(Selbst-) Führung, Persönlichkeit

Glaub‘ nicht alles, was du denkst

Es steckt ein großes Talent in uns. Das Talent des Geschichtenerzählers. Das Talent steckt in unserem Verstand. Nonstop fließen Gedanken durch uns. Ich wäre permanent damit beschäftigt, ganze Bücher zu füllen, ließe ich diese aus mir aufs Papier fließen. Unsere Gedanken werden zu Geschichten, in denen es darum geht, dass wir nicht gut genug sind oder dass wir keinen Erfolg bzw. keine Liebe verdient haben. Zu wenig Zeit haben, eine neue Gewohnheit oder ein neues Projekt anzugehen. Zu dick oder auch zu dünn sind. Zu arm, zu reich. Zu ordentlich, zu unordentlich. Was unserer Aufmerksamkeit begegnet, fließt ungefiltert in eine neue Geschichte. Eine von vielen Geschichten, die wir dann für die Wahrheit halten. Manchmal sind es auch die Geschichten von anderen, die wir zu unseren Geschichten machen. Wir hören oder lesen deren Gedanken, also das, was wir meinen zu verstehen – und machen sie zu unseren. Oft machen wir uns mit unseren Geschichten selbst das Leben schwer. Muss das sein?

Unsere Geschichten sind unsere Werkzeuge

All diese Geschichten lösen Gefühle in uns aus, die sich anschließend in unserem Handeln widerspiegeln. Klar, dass Geschichten, in denen wir in Freude und Begeisterung baden, ein anderes Handeln nach sich ziehen, als Geschichten, mit denen uns angst und bange wird. Erinnere dich, sie kommen aus unserem Verstand und sind im Grunde nichts als Gedanken. Wir haben die Wahl, ob wir ihnen Glauben schenken oder sie hinterfragen. Betrachten wir unsere Geschichten (oder auch die anderer) als Werkzeuge, so haben wir die Möglichkeit, ihren Nutzen zu prüfen. Möchte ich einen Nagel in die Wand schlagen, nützt mir ein Hammer mehr als ein Schraubenzieher. Der Hammer hilft mir jedoch nicht, wenn ich ein Brett durchsägen möchte. Manche Werkzeuge haben wir und sind dennoch zu gar nichts zu gebrauchen. Und genauso verhält es sich mit unseren Geschichten, unseren Gedanken. Manchmal sind sie nützlich und manchmal nicht. Und wenn sie gerade nicht von Nutzen sind, können wir sie auch wieder weglegen – und zum passenderen Werkzeug greifen. 

Glaub‘ nicht alles, was du denkst

Unsere Gedanken sind machtvoll, denn sie sind verantwortlich dafür, wie wir die Welt sehen, ob wir eher positiv oder negativ eingestellt sind und auch, wie wir uns selbst einschätzen. Sie beeinflussen unsere Gefühlswelt und lösen neue Gedanken aus. Ein Kreislauf, der sich anschließend in unserem Handeln auch auf unser Umfeld auswirkt. Das, was an Gedanken in uns steckt, strahlen wir unbewusst nach außen aus. Stell‘ dir vor, du möchtest eine Gehaltserhöhung und malst dir gedanklich das Gespräch mit deiner Führungskraft aus. Wir tendieren dazu, solche Gespräche negativ zu zeichnen, indem wir uns fragen, was alles schiefgehen kann. Unser Verstand wittert Gefahr und schon geht es los mit all den „bösen Geschichten“. Wenn wir einer Geschichte Glauben schenken, die eher negative Gefühle in uns auslöst, wird diese Geschichte auf die eine oder andere Art wahr. Glaubst du deinen Geschichten? Muss sie wahr sein, weil du sie gedacht hast? Eine Geschichte wird nur real, wenn wir ihrer Botschaft glauben und genau darauf unsere Aufmerksamkeit lenken. Andernfalls verschwindet sie wieder. Wenn du deinen Geschichten glaubst, riskierst du, dass die Geschichte tatsächlich zur Wahrheit wird. Das ist großartig, wenn es sich um gute Geschichten handelt wie „Ich schaffe das!“. Oft geschieht das Gegenteil und die Geschichte „Das kriege ich nicht hin!“ wird zur Realität. Es geht auch anders. 

Mache unnütze zu nützlichen Geschichten

Als das deutsche Fußballteam der Männer im Jahr 2014 die Weltmeisterschaft gewann, hatten sie hier einfach nur Glück? Es kommt nicht von ungefähr, dass in Teams nicht nur strategisches, sondern auch mentales Training eine Rolle spielt. Ich nehme an, hätte sich jeder einzelner Spieler wie auch das ganze Team Geschichten des Scheiterns hingegeben, wäre dies an irgendeiner Stelle innerhalb des Spiels auch eingetreten. Viele von uns erleben täglich mehrere gute Dinge. Ob nun in guten Worten oder Gesten, im Wetter, Reisen, Freunden oder Kindern „versteckt“ – oder in den alltäglichen Dingen wie eine Wohnung oder ausreichend Essen zu haben. Oft nehmen wir es als gegeben hin. Mit all unserer Aufmerksamkeit darauf, auf diese guten Geschichten zu schauen, sie festzuhalten und zu spüren, trainieren wir unsere Wahrnehmung und lenken unseren Blick auf die positiven Gegebenheiten in unserem Leben. Ebenso, wenn wir bewusst unseren negativen Geschichten eine positive Färbung verpassen. Sie umdrehen in eine Geschichte mit gutem Ausgang. Statt der Geschichte „Arbeit ist anstrengend.“ sich die Geschichte „Bei der Arbeit treffe ich nette Menschen.“ zu erzählen, löst andere Gedanken und Gefühle in uns aus. Dieses bewusste Herbeiführen neuer Geschichten mag Training sein, lohnt sich jedoch. Vor allem, wenn es uns dadurch gelingt, unseren Träumen und Wünschen ein Stück näher zu kommen. Indem wir leichter und schneller ins Handeln kommen. So kann unsere Geschichte wahrlich von Nutzen sein. 

Bleib‘ offen für deine Geschichten

Natürlich können wir unser Leben nicht allein durch das Herbeiführen positiver Geschichten in eine andere Richtung lenken. Schlechte Geschichten kommen und gehen. Sie werden immer da sein. Sich ihrer bewusst zu sein, ihnen unsere Aufmerksamkeit zu schenken, um nach alternativen Verläufen zu schauen oder sie ziehen zu lassen, birgt die Chance, das Leben zu führen, das wir führen wollen. Lasst uns offen bleiben für unsere Geschichten, sie weisen uns einen guten Weg, ob wir diesem nun weiterhin folgen oder an einer Stelle abbiegen. Eine Frage unserer Entscheidung. 

