positiv, verstärkt das ein positives Gefühl über uns selbst. Und das lässt uns wachsen und vertrauen. Wir trauen uns viel mehr zu. Allerdings liegt hier auch die Gefahr, dass wir uns überschätzen, gar selbstverliebt auf unser Umfeld wirken können. Hier kommt es auf Ausgewogenheit, die Balance an, wobei uns regelmäßiges Hinschauen und Reflexion nutzen kann.

Selbstbewusstsein stärken: 10 Tipps

Die Angst zurückgewiesen oder abgelehnt zu werden, ist bei Menschen mit geringem Selbstwertgefühl tief verankert. Im Alltag trauen sich diese Menschen wenig zu. Sie halten eigene Meinungen zurück und können auch in Konfliktsituation nicht für sich selbst einstehen. Das kann auf Dauer sowohl das soziale Leben als auch die psychische Gesundheit beeinträchtigen. Dem gilt es entgegenzuwirken. Mit diesen zehn Tipps kannst du es schaffen:

  1. Kenne und schätze deine Stärken
    Hast du dich schon das Licht der Taschenlampe auf dich selbst gerichtet? Vielleicht fühlt sich das zuerst komisch an. Tatsächlich steckt sehr für Kraft auf dem Weg zur Selbsterkenntnis und -akzeptanz hierin. Erst recht, wenn du dir das immer wieder sichtbar und bewusst machst, z.B. in deinen Gedanken über dich oder mit einer Notiz am Kühlschrank oder Spiegel. Wie du dich selbst besser lernen kannst, erfährst du hier
  2. Umgib dich mit den richtigen Menschen
    Es heißt, du bist der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst. Mit wem verbringst du deine Zeit? Was zeichnet diese aus? Welche Ziele, Träume und auch Ängste und Überzeugungen haben sie? Schau‘ gern mal genauer hin, wenn ihr euch seht. In der Zeit, in der wir anderen Menschen begegnen, steckt viel Potenzial, denn – auch so heißt es – wir werden uns selbst verstehen, wenn wir unser Umfeld verstehen. Wenn du spürst, dass dir dein Umfeld nicht (mehr) gut tut, ist das eine Einladung, etwas zu verändern. Das geht in der Beziehung zum Gegenüber selbst oder auch indem du neue Menschen in deinem Leben willkommen heißt. Du hast die Wahl, mit wem du deine Zeit verbringst. Und das sollten ausschließlich die Menschen sein, die dir gut tun. 
  3. Richte dich auf Fülle statt auf Mangel aus
    Wir richten unseren Zoom oft auf die Widrigkeiten, Schwächen, Fehler, Macken etc. – kurzum: Mangel – aus, dass uns das, was uns mit Freude erfüllt, entgeht. Das trifft auf Menschen wie auf Situationen zu. Wenn du auf das blickst, was positive Gefühle in dir auslöst, ist das der Weg zu mehr Freude in deinem Leben. Es gibt unzählige Möglichkeiten und Einladungen gibt es überall; wir müssen nur hinschauen. 
  4. Übe dich in Dankbarkeit
    Wir haben die Möglichkeit, unsere evolutionär etwas „zurückgebliebenen“ Gehirnstrukturen zu verändern, indem wir Dankbarkeit praktizieren. Das hilft unserem Denkmuskel, unsere Aufmerksamkeit immer wieder und vor allem kontinuierlich auf die schönen Seiten im Leben zu lenken. So trainieren wir auch unseren Blick auf die Fülle in unserem Leben. 
  5. Lerne, gesunde Grenzen zu setzen
    Grenzen geben uns die Richtung vor, welches Verhalten wir bei anderen Menschen akzeptieren und welches Verhalten wir als inakzeptabel empfinden. Unserem Umfeld Grenzen aufzuzeigen, hilft uns dabei, glücklich und zufrieden zu sein. Das Gegenteil passiert, wenn wir es nicht tun: Missverständnisse, Frust und nicht zuletzt Stress ziehen in unser Leben ein. Übe dich darin, öfters „nein“ zu sagen, wenn dir jemand oder etwas nicht gut tut. 
  6. Stell‘ dich deinen Ängsten
    Es gibt viele Ängste. Sie gehören zu unserem Leben dazu. Die Angst ist nicht unser Feind. Wenn wir ihr die Tür öffnen, die Angst zulassen, können wir erleben, dass sie auch wieder zur Tür hinausgeht. Haben wir die Angst einige Male durchlebt, ist sie uns langsam zur Gewohnheit geworden – bis wir frei davon sind. Manchmal bedarf es Unterstützung durch Dritte, wenn unsere Ängste uns dauerhaft das Leben schwer machen. 
  7. Lass dir helfen
    Wir können nicht alles alleine schaffen. Vergiss nicht: Hilfe anzunehmen, ist eine Stärke. Es fühlt sich gut an, und zwar nicht nur für uns, sondern auch für denjenigen, der hilft. Es ist ein Geben und Nehmen, das soziale Bindung stärkt. Das ist gut für unsere Beziehungen, vor allem für die Beziehung zu uns selbst. Finde hier mehr Gründe, warum du Hilfe annehmen solltest. 
  8. Verabschiede dich von alten Überzeugungen
    Unsere negativen Prägungen, zumeist entstanden aus Botschaften, die wir in frühkindlichen Zeiten angenommen haben, begleiten uns ein Leben lang. Es alte Überzeugungen, die wir bislang nicht hinterfragt haben. Solange wir sie uns nicht bewusst machen, können sie uns aufhalten. Wir können uns jedoch jederzeit entscheiden, Schluss zu machen mit diesen negativen Glaubenssätzen. Gerade wenn wir merken, dass sie uns und unserer Entwicklung im Weg stehen. Zumeist ist das der Fall bei Überzeugungen wie „Ich bin nicht gut genug.“ oder „Ich habe es nicht verdient, glücklich zu sein.“ Eine gute Zeit, das jetzt, wo wir erwachsen sind, zu hinterfragen und umzuformulieren. 
  9. Erlaube dir Fehler 
    Wir alle machen Fehler. Gut so, denn aus ihnen können wir lernen. Oft verurteilen wir uns jedoch dafür, schimpfen uns selbst aus. Still und heimlich, ganz unbewusst. Ein Wirbelsturm, der sich dann in uns zusammenbraut und sich seinen Weg in Gefühlen wie Wut, Hilflosigkeit und Ohnmacht bahnt. Ein Ausweg: Sei gut zu dir. Gesteh‘ dir zu, mehr Gelassenheit deinen Fehlern gegenüber zu entwickeln. Nimm den Druck raus, perfekt sein zu müssen. Verzeih‘ dir, so wie du auch anderen Menschen deren Fehler verzeihst. Fang‘ bei dir an. 
  10. Bleib‘ dran
    Mein wichtigster Tipp zum Schluss: Ein stärkeres Selbstbewusstsein kommt nicht über Nacht. Es erfordert Disziplin und Tatkraft. Vergiss dabei nicht, dir deiner Taten bewusst zu werden. Schreibe dir deine Erfolgsgeschichten auf, auch wenn dahinter kleine Aufgaben stecken. Auch kleine Erfolge sind Erfolge. Es mag Tage geben, in denen es schwieriger erscheint. Lass es zu, denn es geht vorbei. 

Schenke dir einen Mutausbruch

Du weißt nun, dass die Stärkung des Selbstbewusstseins ein Prozess ist. Mit einer guten Portion Mut und Geduld belohnst du dich am Ende selbst. Auch wenn der erste Schritt im Prozess selbst noch so klein erscheint, ermutige ich dich, ihn zu gehen. Sprich‘ gern darüber, sodass auch dein Umfeld von dir lernen kann. Ich wünsche dir viele Erkenntnisse auf deinem Weg. Wenn du dir dabei Begleitung und Unterstützung wünschst, melde dich gerne bei mir. 