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(Selbst-) Führung, Persönlichkeit

Wenn dein Innen dein Außen bestimmt

Vergangene Woche startete gut für mich. Der Sonntag zuvor spielte dabei sicherlich eine nicht unwesentliche Rolle, als ich mich und mein Dasein während meines Geburtstages feierte. Umgeben von Menschen, die mir gut tun. Mit Gesprächen, ob persönlich oder telefonisch, die bereichernd waren. So begann der Montag entspannt und voller Vertrauen in einen guten Tag. Als ich vormittags das Haus verließ, begegneten mir gleich vier mir gänzlich unbekannte Menschen – Frauen wie Männer -, die mich anstrahlten und mich gleich mitstrahlen ließen. Beim ersten Mal meldete sich noch der innere Kritiker, um mir eine Geschichte zu erzählen, die mit der Realität nichts zu tun hatte. Aber mit zweitem Blick und zweitem Lachen im Gesicht des anderen ließ ich mich ganz darauf ein. Schaltete den Kopf aus. Was für ein tolles Gefühl! Ich spürte Wärme, Leichtigkeit und Freude in mir und hatte das Gefühl, die ganze Welt umarmen zu wollen. Dieses Gefühl begleitete mich den ganzen Tag, schaffte noch mehr positive Momente und ließ mich sogar ein Gespräch, das ich im Vorhinein in die Schublade „Herausforderung“ steckte, eher zuversichtlich führen. Was für ein Wochenstart! Ein paar Tage später erfuhr ich genau das Gleiche mit dem gegenteiligen Gefühl. Ich ärgerte mich über etwas, eine Kleinigkeit, und durchlebte binnen fünf Minuten mit zwei verschiedenen, mir ebenfalls unbekannten Menschen und Situationen noch mehr Ärger. Menschen begegneten mir genervt und ablehnend. Weil ich genervt und ablehnend war. Statt Freude und Leichtigkeit nur Frust und schlechte Laune. Das zog sich weiter in den Vormittag, erlebte ich in zwei weiteren Situationen. Zum Glück bemerkte ich es irgendwann und spielte ein wenig mehr mit meiner Einstellung zu mir, zum Moment und zum Tag. Damit wendete sich das Blatt und der Tag verlief noch sehr gut. 

Wie im Innen, so im Außen

Die äußere Welt ist immer ein Spiegel deiner inneren Welt. Alles, was du im Außen, deinem Leben hast, ist also nichts anderes als ein Spiegel von dem, wie es in dir aussieht. Oder auch anders herum: Das, was du bist, zeigt sich im Außen. Genau das habe ich vergangene Woche erlebt. War ich am Montag gänzlich in Harmonie mit mir selbst, so war ich auch in Harmonie mit dem Leben, das sich draußen abgespielt hat. Und genau das habe ich in meinem Umfeld angezogen. Klar, ich war ja auch in einer ganz anderen Energie unterwegs. Mit der Veränderung in mir ein wenig später in derselben Woche, hat sich alles um mich herum auch verändert. Mir dessen anhand dieser beiden Tage mit ihren Erfahrungen bewusst zu werden, hat mir wieder einmal gezeigt, dass alles bei mir anfängt. Es funktioniert einfach nicht, im Außen etwas zu verändern.

Daher lade ich dich ein, dein Leben im Hier und Jetzt mal ordentlich durchzulüften: Was siehst du?

  • Nimmst du Unsicherheit und Angst wahr?
  • Hast du das Gefühl, dass dir etwas fehlt?
  • Bist du umgeben von Energieräubern? 

Wenn du aktuell oder auch bereits über längere Zeit mit Menschen zusammen bist, die eher schwierig sind, liegt das darin begründet, weil in deinem Innern noch Schwierigkeiten in Form von unbearbeiteten Erfahrungen feststecken. Gut, sich darum zu kümmern und sich im Loslassen zu üben. So lange du innerlich noch Überzeugungen, Glaubenssätze und alte Konditionierungen mit dir herumträgst, ist die Luft in dir nicht klar und frisch. Und ebendies zeigt sich dann im Außen: Du begegnest immer wieder Situationen und Menschen, die du als Enttäuschung empfindest. Wenn dagegen in dir Klarheit und Frische bestehen, dann kommt Freude und Leichtigkeit in dein Leben, und zwar durch Menschen, die dich mögen und Situationen, die dich nach vorne bringen. Und wer will schon ohne Freude und Glück durchs Leben gehen?

Fünf Tipps zum inneren Durchlüften für mehr Harmonie in dir

Hast du Lust, Harmonie und Ausgeglichenheit in dein Leben zu holen? Mit meinen fünf besten Tipps zum Durchlüften für einen harmonischen Blick auf die Welt um dich herum gelingt es dir ganz bestimmt:

  1. Kümmere dich darum, dass du stets mit klarem Blick auf deine Welt hinaus schaust.
    Lass dich nicht von inneren Stimmen aus alten Überzeugungen auf deinem Weg irritieren und ablenken. 
  2. Halte regelmäßig inne und durchlüfte deine innere Welt.
    Deine Wohnung lüftest du sicher auch mehrmals am Tag. Sorge daher genauso für dich. Nur so geht es dir gut und du kannst sehen, was im Außen passiert.
  3. Bleibe im Moment, wenn du durchlüftest. 
    Nur das, was im Hier und Jetzt geschieht, ist die Realität. Die einzige Wahrheit, die es anzuschauen gilt. 
  4. Löse dich von der Vergangenheit und deiner Vorstellung von dem, was vor dir liegt.
    Kommen beim Durchlüften Gedanken an längst Vergangenes oder der Zukunft, lass los. Sie lassen den Wind manchmal kälter wehen.
  5. Hin und wieder wird die Luft dicker.
    Räum auf, was in dir der Luft im Weg steht. Warte nicht so lange, bis dir die dicke Luft den Atem nimmt. Sorge für schnelle Klärung. Sofort, dann fällt es dir leichter. 

Innen wie außen: Veränderung beginnt in dir

Du hast die Wahl und kannst lernen, dein Innenleben anzuschauen und durchzulüften. Hier und jetzt kannst du Verantwortung übernehmen, indem du selbst dafür sorgst, dass deine innere Welt gut durchgelüftet ist. Nimm wahr, was dabei im Außen passiert. Mich bringt es ins Staunen. Immer wieder. Denn es zeigt mir, was alles (noch) möglich ist. Wenn wir bei uns sind. 