Photo by Thomas Mowe on Unsplash

(Selbst-) Führung, Persönlichkeit

Jammern. Wie umgehen mit der Negativität?

Was wäre unsere Welt ohne unser stetiges Meckern, Schimpfen, Jammern & Co.? Wir meckern, wenn die Bahn nicht pünktlich kommt. Wir jammern, wenn wir zu viele Aufgaben auf dem Tisch haben. Wir nörgeln, wenn es draußen regnet. Und wenn es nicht regnet, jammern wir, weil es zu heiß ist. Oder zu kalt. Ich mache das. Du machst das. Andere machen das. Und im Zusammenkommen machen wir es gemeinsam. Jammern verbindet. Deswegen bewegen wir uns immer wieder ins Jammertal. Wir wollen doch dazu gehören. Doch tut uns das Jammern, Nörgeln, Schimpfen, Meckern wirklich gut? Nun, uns selbst wirft es sicherlich eine Last ab. Ballast, der uns Erleichterung bringt. Wir wollen doch auch Leichtigkeit im Leben. Doch die Frage ist, wohin werfen wir den Ballast ab? Da ist die Kollegin, mit der wir gerade einen Kaffee trinken. Oder der Partner zuhause. Vielleicht auch die Kinder, die den Frust abbekommen. In der Regel ungefragt. 

Das Jammern will raus aus dir

Ist dir jemals in den Sinn gekommen, dein Gegenüber zu fragen, ob dein Jammern gerade gehört werden möchte? Probier’s mal aus – und frag‘ vorher! Nur wenige Menschen können hier ihre Grenzen aufzeigen. Und dennoch ist es eine Frage der eigenen Entscheidung. Mal ehrlich, wenn ein:e Freund:in ihren:seinen Frust mitteilen möchte, dann sind wir doch zur Stelle. Und hinterfragen: Was brauchst du gerade? Idealerweise machen wir das nicht nur in Gedanken. Vielleicht geht es um einen Rat, eine Einschätzung oder eben „nur“ ein Ohr. Zuhören. Das ist es meist, das wir uns wünschen, wenn wir durch die Stolpersteine auf unserem Weg ins Straucheln kommen und uns mitteilen wollen. Oftmals unterschätzt wird, was das Abwerfen von Ballast für Stimmung erzeugt. Angefangen bei uns selbst. Denn zunächst einmal fangen wir mit dem Jammern bei uns an. Erst dann suchen wir uns bewusst oder unbewusst unsere Zuhörer:innen. Und das wird dann schnell zur Frustgemeinschaft. 

So steigst du aus der Meckerspirale aus

Vielleicht hast du schon einmal bemerkt, dass du dich beim Abwerfen von Frust zwar kurzzeitig gut fühlst, aber sag: Hat sich an der Situation selbst etwas geändert? Hat sich nach dem Schimpfen übers graue Wetter plötzlich der Himmel erhellt und die Sonne kam raus? Hat die Kollegin, die sich deine Beschwerden über deine viele Arbeit angehört hat, angeboten, deine Arbeit zu übernehmen oder ist der Stapel zufällig direkt kleiner geworden? Lösungen haben sich nicht aufgetan, oder? Ich verrate dir was! Die Lösung liegt bei dir. Es ist an dir, ob sich eine Situation verändert oder du sie schlimmstenfalls noch wochenlang ertragen musst. Wie wäre es also mit einem neuen Weg statt wie gewohnt beim Jammern zu bleiben? Frag‘ dich gerne bei der nächsten Situation, die deinen Puls nach oben treibt:

Was kann ich tun, um an der Situation etwas zu verändern?

Vielleicht hast du nicht direkt eine Antwort darauf. Dann erlaube dir, dir Zeit zu nehmen. Was brauchst du? Wer kann helfen? Vielleicht hast du gleich mehrere Antworten. Antworten, die vielleicht den Puls noch höher schlagen lassen. Klar, der Verstand wittert Gefahr. Meist liegt genau hier die Lösung versteckt. Erlaube dir, kleiner zu denken. Sicherer. Kleine Schritte, die dich mit maximal leicht erhöhtem Puls zumindest loslaufen lassen. Zumindest gehst du dann los. Und das bringt neue Kraft! Denn das Gefühl, über die Situation die Kontrolle zu haben, ist ein wahrer Energizer.

Verpasse deiner Energie einen Frische-Kick

Wie sollst du auch in deine Kraft kommen, wenn du im Jammertal festsitzt? Nimmst du dich der Situation und deiner eigenen Verantwortung an, kommst du ins Tun. Bleib‘ an dir dran und höre dir selbst zu. Es steckt so viel Potenzial, so viel Erkenntnis in deiner eigenen Sprache. Du erkennst daran, wie du mit dir und anderen sprichst, wenn du gerade ins Jammertal abgebogen bist. Die nächste Weggabelung machst du auf, indem du dich bewusst für die Exit-Strategie entscheidest. Je mehr du das tust, umso mehr wirst du feststellen, dass Frust, Meckern und Jammerei dir und anderen gegenüber weniger werden. Ein zusätzlicher Nebeneffekt soll dabei nicht unerwähnt bleiben: Du ziehst andere Menschen, die im Jammertal feststecken, weniger an. Das hält so ganz nebenbei deine Kraft, deine Energie oben. Verurteile dich jedoch nicht dafür, dich selbst beim Jammern zu erwischen. Das ist menschlich. Und: Veränderung braucht Zeit. Und mit der Zeit kommen die Erfolge. Pure Energie! Pure Positivität. Denn du hast es verdient, glücklich zu sein!

Photo by Amanda Jones on Unsplash

(Selbst-) Führung, Kommunikation

In 4 Schritten gewaltfrei kommunizieren

Es ist inzwischen eine ganze Weile her, als ich das erste Mal von Gewaltfreier Kommunikation gehört habe. Ich erinnere mich, dass ich zunächst irritiert über das Wording war. Gewalt ist ein großes Wort. Aggressiv. Dunkel. Frei von Zuneigung. Als ich im Laufe der Zeit damit vertraut wurde, welche Auswirkungen Sprache haben kann, wenn sie unbewusst wie bewusst manipulativ eingesetzt wird, bekam der Begriff der Gewaltfreien Kommunikation eine tiefere Bedeutung. Gewalt wirkt tatsächlich nicht allein körperlich, sondern auch über Sprache. Es sind die vermeintlich kleinen Spitzen, Sticheleien, Pöbeleien. Passiv-aggressive Kommentare, die heute vor allem in den sozialen Medien zu finden sind. Forderungen, Vorwürfe, Beleidigungen. Eine Sprache, mit der wir unsere Mitmenschen verletzen können, was auf Dauer unseren Beziehungen schadet. Und auch schon mal zu einem Kontaktabbruch führen kann.

Doch es geht auch anders. Achtsam und eben gewaltfrei. Die Gewaltfreie Kommunikation (GfK) ist eine Kommunikationsmethode, die zurückgeht auf Marshall B. Rosenberg. Sie ist auf Bedürfnisse und Gefühle ausgerichtet, denn genau diese stecken hinter Verhaltensweisen und Konflikten im menschlichen Miteinander. So schaffen wir es, wertschätzende Beziehungen zu anderen aufzubauen und zu pflegen, sei es beruflich oder privat. Auch Konflikten können wir damit anders gegenübertreten. Gewaltfreie Kommunikation unterstützt uns hier dabei, Konflikte nachhaltiger zu klären. Dabei hilft sie uns, unsere eigenen Gefühle und Verhaltensweisen wie auch die unseres Gegenübers besser zu verstehen. Wir erkennen somit viel besser die Grundbedürfnisse, die hinter unserem Handeln stecken.