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(Selbst-) Führung, Allgemein

Das Geheimnis unserer Grundmotive

Hast du dich mal gefragt, was dein Verhalten steuert? Es gibt viele verschiedene Theorien. Die Motivationstheorie von Heckhausen (2018) beschreibt drei menschliche Grundmotive: Macht, Leistung und Anschluss. Alle drei Motive beeinflussen also menschliches Verhalten. Sie sorgen dafür, dass wir in Bewegung kommen. In der Psychologie streiten sich die Geister über bis zu 16 Grundmotive. Die Positive Psychologie geht von acht Grundmotiven aus: Sicherheit (Schutz), Existenzsicherung (Überleben), Passen (Ich passe in meine Gruppe), Rudelführung (Ich übernehme Verantwortung für meine Gruppe), Erwünscht-Sein (Meine Gruppe möchte sich bei sich haben), Sex (Ich kann Sex haben), Freiheit (Ich habe die Wahl, Freiheit) und Macht (Ich kann etwas kontrollieren). Es ist demnach unklar, wie viele Grundmotive wir konkret haben. Fakt ist jedoch, wir haben sie so oder so, egal in welcher Anzahl. Sie haben sich in unseren Genen verfestigt und steuern unsere angeborenen Verhaltensweisen. Zudem gehen sie auf frühgeschichtliche Zeiten zurück, in denen es wichtig war, einer Gruppe (Rudel) anzugehören, um im Kampf gegen Säbelzahntiger das eigene Überleben und das Überleben des Rudels sicherzustellen. Bis heute haben sich diese Motive nicht verändert. Nur, dass es heute in erster Linie nicht mehr um das blanke Überleben geht. 

Ist dein Überleben gefährdet?

In unserem alten, gewohnten Denken gehen wir allzu oft davon aus, dass unsere Grundmotive nicht erfüllt sind. Verlieren wir unseren Job, schaltet sich unser inneres Alarmsystem an: Achtung, Existenz in Gefahr. Wenn wir uns im Job einem Team gegenüber sehen, dass partout nicht zu unseren Werten passt, sehen wir innerlich rot. Ähnlich verhält es sich, wenn sich der Partner von uns abwendet; sei es in Form von Kritik oder Trennung: wir fühlen uns nicht (mehr) erwünscht. Tief in uns – auf unbewusster Ebene – gleicht dies jeweils einem Überlebenskampf. Weggeschubst. Ausgestoßen. Allein gelassen. Gut, dass heute keine Säbelzahntiger vor der Höhle auf uns warten, wenn wir diesen Herausforderungen gegenüber stehen. Die gefährliche Welt der Frühzeit des Menschen ist vorbei. Wir dürfen uns also bewusst machen, dass heute ganz andere Zeiten herrschen. Frage dich also in schwierigeren Zeiten mit deinem Partner oder deiner Partnerin oder auch Team, ob du genügend Menschen in deinem Umfeld hast, die zu dir passen und bei denen du erwünscht bist (um überleben zu können)? Frage dich, ob du ausreichend Essen, Trinken, ein Dach unterm Kopf etc. hast, um bei dem Verlust deines Jobs überleben zu können. Unsere Denkgewohnheiten können wir ändern, indem wir uns daran erinnern, dass unsere Grundmotive in Wahrheit erfüllt sind. Wenn wir uns dessen bewusst sind, fallen uns automatisch alle möglichen Anzeichen auf, die die Erfüllung unserer Grundmotive bestätigen. Das gibt uns Raum zum Atmen und ein besseres Gefühl als wenn wir uns im inneren „Überlebenskampf“ mehr und mehr von negativen Gefühle beeinflussen lassen. Der Weg in die Gelassenheit, um neue Situationen zu reflektieren und einen guten Weg der Verarbeitung und des weiteren Handeln zu finden. Doch wie findest du überhaupt heraus, welches Grundmotiv bei dir ein (vermeintlich) unerfüllt ist? Frage kritisch nach dem Warum. Warum machst du das? bzw. Warum vermeidest du das? Wenn du zum Beispiel Angst hast, deine Bedürfnisse oder Wünsche anderen gegenüber zu äußern, frage dich, warum das so ist. Vielleicht reagiert dein Gegenüber nicht so, wie du es dir wünschst. Warum ist das so schlimm? Du könntest zurückgewiesen oder abgelehnt werden, was dann ein Zeichen sein könnte, nicht erwünscht zu sein oder nicht zu passen. Oder wenn du Angst hast, deinen Job zu verlieren: Warum hast du davor Angst? Vielleicht könntest du die Miete deiner Wohnung nicht mehr zahlen. Warum ist das schlimm? Nun, es besteht das (vermeintliche) Risiko, obdachlos zu werden und nichts mehr zu essen zu haben. Hier ist deine Existenz nicht länger sicher. Kennst du erst einmal dein Grundmotiv, kannst du dir leichter die Frage stellen, ob dieses heute nicht doch schon erfüllt ist. Frage dich, woran du erkennen kannst, ob du beim Grundmotiv Passen trotzdem noch genügend Menschen in deinem Umfeld hast, die du magst und die zu dir passen. Oder ob du beim Grundmotiv Existenzsicherung erkennen kannst, dass dein Überleben dennoch gesichert bleibt. 

Fazit

Geh also deinen Motiven auf die Spur, wenn du wieder einmal vor einer Herausforderung stehst. Frage dich, ob tatsächlich dein Überleben auf dem Spiel steht. Wenn du in einer Situation unnötig unter Strom stehst, sprich in einem inneren Dialog mit dir, und es stellt sich schnell Entspannung ein. So lässt sich besser beleuchten, ob dein von dir erkanntes Grundmotiv doch schon heute erfüllt ist. Das kann dein Weg sein, dein Problem zu lösen.

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(Selbst-) Führung

Warum es gut ist zu akzeptieren, was ist

Akzeptieren, was ist? Ja, das klingt so einfach und fühlt sich doch so schwer an. Wahrlich eine Herausforderung, gerade in einer Herausforderung. Die Pandemie hat uns gelehrt, eine Situation um einen Virus herum zu akzeptieren. Eine Situation, die sich wider Erwarten in unterschiedlichen Ausprägungen über Jahre hinwegzog. Eine Situation, die wir akzeptierten, an die wir uns angepasst haben. Nun ja, schon ein wenig gesteuert, und einigen fiel das Akzeptieren eher schwer, andere nahmen es leichter und zogen vielleicht sogar Vorteile aus der Situation. Akzeptieren ist letztlich nichts anderes als eine innere Einstellung. Wir stellen uns der Realität. In diesem Moment, im Hier und Jetzt. Hier sagen wir innerlich „Ja“ zu einem Umstand, einem Menschen oder einer Situation. Es fällt uns schwer, die Realität anzunehmen, wenn sich der Partner von uns trennt, eine Krankheit unseren Körper beeinträchtigt, die Kinder aus dem Haus in ein eigenes, selbstgewähltes Umfeld ziehen. Akzeptieren können wir auch, wenn wir an anderen Menschen Verhaltensweisen oder Charaktereigenschaften wahrnehmen, die uns nerven oder stressen. Die nicht vereinbar sind mit unseren Werten. Klar, wir können dagegen ankämpfen. In den Widerstand gehen. Wir können aber eben auch akzeptieren, was ist. Aber Achtung, das bedeutet nicht, gleich aufzugeben. Aus etwas, was wir doof finden, etwas Tolles zu machen, funktioniert nicht. Und es bedeutet genauso wenig, dass wir uns nicht mit unseren vermeintlichen Schwächen auseinandersetzen, um etwas zu ändern, sofern wir dies wollen. Akzeptanz heißt also in erster Linie, zunächst „Ja“ dazu zu sagen, was das Leben für uns bereithält. Egal, ob wir die Dinge, die da kommen, nun als gut, richtig, schön, falsch oder nicht richtig bezeichnen.

Akzeptanz heißt Loslassen, dann handeln

Aus der Positiven Psychologie wissen wir, dass es am besten für uns ist, wenn wir all unsere Erfahrungen, einschließlich unserer Schmerzen, annehmen, anstatt dagegen zu kämpfen. Die Vergangenheit ist geschehen, die Zukunft nicht vorhersehbar. Was zählt, ist der Moment. Der Moment ist die Gegenwart. Und nur in der Gegenwart können wir in aller Gänze fühlen. Wir bekommen hier also Klarheit über unsere Gefühle. Wir öffnen die Pforten zu unserer Wahrnehmung. Wenn wir das, was ist, nicht akzeptieren, riskieren wir, uns ins negative Wirrwarr von Gedanken über Vergangenheit und Zukunft zu begeben. Wenn wir uns beim Sport verletzt haben und für einige Zeit das Bett hüten müssen, nützt uns der Frust über diese Tatsache so gar nichts. Viel hilfreicher ist es zu überlegen, was wir mit dem Umstand oder auch trotz des Umstandes machen können. Mit der Tatsache leben. Trotz der Tatsache leben. Sich mit den Tatsachen, der Realität, anzulegen, bringt nichts – außer vielleicht noch mehr Frust. Dabei verlieren wir mehr, als wir gewinnen. Hand aufs Herz: Würdest du in den Ring steigen, wenn du genau wüsstest, dass du nicht die leiseste Chance hast, deinen Gegner zu besiegen? Das wäre irrsinnig, oder? Und trotzdem machen wir das immer wieder. Was tust du, wenn dir etwas passiert, das dir so gar nicht gefällt? Beim Aufräumen fällt dir ein Glas aus der Hand und zerbricht. Du setzt dich versehentlich auf deine Brille, sodass sie entzweibricht. Du erfährst, dass du den Job nicht bekommen hast, für den du dich beworben hast. Klar, das sind alles mehr oder weniger schlimme Situationen. Jedoch haben sie eines gemeinsam: Wenn sie passiert sind, sind sie passiert. Nichts und niemand kann sie rückgängig machen. Und dennoch steigen wir direkt in den Ring mit der Realität und rufen – ob still oder laut -: „Das darf doch jetzt nicht wahr sein!“ Tja, die Realität hält dagegen: „Es ist aber wahr!“. Daher heißt es auch hier, Widerstand bringt dich nicht weiter. Solange du dich im Widerstand befindest, bist du unfähig, richtig zu handeln. Akzeptiere erst. Handle anschließend. Weil unsere Kontrolle über die Außenwelt immer beschränkt ist, ist das die effektivste Möglichkeit, etwas zu erreichen.

Akzeptanz führt zu innerer Zufriedenheit

Wenn wir aufhören, uns gegen die Realität aufzulehnen, können wir unsere ganze Energie und Aufmerksamkeit auf das richten, was uns wichtig ist. Es braucht viel Übung, sich nicht über etwas zu ärgern, was wir (zumindest für den Moment) nicht ändern können. Es lohnt sich jedoch, daran zu arbeiten. Mit einer inneren Ja-Haltung der Realität gegenüber halten wir den Schlüssel zu einer tiefen inneren Zufriedenheit in der Hand. Halte dir gerne folgendes Gebet von Reinhold Niebur vor Augen:

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Im Klartext: Es gibt kein Patentrezept, das uns hilft, bei Herausforderungen herauszufinden, ob wir besser was ändern oder annehmen sollen. Uns achtsam zuzuwenden, unserer Intuition und weniger den Gedanken aus dem Ego, aus unseren Verletzungen, oder gesellschaftlichen Normen zu vertrauen, ist ein sehr guter Weg. Und selbst, wenn wir etwas ändern möchten, funktioniert das stets am besten aus einer positiven Grundeinstellung heraus. Übrigens: Ich übe auch immer mal wieder in der Akzeptanz, was gerade ist. Auch in diesen Tagen.

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(Selbst-) Führung, Persönlichkeit

Spieglein, Spieglein an der Wand: So projizierst du auf andere

Regen dich deine Mitmenschen manchmal auf? Gibt es jemanden in deinem Leben, der es regelmäßig schafft, dich auf die Palme zu bringen? Sind es bestimmte Eigenschaften bei anderen, die dich wieder und wieder rasend machen? Was ich dir nun sage, wird dir vermutlich nicht gefallen. Es liegt oft gar nicht an deinem Gegenüber, wenn du an die Decke gehst. Es hat viel mehr mit dir selbst zu tun, als du denkst. Autsch! Natürlich fällt es uns viel leichter, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben, wenn es uns nicht gut geht. Wir schauen aus anderen Gründen in den Spiegel und kämen nie auf die Idee, uns selbst zu fragen, was das Ganze mit uns zu tun hat. Diese Seifenblase von Überzeugung lasse ich hiermit platzen. Die Psychologie versteht darunter eine Projektion, mit der wir anderen Menschen Eigenschaften, Schwächen oder Probleme anhängen, die wir selbst in uns tragen. Mal ganz offensichtlich, mal ganz verborgen unter unserer Oberfläche. Wenn ich jemanden also als chaotisch und unordentlich wahrnehme, gibt es diesen Anteil auch in mir. Und wenn ich mir selbst gegenüber ehrlich bin, so finde ich ein paar Beispiele dafür. Weil ich selbst jedoch nicht nur einmal erfahren habe, dass Unordnung und Chaos „nicht richtig“ sind, lehne ich diesen Anteil in mir ab – und damit auch bei anderen. Es bringt mein Blut in Wallung, sobald eine andere Person immer wieder diese Eigenschaften an den Tag legen. Oder ist es dir schon einmal passiert, dass dir Menschen begegnet sind, die immer eine Meinung haben und in jedem Gespräch auch vertreten, immer laut und nie leise? Vielleicht empfindest du diese Menschen als unsympathisch, weil sie sich in deinen Augen immer wieder in den Vordergrund drängen. Und weil du es ablehnst, wenn jemand Selbstbewusstsein zeigt, schließlich erlaubst du dir dies selbst nicht. Beide Beispiele sind dabei noch vergleichsweise leichte Kost. Wir meckern über Egoismus, Faulheit, Ungeduld, Bequemlichkeit, Perfektionismus, Unpünktlichkeit. Was hat das jeweils mit uns selbst zu tun?