Von Giraffen und Wölfen: Gewaltfreie Kommunikation unter Kindern

Es war das dritte Schuljahr, als meine Tochter plötzlich Giraffen mit zum Abendessen brachte. In unseren Schulen werden die Kinder mit der Giraffen- und der Wolfssprache vertraut gemacht. Dies erfuhr ich also eines Tages am Abendbrottisch. Giraffensprache lässt sich auf Gewaltfreie Kommunikation zurückführen; hier wird der Blick zunächst auf Fakten gelenkt. Anschließend werden Bedürfnisse wie auch Gefühle ausgesprochen. Die Wolfssprache dagegen wird als Alltagssprache bezeichnet. Eine Sprache, in der wir unbewusst im Austausch mit unserem Gegenüber sind und bei der es passieren kann, dass wir andere schnell verurteilen, manchmal auch vorverurteilen. Je älter unsere Kinder werden, wird vom Verwenden von Ich- statt Du-Botschaften gesprochen. Doch damit allein ist es nicht getan: Es macht kaum einen Unterschied, ob ich nun „Du hörst mir nicht zu!“ oder „Ich fühle mich fürchterlich, weil du mir nie zuhörst!“ verbal in den Raum werfe. Wenn wir jedoch erkennen, was unsere Bedürfnisse sind, schaffen wir im Vermitteln dieser eine Ebene in unseren Gesprächen, die zu Verständnis und Mitgefühl uns selbst und dem anderen gegenüber verhilft. Eine Möglichkeit mehr, den anderen so zu nehmen, wie er ist. Das schafft Raum dafür, Lösungen zu finden.

So funktioniert Gewaltfreie Kommunikation

Es sind vier Schritte, die dich auf deinem Weg zu einer Gewaltfreien Kommunikation voranbringen:

  1. Beobachtung
    Dein Fokus liegt zunächst rein auf der Beobachtung der Handlung (Was ist konkret passiert?), wobei auf jegliche Bewertungen und Interpretationen verzichtet wird.
  2. Gefühle
    Anschließend hinterfragst du, welche Gefühle mit der Handlung ausgelöst wurden.
  3. Bedürfnisse
    Hinter Bedürfnissen stecken Wünsche oder auch allgemeine Werte, die wir gerne erfüllt hätten. Sie können sich von Mensch zu Mensch unterscheiden bzw. unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Hier geht es also darum zu erkennen, welche deiner Bedürfnisse in der Situation erfüllt oder nicht erfüllt wurden.
  4. Bitte: Den Schluss bildet das Formulieren einer Bitte nach einer bestimmten Handlung an dein Gegenüber, um dein bisher unerfülltes Bedürfnis zu erfüllen.

Rosenberg bringt es in seiner Zusammenfassung wie folgt auf den Punkt:

Wenn ich sehe, dass du A tust, fühle ich B, weil ich das Bedürfnis nach C habe. Deshalb bitte ich dich, D zu tun. Wie wäre dies für dich?

Wenn Paul beispielsweise im Joballtag in nahezu allen Gesprächen immer wieder durch Eva unterbrochen wird, sodass er selten in der Lage ist, seinen Standpunkt zu vertreten, kann er dies im Gespräch wie folgt abbilden: „Wenn du mich in unseren Gesprächen unterbrichst, bevor ich meine Meinung zu Ende dargelegt habe, ärgert mich das und ich spüre Frust, denn ich möchte, dass mein Standpunkt vollständig gehört und bei nachfolgenden Entscheidungen berücksichtigt wird. Sagst du mir bitte, was du von mir brauchst, damit wir künftig beide hinreichend zu Wort kommen?“

Zugegeben, das klingt nach einem kurzen Austausch. Gewaltfreie Kommunikation ist eine Einladung zu einem Dialog. Quasi ein Senden und Empfangen. Und das darf auch länger dauern. Gerade, wenn man sich die Methode zu eigen macht, kann es jedoch anfänglich zu einem Ringen um Worte und Formulierungen führen. Auch Beobachtungen von Interpretationen zu trennen, will geübt sein. Als Coach unterstütze ich dabei, indem ich gezielt nachfrage sowie eine Auswahl an verschiedenen Gefühlen und Bedürfnissen anbiete. Wie gut, dass Marshall B. Rosenberg zudem Bedürfnisse benennt: körperliches Wohlbefinden, Sicherheit, Empathie, Zugehörigkeit/Geborgenheit, Spiel/Erholung, Autonomie/Willensfreiheit, Sinnhaftigkeit, Kreativität, Liebe. 

Mit Gewaltfreier Kommunikation Verbindung und Mitgefühl schaffen

Wir wünschen uns alle im menschlichen Miteinander Verbindung und Mitgefühl. Dafür trägt jede*r die Bereitschaft zu Kompromissen in sich, sich auf die Bedürfnisse anderer einzustellen und diese zu erfüllen. Du-Botschaften allein bringen uns nicht weiter. Wenn wir uns jedoch kommunikativ öffnen und uns gegenseitig unsere Bedürfnisse und Wünsche mitteilen, bietet sich uns eine Chance, unsere Beziehungen respektvoll auf Augenhöhe zu führen. In Frieden. Ich spreche daher auch gerne von Friedvoller Kommunikation, zeigt das doch auch, was ich mit meiner Kommunikation erreichen möchte. Ein gutes Beispiel für die Hin-zu-Motivation.

Durch Gewaltfreie Kommunikation gelingt es dir, Verantwortung für deine Bedürfnisse zu übernehmen und zu reflektieren, was du brauchst, damit es dir gut geht. Die Bedürfnisse deines Gegenübers bleiben genau dort, beim Gegenüber. Rosenberg ist der festen Überzeugung, dass aggressives Verhalten wie Vorwürfe, Beleidigungen etc. stets Aufschluss über ein unerfülltes Bedürfnis gibt. Gut, sich immer wieder vor Augen zu halten, dass aggressives Verhalten von anderen nichts mit dir zu tun hat. Mit den zuvor genannten vier Schritten kommst du deinen Bedürfnissen auf die Schliche. Und du kannst beim Zuhören gleichzeitig deine Mitmenschen unterstützen, indem du ihnen durch Nachfragen dabei hilfst, ihre Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und zu benennen. Ich wünsche mir, dass wir alle lernen, mehr und mehr auf unsere Bedürfnisse zu hören, Verantwortung für uns selbst übernehmen sowie uns in Zuneigung und Mitgefühl begegnen.