Was wir nicht wollen, verschwindet nicht

Wenn wir projizieren, blocken wir also unsere eigenen, ungeliebten Gefühle, Wünsche, Ängste und Themen ab. Wir schließen sie aus unserem Leben aus. Sperren sie weg. Lästern, Meckern, Schimpfen. Wir regen uns auf und wieder ab. Davon verschwinden sie jedoch nicht. Wenn wir nicht hinschauen, was dahinter steckt, kommt das alles irgendwann wieder. In einem anderen Menschen. In einer anderen Situation. Wir kämpfen dagegen an und sehen unser Gegenüber in aller Negativität. Und halten das, was wir sehen, für nichts als die Wahrheit. Und dann? Dann machen wir unsere Mitmenschen zu etwas, was sie überhaupt nicht sind. Wir laufen Gefahr, unsere Beziehungen zu belasten, vielleicht sogar zu sabotieren. Ein Jackpot in der Kategorie Energieräuber. Alles ändert sich, wenn wir verstehen, dass alle Menschen projizieren. Das macht es natürlich wesentlicher komplizierter, weil wir uns ständig fragen, ob sich gerade eine Projektion auftut oder nicht. Einfach geht anders, heißt jedoch auch schwarz und weiß. Graustufen sind das bessere Bunt. Und bunt bedeutet, stark und beweglich zu sein. Mit diesen Fragen gelingt dir das Hinschauen, wenn du bemerkst, dass du projizierst:

  • Was hat das mit mir zu tun?
  • Laste ich der anderen Person gerade etwas an, was selbst in mir ist und das ich vielleicht sogar lebe?
  • Werfe ich meinem Gegenüber etwas vor, was ich mir selbst nicht erlaube?
  • Kreide ich dem anderen etwas an, was dieser kann und ich nicht?
  • Beklage ich mich über etwas, was der andere besitzt, ich jedoch nicht?

Mutig und ehrlich hinschauen lässt dich wachsen

Idealerweise schaffen wir es, objektiv und gütig mit uns und unserem Umfeld zu sein. Und das bedeutet eben auch, dass wir uns an die eigene Nase fassen. Klar, das setzt Mut und Ehrlichkeit voraus. Es lohnt sich jedoch immer, wenn wir uns selbst noch besser kennen lernen. Dazu gehört auch, alle Anteile, die wir in uns tragen, willkommen zu heißen. Egal, wie wir sie bewerten. Für noch mehr Gelassenheit und ein friedliches Miteinander – auch im Umgang mit uns selbst. So bahnt sich ein neuer Weg emotionaler Freiheit. 

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(Selbst-) Führung, Kommunikation

Der Ton macht die Musik

Meine Eltern hatten es mit mir auf meinem natürlichen Selbstfindungstrip im Alter von 14+ Jahren sicher nicht einfach. Ich habe in jenen Zeiten nicht viel mit ihnen gesprochen. Und wenn, dann klang oft Trotz, Rebellion oder selbstauferlegte Arroganz durch. Ein Satz, der dann häufiger fiel, war „Der Ton macht die Musik!“. Ein Satz, den meine Mutter aussprach und der hängen blieb. Ich musste kürzlich wiederholt daran denken, als ich mich in verschiedenen Gesprächssituationen wiederfand und bemerkte, wie ich oder auch andere auf das Wie hinter den Worten reagierten. Kommunikation ist für mich von jeher ein spannendes Thema. Mit nur einem Ton kann ich Türen öffnen oder eben auch schließen. Ton schafft Emotion. Und oftmals schafft auch die Emotion den Ton. Mit ein bisschen Achtsamkeit können wir den Fokus auf das positive Gefühl setzen und gar nicht erst das Boot in stürmische Gewässer lenken. Ein Beispiel: Wenn ich morgens mein Kind wecke, kann ich dies liebevoll tun, indem ich mich zu ihm setze, es streichle und ihm ein sanftes „Aufstehen“ ins Ohr schicke oder ich gehe ins Zimmer, um die Vorhänge aufzureißen und dabei ebenso laut wie streng „Aufstehen“ zu rufen.

Gute Kommunikation ist Achtsamkeit

Mit einer guten Portion Aufmerksamkeit kannst auch du in deinen Gesprächen dein Gegenüber und dessen Reaktion auf das Gesagte wahrnehmen. Bist du unsicher in dem, was du wahrnimmst, trau dich und frag nach. So klärt sich sicher eine Situation, über die du vielleicht vorschnell geurteilt hat. Wichtig ist auch die jeweilige Stimmung – bei dir und deinem Gegenüber. Manchmal wird die auch unbewusst beeinflusst. Ein falsches Wort, ein falscher Ton, und schon bricht in unseren Beziehungen die Eiszeit aus. Wir senden in unseren Gesprächen eben nicht nur Worte, sondern auch Gefühle. Sei dir bewusst, dass das, was du aussendest, auch zu dir zurückkommt. Ton auf Ton. Gefühl auf Gefühl. Gewalt erzeugt Gegengewalt. Auch in unserer Kommunikation. Eine Auseinandersetzung, gründet sie noch so sehr auf einer banalen Situation, führt dann schnell zum Verlust von Nähe und Vertrauen. Nicht so, wenn du vergeben kannst, was das Gras über die Sache wachsen lassen kann. Kommt es jedoch wiederholt zu ähnlichen Situationen, leiden unsere Beziehungen bis hin zum Kontaktabbruch. Unsere Muster sind mächtig, wenn wir ihnen keine Aufmerksamkeit schenken. 

Und wie sprichst du mit dir selbst?