Photo by Brooke Cagle on Unsplash 

(Selbst-) Führung, Persönlichkeit

Wenn die Reise nach innen ungemütlich wird

Heute wird es etwas persönlicher. Ich habe Urlaub. Sonne, türkisblaues Wasser, neue Menschen um mich herum unterstützen beim Denken und Fühlen von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich mich auf eine Reise nach innen begeben. Ich habe mich sortiert, angenommen, was da ist, Verbrauchtes gründlich ausgemistet und neue Ziele gesteckt. Nach etwa sechs Monaten fing ich an, innerlich zu strahlen: Ich freute mich auf den vor mir liegenden Weg, auch wenn er mir ein bisschen Angst machte. Beruflich begann ich, neue Wege zu gehen. Privat lernte ich so einige Menschen kennen, die mir ans Herz gewachsen sind. Neue Freundschaften, neue Perspektiven. Jeder Tag enthielt kleine Wunder. Das ist noch heute so. Solange ich den Fokus halte. Hinschaue. In Dankbarkeit und Demut. Und einmal mehr bemerke ich, dass meine im vergangenen Jahr begonnene Reise noch lange nicht vorbei ist. Zwar habe ich in einigen Bereichen meines Lebens neue Entscheidungen getroffen und alte, eher hinderliche Überzeugungen über mich angeschaut und losgelassen. Dann kam das Leben dazwischen und machte einen neuen Weg in einem ganz anderen Bereich meines Lebens auf. Unerwartet. Überraschend. Schön. Zunächst schön. Ich, die ich mich in Achtsamkeit und Gelassenheit übe, legte genau diese ab, als es ruckelig wurde. Irgendetwas löste diesen einen Knopf der Fernbedienung aus und zack, schon lief ich in alten Mustern anderen gegenüber. Wann immer ich versuchte, aus diesen bewusst auszubrechen, wurde es ungemütlich. Erst in meinem Inneren, dann im Außen. Hätte ich meine Wahrnehmung geschärft, hätte ich sicherlich gemerkt: Die äußere Welt ist ein Spiegel meiner inneren Welt. Vielleicht hätte ich anders gehandelt. Hätte, hätte… So handelte ich vielleicht unbeholfen und hölzern. Der Versuch war es mir wert. Ich habe dazugelernt.

Die Vergangenheit reist mit

Wieder einmal erfuhr ich, wie stark längst vergangene Erfahrungen, Lernen, Erziehung und Erlebnisse sich immer noch auf mein Verhalten und meine Gedanken auswirken. Hier im Bewusstsein zu bleiben, fiel mir verdammt schwer. Ich lerne eben noch. Und hin und wieder darf ich mich auch selbst daran erinnern, dass ich auch nur ein Mensch bin. Ein Mensch auf der Reise, die vermutlich lebenslang dauert. Blöd nur, wenn andere das anstrengend finden, sich in eigenen Mustern verheddern und neue Wege schließlich abrupt enden. Unerwartet. Überraschend. Unschön. Gut, dass ich mich inzwischen auch darin geübt habe, nicht die Verantwortung für Entscheidungen anderer komplett zu übernehmen. Auch wenn ich mich zuletzt daran erinnern musste. Und dann kam schon wieder das Leben dazwischen und ließ die Vergangenheit an die Tür klopfen. Nicht minder unerwartet. Überraschend. Ob schön oder unschön ist noch offen. Das liegt dann sicher auch an mir. Neue Entscheidungen wollen getroffen werden. Mit Bedacht. Deshalb habe ich den Druck rausgenommen. Ganz achtsam. Auf dem Weg in die Gelassenheit. Alles wird schon irgendwie gut. Und bis dahin kann ich mich beruhigt um mich selbst und meine Liebsten kümmern. Das Gesicht in die Sonne halten, im türkisblauen Wasser baden, bei und mit mir sein – auch im Zusammensein mit anderen. 

Von meiner Reise zu deiner Reise

In stürmischen Zeiten hilft es zu sortieren: Was kannst du beeinflussen? Was kannst du nicht beeinflussen? Wir können nicht immer alles in unserer Hand haben, andere Menschen können wir auch nicht ändern. Aber du kannst jeden Tag aufs Neue innehalten und hinterfragen, wie du dich in der Welt bewegst. Geschieht uns etwas, was wir nicht vorhergesehen haben, können wir daran wachsen. Mit Offenheit, Neugier und einer Prise Mut halten wir den Blick nach vorne gerichtet. So nehmen wir die Welt um uns herum auch nicht nur schwarz-weiß wahr, sondern durchaus auch ihre Graustufen. Negative Erfahrungen und Erlebnisse bekommen somit einen positiven Anstrich, vielleicht anfangs noch hauchzart. Manchmal wird dieser erst Jahre später deutlich erkennbar. Und dazwischen hilft es, das eigene Handeln danach auszurichten, was uns positive Energie, gute Gedanken und Gefühle gibt. Das ist Arbeit mit uns selbst, die unser Leben aktiver und gestaltbarer macht. Denn so viel ist sicher, jeder von uns hat es selbst in der Hand, etwas aus der eigenen Zeit auf dieser Erde zu machen. 

Photo by Samantha Sophia on Unsplash

(Selbst-) Führung, Kommunikation

So behältst du bei Kritik einen kühlen Kopf

Hast du es gerade mit Vorwürfen und Kritik in deinem Leben zu tun? Schiebt dir deine Kollegin die Schuld in die Schuhe, weil sich das gemeinsame Projekt verzögert? Wirft dir dein Partner mangelnde Loyalität vor? Oder beklagt sich deine Freundin über zu wenig Aufmerksamkeit? Vermutlich bringt dich das ordentlich auf die Palme. Vielleicht denkst du: Wieso versteht er oder sie mich nicht? Warum sieht niemand, welche Bedürfnisse ich habe? Vielleicht merkst du auch umgekehrt, dass es sich immer um die gleichen Themen handelt, die dich aus der Fassung bringen. Inzwischen bist du nur noch am Meckern, weil du dich einfach nicht gehört und ernst genommen fühlst. Gleichwohl, von wem die Schuldzuweisungen und Vorwürfe ausgehen, hier spielen stets unerfüllte, nicht beachtete Bedürfnisse eine wesentliche Rolle. Bedürfnisse, die weder klar noch wertschätzend formuliert werden. Wir wünschen uns von unserem Gegenüber, dass dieser uns unsere Bedürfnisse von den Augen abliest. Anstatt das Licht auf uns selbst zu richten, um herauszufinden, was wir brauchen, gehen wir unbewusst in den Widerstand und brechen Streitereien vom Zaun. Hier spielt sich dann letztlich nichts anderes als ein Machtkampf ab: Es geht nur noch darum, Recht zu behalten. Die Folge: Missverständnisse und unglückliche Kommunikation. Beides führt wiederum zu Frust und Alleinsein. Oft lenken derlei Zank und Streit davon ab, worum es wirklich geht. Umso mehr wir uns dann im Streit miteinander verheddern, umso weniger ist eine gemeinsame, konstruktive Lösung möglich. Und umso mehr entfernen wir uns vom Anderen. Und eigentlich wünscht sich jeder doch das Gegenteil. 

Kritik als Angriff auf unser Ego

Eine der größten Hürden in der zwischenmenschlichen Kommunikation liegt darin, wenn sich dein Gegenüber angegriffen fühlt. Und das hat in der Regel nichts mit dir zu tun. Hier arbeitet das Ego des anderen auf Hochtouren, sucht nach Aufmerksamkeit und Bestätigung. Und genau dasselbe passiert, wenn wir uns angegriffen fühlen. Das bedeutet, wenn du auf einen Angriff von jemanden reagierst, spiegelst du nur die Ängste und Sorgen deines Gegenübers wider. Kritisierst du jemanden, wenn du selbst gerade unzufrieden bist, dreht sich die Kritikspirale in deine Richtung zurück. Hier kämpfen dann zwei Egos gegeneinander. Ein Kampf, der sinnloser nicht sein kann. Dabei hilft es nicht, die Verantwortung für das Ego des anderen zu übernehmen, und zwar in der stillen Hoffnung, es beruhigen zu können. Keine Chance, nicht deine Verantwortung. Der bessere Weg: positiv mit Kritik umzugehen und Kritik selbst konstruktiv zu geben. Unsere Arbeit: Wir können lernen, unser Ego in den Griff zu bekommen, indem wir innehalten. Versuche also bei Kritik, deine Gedanken zu unterbrechen. Fühl‘ in dich hinein, welche Reaktion, welchen Reiz das Ego dir vermittelt, ohne direkt darauf zu reagieren. Frage zudem den anderen nach den Gründen für dessen Vorwürfe, die eigentliche Absicht hinter der Kritik. Das bringt Klarheit. Und frage insbesondere dich selbst, warum du dich angegriffen fühlst. Ich kenne das gut von Feedbackgesprächen mit Führungskräften. Erst kommt die Ölung durch Lob und Anerkennung, dann die Kritik, die so klein sie auch war, wie ein Messer im Rücken wirkt. Die vorherigen Worte des Lobes waren vergessen. Das Ego ist aktiviert. Vielleicht wurde auch ein wunder Punkt berührt, der an anderer Stelle bereits ans Licht kam. Oder eine alte Überzeugung taucht plötzlich auf. Gut, sich dann zu fragen:

  • Welcher wunde Punkt wurde hier gerade berührt? 
  • Was kann ich daraus lernen?
  • Warum hat mein Gegenüber die Macht, mir ein schlechtes Gefühl zu vermitteln?

Niemand besitzt die Macht, uns anzugreifen. Wir legen sie eher freiwillig in die Hand des anderen. Wer auch immer durch Kritik etwas in uns berührt hat, trägt keinerlei Schuld an unserem negativem Gefühl. Es ist vielmehr eine Einladung, hinzuschauen, dankbar zu sein, denn hinter der Kritik kann die Chance zum Wachstum stecken.

Kritik loslassen oder daran wachsen

Eine verbindende Kommunikation hilft, Missverständnisse zu enttarnen. Eine Kommunikation, in beide Seiten als Team, nicht als Gegner agieren. Das gilt für unser privates Leben genauso wie im Job. Es braucht einen wohlwollenden Blick auf sein Gegenüber, um Bedürfnisse des jeweils anderen zu entdecken, zu verstehen und vor allem fürsorglich und verständnisvoll damit umzugehen. Zudem verlangt es von uns, weise zu wählen zwischen Abgrenzung und Selbsterkenntnis. Dafür dürfen wir lernen, welche Vorwürfe, Schuldzuweisungen und Kritik aussortiert gehören, weil sie schlicht nichts mit uns zu tun haben und bei welchen Angriffen sich stattdessen Chancen zum inneren Wachstum und mehr Stärke auftun können. Gute Aussichten für eine größere Verbundenheit und mehr Vertrauen im Miteinander.

Photo by Brooke Cagle on Unsplash

(Selbst-) Führung, Persönlichkeit

Spieglein, Spieglein an der Wand: So projizierst du auf andere

Regen dich deine Mitmenschen manchmal auf? Gibt es jemanden in deinem Leben, der es regelmäßig schafft, dich auf die Palme zu bringen? Sind es bestimmte Eigenschaften bei anderen, die dich wieder und wieder rasend machen? Was ich dir nun sage, wird dir vermutlich nicht gefallen. Es liegt oft gar nicht an deinem Gegenüber, wenn du an die Decke gehst. Es hat viel mehr mit dir selbst zu tun, als du denkst. Autsch! Natürlich fällt es uns viel leichter, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn es uns nicht gut geht. Wir schauen aus anderen Gründen in den Spiegel und kämen nie auf die Idee, uns selbst zu fragen, was das Ganze mit uns zu tun hat. Diese Seifenblase von Überzeugung lasse ich hiermit platzen. Die Psychologie versteht darunter eine Projektion, mit der wir anderen Menschen Eigenschaften, Schwächen oder Probleme anhängen, die wir selbst in uns tragen. Mal ganz offensichtlich, mal ganz verborgen unter unserer Oberfläche. Wenn ich jemanden also als chaotisch und unordentlich wahrnehme, gibt es diesen Anteil auch in mir. Und wenn ich mir selbst gegenüber ehrlich bin, so finde ich ein paar Beispiele dafür. Weil ich selbst jedoch nicht nur einmal erfahren habe, dass Unordnung und Chaos „nicht richtig“ sind, lehne ich diesen Anteil in mir ab – und damit auch bei anderen. Es bringt mein Blut in Wallung, sobald eine andere Person immer wieder diese Eigenschaften an den Tag legen. Oder ist es dir schon einmal passiert, dass dir Menschen begegnet sind, die immer eine Meinung haben und in jedem Gespräch auch vertreten, immer laut und nie leise? Vielleicht empfindest du diese Menschen als unsympathisch, weil sie sich in deinen Augen immer wieder in den Vordergrund drängen. Und weil du es ablehnst, wenn jemand Selbstbewusstsein zeigt, schließlich erlaubst du dir dies selbst nicht. Beide Beispiele sind dabei noch vergleichsweise leichte Kost. Wir meckern über Egoismus, Faulheit, Ungeduld, Bequemlichkeit, Perfektionismus, Unpünktlichkeit. Was hat das jeweils mit uns selbst zu tun?

Was wir nicht wollen, verschwindet nicht

Wenn wir projizieren, blocken wir also unsere eigenen, ungeliebten Gefühle, Wünsche, Ängste und Themen ab. Wir schließen sie aus unserem Leben aus. Sperren sie weg. Lästern, Meckern, Schimpfen. Wir regen uns auf und wieder ab. Davon verschwinden sie jedoch nicht. Wenn wir nicht hinschauen, was dahinter steckt, kommt das alles irgendwann wieder. In einem anderen Menschen. In einer anderen Situation. Wir kämpfen dagegen an und sehen unser Gegenüber in aller Negativität. Und halten das, was wir sehen, für nichts als die Wahrheit. Und dann? Dann machen wir unsere Mitmenschen zu etwas, was sie überhaupt nicht sind. Wir laufen Gefahr, unsere Beziehungen zu belasten, vielleicht sogar zu sabotieren. Ein Jackpot in der Kategorie Energieräuber. Alles ändert sich, wenn wir verstehen, dass alle Menschen projizieren. Das macht es natürlich wesentlicher komplizierter, weil wir uns ständig fragen, ob sich gerade eine Projektion auftut oder nicht. Einfach geht anders, heißt jedoch auch schwarz und weiß. Graustufen sind das bessere Bunt. Und bunt bedeutet, stark und beweglich zu sein. Mit diesen Fragen gelingt dir das Hinschauen, wenn du bemerkst, dass du projizierst:

  • Was hat das mit mir zu tun?
  • Laste ich der anderen Person gerade etwas an, was selbst in mir ist und das ich vielleicht sogar lebe?
  • Werfe ich meinem Gegenüber etwas vor, was ich mir selbst nicht erlaube?
  • Kreide ich dem anderen etwas an, was dieser kann und ich nicht?
  • Beklage ich mich über etwas, was der andere besitzt, ich jedoch nicht?

Mutig und ehrlich hinschauen lässt dich wachsen

Idealerweise schaffen wir es, objektiv und gütig mit uns und unserem Umfeld zu sein. Und das bedeutet eben auch, dass wir uns an die eigene Nase fassen. Klar, das setzt Mut und Ehrlichkeit voraus. Es lohnt sich jedoch immer, wenn wir uns selbst noch besser kennen lernen. Dazu gehört auch, alle Anteile, die wir in uns tragen, willkommen zu heißen. Egal, wie wir sie bewerten. Für noch mehr Gelassenheit und ein friedliches Miteinander – auch im Umgang mit uns selbst. So bahnt sich ein neuer Weg emotionaler Freiheit. 