In unseren Gesprächen kommt es also nicht immer auf das Was, sondern vielmehr auf das Wie an. Und das gilt auch für die Gespräche, die wir mit uns selbst führen. Achte gerne mal darauf, wie du mit dir selbst sprichst. Sprichst du so auch mit deiner besten Freundin? Deinem besten Freund? Wie oft verurteilst du dich selbst in deinen stillen Gesprächen? Auch hier geht es darum, dir selbst ein:e gute:r Freund:in zu sein, dich wichtig zu nehmen und einen liebevollen Umgang mit dir selbst zu pflegen. Auch hier macht eben der Ton die Musik. Egal also, in welchem Gespräch du dich künftig befindest, achte auf das Wie in deinen Worten – selbst, wenn du schlecht drauf bist.

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(Selbst-) Führung, Allgemein

Ich muss! Neee, ich muss gar nichts!

Offenbar ist das gerade wieder so eine Zeit. Eine Zeit, in der ich ein Wort in meinem Umfeld ganz besonders oft höre. Es scheint ein Lieblingswort unter uns Menschen zu sein. Und auch ich höre es mich selbst immer mal wieder sagen. Egal, ob beruflich oder privat, das Wort taucht immer wieder auf: „Ich MUSS noch schnell die Küche aufräumen.“ „Wir MÜSSEN das jetzt endlich umsetzen.“ „Wir MÜSSEN lernen, …“ „Sie MUSS damit aufhören, …“ „Ich MUSS damit heute fertig werden.“ Seit drei Wochen nehme ich dieses Wort immer wieder in meiner Umgebung wahr. Zeit, darüber zu schreiben und das aufzuzeigen, was passiert, wenn wir etwas MÜSSEN. Das ist nämlich einfach. Es passiert… nicht viel – außer Druck und Stress. 

Du muss… Ist das wirklich wahr?

Überleg‘ mal selbst, was du heute oder in den nächsten Tagen alles noch tun musst. Schließ‘ die Augen und hole dir deine To Do-Liste vor dein inneres Auge. Höre deinen Gedanken zu. Und verbinde deine vielleicht längst fälligen Aufgaben mit dem Wort müssen. Was MUSST du tun? Und, wie fühlst du dich jetzt, wenn du weißt, was du noch tun musst? Fühlst du Ärger, Unwohlsein oder gar Wut? Wo sitzt das Gefühl? Vielleicht im Bauch? Vielleicht schnürt es dir gar die Kehle zu? Vielleicht geht es auch direkt in den Widerstand, es wird aufgeschoben, verdrängt. Und im Anschluss gibt es gelegentlich noch mehr Frust oder mindestens ein schlechtes Gewissen. Puh! Ganz schön viel Macht für so ein einzelnes Wort, oder? Dabei ist doch klar, wir müssen gar nichts. Wir müssen nicht mal leben. Eine gute Gelegenheit, es weniger zu verwenden. So gänzlich streichen, das muss auch gar nicht sein. Schon wieder müssen. Hier jedoch hilft es. Für diesen Impuls braucht es kein müssen. Für all deine „Ich muss“-Sätze frage dich gerne selbst, ob du wirklich musst. Und nimm wahr, wie leichter es plötzlich ohne all diese Verpflichtungen wird. Um doch noch ins Handeln zu kommen, und zwar mit Freude und Spaß, probiere es mal mit anderen Worten. 

Ich werde, darf und möchte

Wie wäre es denn, wenn du bei deinem nächsten wahrgenommenen „Ich muss…“ das Müssen gegen ein Wollen eintauschst? Ich wette, auch ein vielleicht dir so lästiges Thema wie die jährliche Steuererklärung hat etwas Gutes an sich. Die Steuerrückzahlung für die nächste Urlaubsbuchung nutzen? Morgens aus einem gequälten „Ich muss aufstehen.“ ein „Ich werde aufstehen, um mir einen leckeren Tee zuzubereiten.“ oder „Ich möchte aufstehen, um mein Kind zu wecken.“ zu machen, hält eine ganz andere Energie hoch, mit der du dein Handeln ausrichten kannst. Auch sich etwas zu erlauben, also zum Beispiel aufstehen zu dürfen, um Geld zu verdienen, ist wesentlich motivierender als in der negativen Energie des Müssens zu bleiben. Zu guter Letzt: „Ich muss mal wieder Sport machen.“ Ich kann den Kalender danach stellen, wie oft gerade im Frühjahr dieser Satz den Mündern meines Umfeldes entschlüpft. Auch meinem Mund gelegentlich. Und dann drehe ich ihn um zu „Ich werde wieder Sport machen.“ und treffe eine Entscheidung, was ich dafür konkret tun WERDE. So kommt Bewegung rein, im wahrsten Sinne des Wortes.

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(Selbst-) Führung

Weg von oder Hin zu? Was ist deine Motivation?

Weißt du, was gedanklich dein Handeln bestimmt? Sind es Probleme und deren Lösungen, die dein Nachdenken bestimmen, um ins Handeln zu kommen? Oder sind es Ziele, die du gesteckt hast, die du erreichen möchtest? Im Grunde hast du immer zwei Möglichkeiten, wie du mit Situationen umgehen kannst, über die du gerade nachdenkst. Zum einen kannst du dir vorstellen, was davon du künftig nicht mehr haben, erleben oder tun willst. Umgekehrt klappt das auch, denn für die gleiche Situation kannst du dir auch vorstellen, was davon du haben, erleben oder tun willst. Ein Beispiel: Du möchtest in deinem Job nicht mehr deinem Team zuarbeiten ohne viel eigene Verantwortung und Entscheidungsfreiraum. In deinen Gedanken bewegst du dich hier also „weg von“ deiner aktuellen Situation. Oder du stellst dir vor, wie du das nächste Projekt in deinem Team übernimmst und es zum Erfolg führst. Gedanklich läufst du hier auf dem „Hin zu-Weg“. Meiner Erfahrung nach denken wir zumeist im „Weg von“. Es fällt uns leichter zu sagen, was es nicht sein soll, was wir nicht wollen und was wir auch bei anderen nicht wollen. Der Strahl der Taschenlampe leuchtet auf dem Mangel, der Negativität. Die größere Kraft liegt jedoch im „Hin zu“. Gut zu wissen, dass beide Motivationsstrategien in uns ganz natürlich angelegt sind. Und gut zu wissen, dass wir es in der Hand haben, worauf wir unsere Aufmerksamkeit, unsere Energie lenken.