Photo by Ivan Lapyrin on Unsplash

(Selbst-) Führung, Allgemein

Manchmal braucht es einen liebevollen Schubser von außen

Gestern trieben mich etwas Zeit, strahlender Sonnenschein und der Gedanke an etwas Sport ins Freibad. Als ich nach einigen Bahnen mich entspannt im Wasser zurücklehnte, beobachtete ich eine Szene, die mich wahrhaftig berührte. Ich beobachte eine Klasse von Kindern im Grundschulalter, die am 3 Meter-Sprungturm auf ihren Einsatz wartete. Nach und nach kletterte ein Kind nach dem anderen nach oben, um den Sprung ins nasse Kühl zu wagen. Unterstützt wurden sie dabei von einer etwas älteren Lehrerin, sodass jeder Sprung scheinbar mühelos gelang. Zunächst. Denn nach einiger Zeit wagte sich auch ein Junge nach oben, zögerte allerdings sichtlich nervös vor seinem Sprung. Ich bemerkte, wie die Lehrerin ihm gestikulierend den Tipp gab, nicht nach unten ins Wasser, sondern nach vorn in den Park zu schauen, um es ihm einfacher zu machen. Allein diese Geste berührte mich schon sehr, nicht zuletzt, weil ich mich gedanklich zurückversetzt fühlte in meine Zeit im Schwimmverein. Damals gab es niemanden, der uns zu Seite stand und gut zuredete. Im Austausch mit seiner Lehrerin nahm der Junge einen kleinen Schritt nach vorn und einen großen Schritt zurück. Er fühlte sich offenbar noch nicht bereit. Die Lehrerin rief schließlich etwas nach unten zu den anderen Kindern der Klasse, die nach ihrem eigenen Sprung am Beckenrand warteten. Sie fingen an zu klatschen und riefen dem Jungen drei Meter über ihnen Mut zu. Dieser fasste sich offenbar nun hinreichend motiviert genug ein Herz – und sprang schließlich ins Wasser. Die Klasse klatschte Beifall, und ich war versucht, es ihnen gleich zu tun. Ich kannte weder Lehrerin noch Kinder, fühlte mich ihnen jedoch sehr nah. 

Unterstützung im Umfeld verleiht Flügel

Dieser Moment hat sich tief in mir eingeprägt. Einer der schöneren Momente des Tages, auf den ich zurückblicken konnte. Mir ging dabei auf, dass es oft im Leben jemanden gibt, der an dich glaubt und dich dabei unterstützt, deine Ziele zu erreichen. Den Weg gehst du allein, egal wie holprig er sich anfühlt. Er lohnt sich jedoch immer, weil du auf deinem Weg über dich hinauswachsen kannst. Es gibt ja bekanntlich immer mal wieder diese Tage, wo scheinbar nichts so richtig gelingen mag. Hier hilft es, gut mit sich umzugehen und sich mit Menschen zu umgeben, die uns unterstützen in unserem Handeln. Menschen, die uns gut, vor allem ehrlich zureden. Menschen, die an uns glauben. Und die uns einen liebevollen Schubser in eine Richtung geben, die sich im ersten Moment unsicher und unbekannt anfühlt, uns letztlich aber erfahren lassen, dieser Richtung offen zu begegnen. 

Unterstützung annehmen ist erlernbar

Manchmal neigen wir dazu, Unterstützung abzulehnen. Ob bewusst oder unbewusst, dahinter stecken meist alte Überzeugungen wie: „Ich darf nicht um Hilfe bitten.“ oder auch „Ich muss das allein schaffen.“ Wer jedoch über seine Ängste sprechen kann, überwindet sie viel leichter. Und Situationen, die uns Angst verspüren lassen, lassen sich gemeinsam wesentlich leichter meistern. Über die Jahre habe ich mehr und mehr gelernt, über Themen zu sprechen, die mich beunruhigen. Und mutig eben auch mit Unterstützung an der Seite einen Schritt nach vorn zu gehen und ins Unbekannte zu springen. Echter Mut versteckt sich eben nicht in den Dingen, die wir tun, sondern in der Überwindung dessen, was uns zurückhält.

Ich möchte all den Menschen danken, die mich auf meinem Weg bisher unterstützt, beraten, motiviert, beruhigt, trainiert und begleitet haben. Die mir zugehört haben. Die einfach da waren. Und die etwas in mir gesehen haben, das ich selbst erst einmal finden musste. Schön, dass es euch in meinem Leben gab und gibt. 

Photo by Ryoji Hayasaka on Unsplash

(Selbst-) Führung, Allgemein

Wie du mit deinen Selbstzweifeln umgehst

Stehst du auch manchmal vor einem Berg an neuen Herausforderungen? Der Partner, der in eurer Beziehung unzufrieden ist und den Gedanken an Trennung aufmacht. Die Restrukturierung deines Teams, die dir eine neue Führungskraft beschert, der du dich beweisen willst. Die Wohnung, die dir gekündigt wird, was dich unfreiwillig in ein Haifischbecken voll mit anderen Wohnungssuchenden torpediert. Puh, ganz schön anstrengend, was? Das Leben will’s mal wieder wissen – und dich über dich hinauswachsen sehen. Dabei lief es gerade so gut und vor allem ruhig. Du hattest es dir in deinem Leben so richtig bequem gemacht. Und nun das! Das Leben fordert dich heraus. Erwartungen an dich werden laut. Neue Entscheidungen müssen her, es riecht nach Veränderung. Und Veränderung ist unbequem. Nicht zuletzt, weil sie mit einem ganzen Haufen Selbstzweifeln verbunden ist. Die ziehen uns runter, zerren an uns, machen Entscheidungen schier unmöglich. Wer braucht das schon?

Selbstzweifel sind Teil des Spiels

Ich habe Jahre damit zugebracht, gegen Selbstzweifel anzukämpfen. Vergeudete Lebenszeit, denn irgendwann habe ich begriffen: Im Spiel des Lebens gibt es Selbstzweifel ohne Kosten oben drauf. All inclusive sozusagen. Eine gute Gelegenheit also, sich im Umgang mit ihnen zu üben. Denn eines ist klar: unsere Selbstzweifel bringen unsere Unsicherheit im Umgang mit eigenem Scheitern ans Tageslicht, sodass sie uns nichts anderes als eine Chance zum Wachstum bieten. Natürlich nur, solange wir ihr in einem gesunden Maß begegnen. Lass uns also hier mal das Geschenk auspacken, das sie uns in ihrem Auftreten machen: 

  • Selbstzweifel führen zu vernünftiger Zurückhaltung: Wenn wir zweifeln, haben wir Angst vor Fehlern. Das wiederum lässt uns vorsichtig(er) agieren. Dabei sind Fehler per se eine gute Sache. Denn sie sind dafür gemacht, aus ihnen zu lernen. Und für den Fall, du hast es noch nicht bemerkt: Fehler sind ebenfalls Teil des Spiels. Wir dürfen also spätestens jetzt beginnen, uns und anderen gegenüber freundlicher zu sein. So schaffen wir Raum für Meinungen, Erkenntnisse und Perspektiven durch andere. Kann doch auch mal helfen.
  • Selbstzweifel lassen uns lernen: Ja, Selbstzweifel blockieren, lähmen, stellen sich uns in den Weg. Und zwar nur so lange, bis wir uns von ihnen abwenden. Dann öffnet sich ein Feld voller Möglichkeiten zu lernen. Auch indem wir uns mit anderen austauschen. Wohlgemerkt mit denen, die uns unterstützen in dem, wer und was wir sind. Solche, die eine Situation aus einer anderen Perspektive betrachten, sodass wir einem Weg folgen können, den wir vorher nicht auf dem Schirm hatten. Das motiviert wiederum zum Weitermachen – und lässt die eigenen Zweifel mehr und mehr hinter uns. 
  • Selbstzweifel laden zur Reflexion ein: Du magst es ahnen: Hinter unseren Selbstzweifeln steckt nichts anderes als der innere Kritiker, der immer mal wieder seine Bedenken mit uns teilt. Erinnere dich daran, dass er es gut mit uns meint. Um uns zu schützen, schreit er uns Warnung um Warnung in den Verstand. Und hierin liegt nahezu ein Rohdiamant. Warum nicht konstruktiv mit ihm umgehen und schauen, was uns konkret hilft, mit unseren Zweifeln umzugehen? Was können wir tun, um den eigenen Zweifeln zu begegnen und Erfahrungen zu schaffen, die uns und unsere Fähigkeiten stärken?
  • Selbstzweifel bringen uns unseren inneren Überzeugungen näher: Unser Kritiker setzt uns nicht weniger als Gedankenflöhe ins Ohr. Eine lästige Angewohnheit, über die wir jedoch die Kontrolle haben. Wir dürfen nämlich weghören. Gar nicht erst grübeln, sondern direkt Gedanken hinterfragen. Denn meist verstecken sich hier negative Glaubenssätze, die in unseren frühesten Erfahrungen entstanden sind und zu Überzeugungen geführt haben, denen wir heute nicht länger folgen müssen. Da trifft es sich ganz gut, Schluss mit negativen Glaubenssätzen zu machen.  