Hin zu… bringt deine positive Energie zum Glühen

Unser Leben lädt uns jeden Tag dazu ein, Neues zu entdecken und auszuprobieren oder eben auch alte Gewohnheiten zu überdenken oder hinter uns zu lassen. Ist das nicht toll? Selbst in unseren Gedanken haben wir das Steuer dafür in der Hand. Konzentrieren wir uns dabei, Unangenehmes, Probleme, Gefahren oder auch Strafen zu vermeiden oder loszuwerden, kann uns dies aufhalten. Wir reden hier dann gerne über all die Dinge, die wir nicht wollen oder wie wir eben bestimmte Situationen vermeiden oder unangenehme Situationen verändern wollen. Der Blick hierbei ruht ganz offensichtlich auf der Vergangenheit. Wir schauen also auf etwas, was wir bereits erfahren haben. Etwas, das uns negative Gefühle beschert hat. In unsere Gespräche mit anderen nehmen wir dann genau das mit: Gefühle wie Ärger, Frust, Sorgen, Traurigkeit. Der Blick in die Zukunft dagegen lässt uns davon erzählen, was wir alles wollen und erreichen möchten. Dieser Blick nach vorne motiviert uns, lässt uns Ziele und Prioritäten setzen, woraus Gefühle wie Begeisterung und Freude entstehen. Oft lässt uns dies sogar in unseren nächsten Schritten größer denken, die positive Energie aus dem visionären Denken verleiht uns Flügel. Selbst unser Körper reagiert entsprechend, probiere es mal aus und schließe im Stehen die Augen, entspanne dich. Denke zunächst intensiv an eine negative Situation, die du erfahren hast und lass deinen Körper los. Hast du gemerkt, wie sich dein Körper nach hinten geneigt hat? Ein klarer Fall von „Weg von“. Schüttele dich einmal durch und stelle dich wieder mit geschlossenen Augen aufrecht hin. Denke nun an etwas sehr Positives und lass deinen Körper los. Du wirst hier nach vorne schwingen, in die „Hin zu“-Richtung. Und, hast du es gespürt? Dein Körper bewegt sich unbewusst von allem, was mit negativen Gedanken und Gefühlen verbunden ist, weg. Wie nahe liegt es also, dich künftig mehr in deinen Gedanken und Gefühlen mit Positivität zu beschäftigen?

Was ist es, was du willst?

Vielleicht kennst du ja auch diese Gespräche: Du fragst jemanden, was er will und bekommst zunächst die Antwort, was nicht gewollt ist: „Ich möchte nicht mehr rauchen.“, „Ich möchte nicht mehr jeden Abend vor dem Fernseher sitzen.“, „Ich möchte nicht mehr Unmengen Süßes in mich reinstopfen.“, „Ich möchte nicht mehr krank sein.“ Probiere es in den nächsten Tagen mal aus und teile gerne mit mir, welche Erfahrungen du gemacht hast. Und du selbst? Bist du nach dem Lesen nun an dem Punkt angelangt, in Hin zu-Manier davon zu träumen, was du alles noch in deinem Leben erreichen willst? Die nächsten Wochen, Monate, Jahre – oder ganz einfach heute? Großartig! Dann ist nun der Moment gekommen, alles aufzuschreiben. Lass Motivation, Spaß und Begeisterung in diesen Moment kommen – und nimm davon etwas mit in die Umsetzung deiner Träume, Visionen und Ziele. Schritt für Schritt. Für ganz viel positive Gedanken und Gefühle in deinem Leben oder deinen Tag! Du kannst heute damit anfangen. Eben hin zu…

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Öffne die Pforten deiner Wahrnehmung

Letzte Woche hatte ich etwas vollgepackt. Da waren verschiedene private und berufliche Termine. Ideen, die besprochen werden wollten. Entscheidungen und Herausforderungen, die angegangen werden wollten. Räder, die gewechselt werden mussten. Irgendwann kam ich an einem Spiegel vorbei und erwischte mich selbst beim Gedanken: „Boah, siehst du schrecklich aus!“ Kaum gedacht und wahrgenommen, musste ich schon lachen – und sagte Hallo zu meinem inneren Kritiker. Es ist einige Jahre her, da hätte dieser das Gedankenkarussell angeschubst und mich der Selbstverachtung ausgeliefert. Umso schöner also zu sehen, dass es auch anders geht, wenn ich mir meiner Gedanken gewahr werde. So wie vergangene Woche. Lachen hilft. Und über sich selbst sowieso. Mit dem Gedanken konnte ich so weiterlaufen, in die Ruhe und Fürsorglichkeit für mich selbst. Denn das war es, was ich brauchte. Und prompt fiel ein Termin aus. Das Leben meint es gut mit mir. 

Unsere Wahrheit, unsere Realität

So, wie wir uns selbst wahrnehmen, verläuft die Geschichte, die wir uns erzählen. Wir schaffen uns damit unsere Realität in dem Moment, wenn wir den Gedanken, so wie ich es vergangene Woche erfuhr, Glauben schenken. In meiner obigen Erfahrung gebe es zudem ein weiteres Bild, nämlich das von außen, hätte ich meinen Gedanken im Beisein anderer laut ausgesprochen. Andere hätten ihre jeweils eigene Wahrnehmung, ihre Realität, in Worte gepackt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit das Wort „schrecklich“ nicht enthielten… Du siehst, jeder Einzelne lebt seine eigene Wahrheit. Spannend wird es, wenn du in herausfordernden Situationen deine Wahrnehmung mit anderen teilst. Auch das ist mir letzte Woche in einem Dialog passiert. Und glaub‘ mir, die Wahrnehmungen hätten nicht weiter auseinander liegen können. Wie oft bilden wir uns ein Urteil über jemanden, der uns in irgendeiner Art und Weise triggert? Jemand, dessen Worte unser Unterbewusstsein und damit längst vergangene Erfahrungen ankratzt und uns eine Situation ganz anders wahrnehmen lässt, als sie tatsächlich ist. Darüber sprechen hilft, auch wenn das nicht immer leicht ist. Oftmals merken wir dabei am ehesten, wie kritisch wir uns selbst gegenüber sind.

Selbstbild vs. Fremdbild

Wie nimmst du dich selbst wahr? Ich bin davon überzeugt, dass wir uns selbst kritischer sehen als andere das tun. Es handelt sich dabei um eine Art Selbstschutz, damit wir in Sicherheit bleiben. Magst du es ausprobieren? Schreib‘ doch mal die drei positivsten Beobachtungen auf, die du von dir selbst hast. Wahrscheinlich fällt es dir leichter, als dich in Selbstkritik zu üben, daher nimm dir ein wenig Zeit. Überlege anschließend, wie diese Eigenschaften Licht und Positivität in dein Leben bringen. Nun nimm‘ dir die andere Seite vor und schreibe drei selbstkritische Beobachtungen über dich selbst auf. Vielleicht hast du dich über diese Beobachtungen schon mit anderen ausgetauscht. Daher denke nun an einen dir bekannten Menschen, der all die negativen Punkte so gar nicht an dir sieht. Warum glaubst du, dass deine negative Wahrnehmung richtig ist und die positive Wahrnehmung der anderen Person falsch? Hier hilft es erneut, alles aufzuschreiben. Ich bin gespannt, was du für Antworten findest. Allein dieser Prozess kann schon augenöffnend sein. Wenn du nun beide Listen deiner Wahrnehmungen nebeneinander legst, liegt darin die Einladung verborgen, dich von deiner negativen zu deiner positiven Wahrnehmung über dich selbst zu bewegen. Was kannst du loslassen? Was kannst du verändern? Überleg‘ dir ein paar Wege, wie du Veränderung möglich machen kannst. Schreib’s gerne wieder auf. Ein Beispiel kann folgender Satz sein, der ab sofort in deinem Leben einen Platz findet: „Ich werde mich nicht selbst runterziehen.“. Viel Spaß beim Reflektieren!

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So hilft dir Selbstreflexion, dein Leben zu gestalten

Ich bin ein Kopfmensch, und darauf bin ich stolz. Mein Kopf hat mich schon viele Entscheidungen treffen lassen, die gut für mich waren. So hat mich meine „Denkmaschine“ beispielsweise davor bewahrt, mich beispielsweise auf unnötige (Frust-) Käufe, Energie saugende Jobs oder unpassende Partner einzulassen. Das Gegenteil habe ich natürlich auch erlebt. Aber irgendwie war – meist im Nachhinein – auch in weniger guten Entscheidungen etwas Positives zu finden. Gefühle waren bei allen Entscheidungen mit im Spiel. Sicherlich habe ich sie nicht immer bewusst wahrgenommen. Ich weiß – hallo „Denkmaschine“ -, dass sie da waren. Ich neige nämlich dazu, meine Entscheidungen und deren Auswirkungen zu analysieren. Mal mehr, mal weniger. Mal vorher, mal nachher. Doch so viel kann ich sagen: Reflexion ist immer dabei. Stimmen im Außen habe ich immer wieder gehört: „Du bist zu selbstkritisch.“, „Du denkst zu viel.“, „So viel Denken tut doch gar nicht gut.“. Ehrlich? Ich bin froh, diese Fähigkeit zur Selbstreflexion zu haben. Schließlich ist sie es, die mich im Leben immer wieder weiterbringt. Sie hat mich lernen lassen, wer ich bin und was ich will. Und daher bin ich ihr sehr dankbar.

Wachse durch Selbstreflexion

Für mich geht es genau darum im Leben: sich immer mal wieder zu hinterfragen, um seine persönlichen Ziele zu erreichen – und ins Handeln zu kommen. Schau‘ mal, wie Wikipedia Selbstreflexion definiert:

Selbstreflexion bezeichnet die Tätigkeit, über sich selbst nachzudenken. Das bedeutet, sein Denken, Fühlen und Handeln zu analysieren und zu hinterfragen mit dem Ziel, mehr über sich selbst herauszufinden.

Wenn du also nicht weißt, wer du bist, was deine Absichten, deine Stärken und Schwächen sind, wie weißt du dann, wie du dich und damit dein Leben verändern kann? Ich denke sogar noch einen Schritt weiter: Wenn du dich nicht veränderst, wie soll sich dann dein Umfeld – die kleine wie große Welt um dich herum – verändern? Denn für mich ist klar, dass, wenn ich mich selbst verändere, kann das auch mein Umfeld verändern. Veränderung ist hierbei nicht negativ besetzt, denn für den Menschen, der Gewohnheit mag, hat sie zunächst etwas Bedrohliches. In uns steckt die Sehnsucht nach Sicherheit und Beständigkeit. Allerdings begegnen wir insbesondere in den letzten zwei Jahren so viel Veränderung im Außen, sodass sich die Anforderungen an uns stetig wandeln. Wir befinden uns damit in einem fortwährenden Prozess des Lernens. Mal fällt es uns leicht, mal fällt es uns schwer, die Veränderungen und den eigenen Bedarf an Wandel überhaupt erst einmal zu erkennen, um anschließend in die Umsetzung zu gehen. Offenheit und Neugier sind wichtige Werte dabei, die ich immer wieder lebe. Aber auch Veränderungsbereitschaft zählt dazu, und nein, sie zählt nicht gerade zu meinen Stärken. Ich bin ja auch nur ein Mensch, dass sich an Gewohnheit klammert. Und genau dann hilft mir Selbstreflexion. Und ich mache das selten mit mir allein aus. Im Job tausche ich mich dazu mit Kolleg:innen aus, zuhause mit der Familie und mit Freund:innen. Ergänzend ziehe ich meinen Input auch aus Beobachtungen im Handeln der anderen sowie in deren Umgang mit mir. Solange ich hier konstruktives Feedback erhalte, habe ich die Möglichkeit, meine Reflexion zu vertiefen und damit meine Veränderungsbereitschaft zu erhöhen.

Frag‘ dich selbst einmal…

Es geht mir um mein eigenes Wachstum und und damit um einen leichteren Alltag mit der Möglichkeit, aus meinen Fehlern zu lernen oder auch auf meine Ziele im Leben hinzuarbeiten. Gelernt habe ich dadurch auch, wie ich besser mit Konflikten umgehe oder auch schnellere Entscheidungen zu treffen. Meinen inneren „Autopiloten“ kann ich damit schneller ausschalten, wenn ich weiß, was mich antreibt (oder auf die Palme bringt). Vielleicht helfen auch dir folgende Fragen, die du dir stellen kannst, um Veränderung anzuschieben:

  • Wo stehst du gerade und wo möchtest du hin?
  • Was ist dir wirklich wichtig?
  • Was steht Neues an?
  • Was fehlt dir im Leben und warum sorgst du nicht dafür, dass du es bekommst?
  • Was kannst du gut, was eher nicht?
  • Wer oder was kann dir helfen, die Veränderung umzusetzen?

Wenn wir uns mit uns selbst auseinandersetzen und im Austausch dazu mit anderen bleiben, wachsen wir ganz automatisch über uns hinaus, fachlich wie persönlich. Und damit schaffen wir es, Veränderung nicht nur als Herausforderung, sondern auch als große Chance zu begreifen.

Fun Fact: Wir reflektieren viel häufiger, als uns das tatsächlich bewusst ist. Doch frag‘ dich selbst, wie du das tust und worauf du dabei deine Wahrnehmung lenkst. Auf das Negative (halbleeres Glas Wasser) oder deine Ressourcen (halbvolles Glas Wasser)? Auf Probleme oder auf Lösungen?

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