Dankeschön, liebe Selbstzweifel!

Selbstzweifel gehören also dazu. Und im Grunde können wir ihnen dankbar sein. Schließlich können wir sie uns zunutze machen. Sie unterstützen uns dabei, unseren Weg neu auszurichten. Sie laden uns ein, alte, niedergetrampelte Pfade hinter uns zu lassen und neue Spuren auf unbekannten Wegen zu setzen. Wege, die uns bislang verborgen blieben. Selbstzweifel sind nichts Fixes. Nichts, was in Stein gemeißelt ist. Eine unbewusst zu eigen gemachte Angewohnheit. Eine Angewohnheit, die dazu gemacht ist, sie zu hinterfragen und schließlich hinter uns zu lassen. Das ist Training. Muskeltraining. In diesem Sinne: Sport frei!

Photo by Marina Vitale on Unsplash

Allgemein

Zurück in die Zukunft: Wie du mit deiner Vergangenheit aufräumst

Gehörst du auch zu den Menschen, die meinen, dass man die Vergangenheit besser nicht anrührt? Du sagst, vorbei ist vorbei? Für mich steckt darin nur die halbe Wahrheit. Für mich steckt in der Vergangenheit ein, nun ja, zumindest kleiner Schatz. Zuerst: das Verstehen. Ich verstehe mit Blick in meine Vergangenheit, warum ich so ticke, wie ich ticke. Ich verstehe meine Ticks und meine Macken. Ich verstehe, warum mich manche Situationen oder auch Menschen triggern. Und damit gelingt mir Loslassen immer leichter und schneller. Sehnst du dich nicht auch danach, Vergangenes so richtig hinter dir zu lassen? Und ich habe noch ein Stück Schatz für dich: Ich glaube fest daran, dass du dir deine Zukunft aktiv selbst gestalten kannst, wenn du einen Blick in die Vergangenheit wirfst. Versteh‘ mich nicht falsch, ich liebe es, im Hier und Jetzt zu sein. Um hier jedoch Zufriedenheit zu finden, wahrzunehmen oder bewusst herbeizuführen, habe ich zunächst mit der Vergangenheit aufräumen müssen. Es hat verdammt wehgetan, denn es kamen Erlebnisse und Gefühle zutage, die ich längst verdrängt hatte. Vergessen, weil ich Ablenkung gesucht habe. Ich hatte auf die Vogel-Strauß-Taktik gesetzt. Lieber den Kopf in den Sand stecken, als mich sehenden Auges Problemen und Herausforderungen zu stellen. Im Sand haben diese nicht existiert. Ich wusste jedoch, wenn ich zufrieden nach vorn schauen möchte, muss ich an die alten Wunden ran. Sie mit Neugier und Offenheit anschauen, hin und wieder bluten lassen und schließlich – nähen. Du meinst, ein Pflaster reicht? Hmm, das habe ich auch mal gedacht. Und glaub‘ mir, ich habe jahrzehntelang Unmengen von Pflastern geklebt! Irgendwann sind sie abgefallen und die alten Verletzungen sind wieder in Erscheinung getreten. Sie wollten gesehen werden, damit endlich Heilung stattfinden konnte. Problem gelöst, die Karten für die Zukunft neu gemischt, das Spiel des Lebens geht weiter. 

Tritt die Reise in die Vergangenheit an

Ich sag’s, wie es ist: Wenn du deine Vergangenheit nicht aufarbeitest, wirst du lebenslang unter den Ereignissen aus längst vergangenen Zeiten in deinem Leben leiden. Du musst also einige schmerzhafte Erlebnisse aus deiner Vergangenheit in das Licht der Gegenwart holen, um sie loszulassen und damit den Weg für dein Wohlbefinden und dein Selbstbewusstsein freizumachen. So viele Menschen erleben im Laufe ihres Lebens traumatische Situationen. Oftmals gelingt es ihnen, diese entweder aus eigener Kraft oder mit Unterstützung zu bewältigen. Handlungsbedarf besteht dann, wenn die gemachten Erlebnisse uns einschränken, uns leiden lassen. So kann aus erlebtem Mobbing in der Schule Angst vor Sichtbarkeit entstehen. Oder aus toxischen Beziehungen Angst vor Nähe in neuen Beziehungen. Oder aus Mangel an Nähe beim Aufwachsen ein Mangel an Selbstvertrauen. Ich bin davon überzeugt, dass man nicht die gesamte Vergangenheit aufräumen und detailreich analysieren muss, um ein zufriedenes und selbstbestimmtes Leben zu führen. Ich lade dich daher ein, in den Seiten deiner Vergangenheit zu blättern, die dir immer wieder vor die Füße fallen. Meistens passiert das dann, wenn negative Gefühle wie Angst, Sorgen, Ohnmacht oder Stress im Spiel sind. Dann schau‘ mal hin, an welche Situation(en) in der Vergangenheit dich diese Gefühle erinnern. Hier liegt der Schlüssel für eine andere Zukunft.

Dir gehört die Zukunft, nicht die Vergangenheit

Schon mit drei Schritten kannst du mit dem Blick zurück deine Zukunft gestalten:

  1. Nimm die Vergangenheit an, wie sie ist: Der erste Schritt ist immer das Annehmen der Situation, und zwar so wie sie ist. Dabei kann die Situation im Gestern liegen oder eben Jahre zurück. Geh‘ dazu raus aus der Opferhaltung und bekämpfe nicht das, was war. Bedenke stets, Mitleid für dich zieht Mitleid von außen an. Übernimm‘ Verantwortung für dein Leben. Unschöne Erlebnisse sind geradezu die besten Lehrmeister für unsere persönliche Entwicklung. Frag dich also gar nicht erst, warum es dich getroffen hat, sondern akzeptiere, dass es eben so ist und versuche lieber, dem Ganzen etwas positives abzugewinnen. 
  2. Spüre Glaubenssätze und Gedanken auf, die dir im Weg stehen: Schon früh im Leben haben wir Annahmen über das Leben getroffen, die uns andere Menschen oder Situationen vermittelt haben. So nehmen wir nun die Welt unter Umständen anders wahr, als sie tatsächlich ist. Haben wir in der Vergangenheit erfahren, dass die Welt ein gefährlicher Ort ist, nehmen wir sie auch so wahr. Mit solchen negativen Glaubenssätzen können wir Schluss machen. Glaubenssätze spiegeln sich in unseren Gedanken wider und haben eine unglaubliche Macht. Hier habe ich schon einmal darüber geschrieben. Lausche deinen Gedanken und du kommst mehr und mehr deinen Geschichten sowie Glaubenssätzen aus deinen Erfahrungen der Vergangenheit auf die Spur. 
  3. Lass‘ los, was mit der Gegenwart nichts mehr zu tun hat: Erzählst du dir immer wieder Geschichten, die mit der Gegenwart absolut gar nichts zu tun haben? Wenn ja, dann blockiert dich mit hoher Wahrscheinlichkeit noch ein alter Schmerz, der losgelassen werden will. Dieser Schmerz haftet so lange an dir, so lange du in der Wiederholungsschleife der Geschichte verweilst. Heilung passiert dann, wenn du hinschaust und -fühlst. Erlaube dir, jedes Gefühl da sein zu lassen. Mit deiner Wahrnehmung gelingt der Blick mehr auf das, was jetzt da ist. Du erfährst Klarheit, und der Filter der Vergangenheit verschwindet. Und damit auch die alte Geschichte… 

Mein Motto lautet: Erfahre, fühle, erkenne, wachse. Je länger die Erfahrungen zurückliegen, braucht es also unter Umständen das nochmalige Fühlen vor dem Erkennen aus einer anderen Perspektive. Sei dabei gut zu dir und lass dir Zeit. Geduld hilft hier enorm. Manchmal braucht ein solcher Prozess Jahre. Auch in kleinen Schritten kannst du nach vorne laufen. Höre dabei auf deinen Bauch, was sich für dich stimmig und richtig anfühlt. Welche Geschichte aus deiner Vergangenheit möchtest du als Erstes loslassen?

Photo by Peter Herrmann on Unsplash

Persönlichkeit

Wer bist du? Was macht dich aus?

Ich habe Pläne. Pläne, die es erforderlich machen, über mich selbst nachzudenken. Familie, Freunde wie Bekannte, die hier mitlesen, mögen die Augen verdrehen und/oder laut auflachen. Sie kennen mich nicht anders. Ich mache das gerne. Das hat auch einen entscheidenden Vorteil: Ich weiß, wer ich bin. Ich kenne meine Stärken und Talente, sodass ich hier selten etwas Neues entdecke. Wissen und Erfahrung baue ich fortwährend aus. Ich schreibe quasi meine Lebensgeschichte stetig weiter. Meine natürlichen Gaben und Talente helfen mir hierbei. In Zeiten, in denen es mal etwas anstrengend, unübersichtlich oder holprig ist, hilft ein Blick auf meine Lebensgeschichte. Sie zeigt mir, dass in all dem, was ich erlebe und erfahre, etwas steckt, an dem ich wachsen kann. Um neue Wege einzuschlagen. Neuland zu betreten. Den Zeh, den Fuß oder gleich das ganze Bein aus der Höhle namens Komfortzone herauszustrecken. Ich treffe immer wieder Menschen, die bislang nicht auf sich und ihre eigene Geschichte geschaut haben. Das ist auch in Ordnung, schließlich können damit Erinnerungen an Vergangenes geweckt werden. Und manchmal tut das dann eben weh. Wenn jedoch der Blick statt auf sich selbst eher auf die fällt, die vermeintlich mehr schaffen, attraktiver aussehen, mehr Geld auf dem Konto haben, kann das Folgen haben. Dann wird das eigene Unwohlsein genährt und führt statt auf neue Wege direkt ins Erstarren oder Weglaufen. All das hat Auswirkungen auf unser Umfeld, denn es spürt und sieht unsere Unzufriedenheit. Da denke ich also gern mal über mich selbst und meinen Weg nach, um Kraft zu sammeln oder neue Ideen für den weiteren Weg zu kreieren.

Deine Persönlichkeit, dein Leben

Wenn du in deine Persönlichkeit eintauchst, hast du mit Blick auf deine Stärken und Talente die Wahl, noch mehr aus deinem Leben zu machen. Der Blick auf dich und dein bisheriges Leben ist sehr spannend. Das Ganze hat sogar das Potenzial, ein wahrer Augenöffner zu sein. Hast du Lust darauf, dich selbst (noch besser) kennen zu lernen? Ich lade dich also auf ein Date mit dir selbst ein. Nimm dir ein wenig Zeit und ein bisschen Papier – und lass uns loslegen: 

  1. Welche natürlichen Gaben und Talente hast du? Wofür haben dich die Menschen in deiner Umgebung schon immer bewundert? Was machst du total gerne und vergisst darüber schon einmal die Zeit? Vielleicht bastelst du gerne, schreibst oder liest oft. Vielleicht liegt dir Kochen, Gärtnern oder Häkeln ganz besonders. Oder aber du kannst gut mit Kindern oder Tieren umgehen. Du erzählst vielleicht gern Geschichten oder reißt gute Witze. Geh‘ deinen Fähigkeiten auf die Spur, sie können so vielfältig sein. 
  2. Was sind deine natürlichen Stärken, deine persönlichen Kompetenzen? Stell‘ dir vor, du sitzt in einem Jobinterview und wirst danach gefragt. Was gibst du an? Was zeichnet dich aus? Ist es deine Hilfsbereitschaft oder deine Sorgfalt? Vielleicht bist du organisatorisch stark, besonders belastbar, kommunikativ. Oder aber du zählst Empathie, Engagement, Offenheit für Neues dazu. Hier gibt es viel zu entdecken.
  3. Über welches Wissen und welche Qualifikation verfügst du? Welche Kurse, Seminare, Fortbildungen etc. hast du besucht? Welches Wissen hast du dir selbst angeeignet? Gab es Bücher oder Zeitschriften zu bestimmten Themen, du du gelesen hast? Du wirst staunen, was du alles in deinem Leben schon „mitgenommen“ hast. Bücher über Persönlichkeitsentwicklung. Kochbücher mit ausgefallenen Rezepten. Eine Ausbildung, ein Studium, eine Weiterbildung. Kurse im Kochen, Stricken oder Töpfern. Mach‘ dir bewusst: es muss nicht für alles ein Zertifikat vorliegen. 
  4. Welche Erfahrungen hast du in deinem Leben gemacht? Was gehört in deine Lebensgeschichte? Vielleicht hast du Trennungen und Liebeskummer überwunden. Eine Wohnung gekauft, auf Reisen neue Kulturen kennen gelernt. Eine Krankheit überstanden. Ein Buch geschrieben oder ein Vier-Gänge-Menü gekocht. Autofahren, Motorradfahren, Traktorfahren. Den richtigen Partner gefunden. Lass‘ alles kommen, was raus will – und sei stolz auf dich und deine Erfahrungen!

Der rote Faden in deiner Lebensgeschichte

Was hast du über dich erfahren? Hast du dir etwas zurück ins Bewusstsein gerufen, das du längst vergessen hattest? So ist es mir seinerzeit ergangen. Es war die pure Freude, etwas wiederzuentdecken, das zu mir gehört. Es ist deine Geschichte, und vielleicht verstehst du einmal mehr, warum  ein jeder von uns einzigartig ist. All das, was du aufgeschrieben hast, zeigt auf, wer du bist. Ein wahrer Schatz! Unter Umständen entdeckst du einen roten Faden, der es dir erlaubt, einen Blick in die Zukunft zu wagen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass hierbei die tollsten Ideen entstehen. Solltest du diese anschließend umsetzen, erweiterst du deine Lebensgeschichte um neue Erfahrungen, auf die du stolz sein kannst. Wahrlich ein Geschenk! 

Photo by KaLisa Veer on Unsplash