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Ich schaff‘ mir den Ärger vom Hals

Nach einer kleinen Auszeit bin ich gestern wieder in den Job eingestiegen. Heute Morgen traf ich eine Nachbarin, die mich fragte, ob ich zumindest zur Begrüßung einen Willkommensgruß erhalten habe. Ich verneinte – und stutzte. Erst knapp 24 Stunden später reagierte Kopf und Herz darauf, dass es tatsächlich an meinem ersten Arbeitstag kein „Schön, dass du wieder da bist!“ gab. Da war plötzlich Ärger in mir. Der Wutzwerg in mir bekam wieder eine Daseinsberechtigung, und zwar, um einen Ärger auszuleben, den ich spannenderweise gestern noch nicht gespürt hatte. Ich hatte lediglich registriert, dass mein Wiedereinstieg am ersten Arbeitstag unkommentiert blieb. Ich bin froh, dass ich die Zeit hatte, mir das direkt kurz anzusehen, nachdem ich die Nachbarin verabschiedete. Da waren alte Gedanken aus früheren, viel früheren Erfahrungen am Werk. Ich fühlte mich nicht gut, kurze Zeit darauf meinen zweiten Arbeitstag zu beginnen. Und dann meldete sich eine andere Stimme. Was wäre denn, wenn ich die Kommunikation übernehme und Team plus Führungskraft zurufe, dass ich wieder am Start bin? Für mich zählte nicht länger die vermeintliche Tatsache, dass ich womöglich gar nicht willkommen sei. Oder dass man Rücksicht nehmen will. Ich sei Taktgeber, hieß es. Und Moment mal, den Takt angeben? Ja, genau! Warum soll ich jetzt auch ausharren, bis das Team von irgendjemandem erfährt, dass ich wieder da bin? Warum soll ich meinen wütenden Gedanken noch mehr Raum und Zeit schenken. Nein! Ich möchte, dass „meine Leute“ wissen, dass ich wieder an Bord bin. Kurz gedacht, direkt umgesetzt – das Ergebnis war überwältigend. Und das warme Gefühl behalte ich im Herzen. 

Weg mit dem Programm namens Ärger

Eines weiß ich: Ich möchte mich nicht mehr mit Themen oder Dingen beschäftigen, die mich aufregen (könnten). In der Vergangenheit habe ich das viel zu oft gemacht. Und auch noch den Menschen zugehört, die ebenso tickten wie ich. Ich möchte mich lieber auf das Gute konzentrieren, was da ist. Frei verfügbar. Jetzt und hier. Aus der Vergangenheit weiß ich nur zu gut, dass ich irgendwann den Blick auf das Positive verliere, wenn ich im Dauermodus „Aufregen“ bin. John Strelecky hat dies in einem seiner Bücher mit dem Fernsehprogramm verglichen: Ich habe 100 Kanäle mit ihrem jeweils eigenen Programm und bleibe immer bei dreien, deren Programm mich permanent Ärger oder Wut fühlen lässt bzw. mir negative Gedanken vermittelt. Und dann rede ich auch noch über genau diese Programme. Und erlaube anderen, auch von diesen drei Kanälen zu erzählen. Ich lasse mich also total vereinnahmen von diesen drei Kanälen. Dabei habe ich 97 andere Kanäle, die ein wirklich gutes Programm zeigen – was ich leider verpasse. Das Wohlfühlprogramm. Tatsächlich genau das richtige Programm für mich. In meinem Fernsehprogramm soll es kein „Ärgerprogramm“ mehr geben. Zumindest übe ich mich darin, die 97 anderen Kanäle wesentlich häufiger zu nutzen. Es sei denn… ich kann etwas gegen den Ärger tun. Und diese Frage stelle ich mir immer öfter: Kann ich etwas ändern an der Tatsache, dem Verhalten, der Situation, die mich gerade ärgert? Wenn nicht – und das kommt viel häufiger vor als gedacht -, dann befasse ich mich auch nicht mehr damit. Denn genau das möchte unser „inneres System“: Uns motivieren, etwas zu tun. Wir können das Ärgern und Wütendsein als durchaus auch als Motor verstehen, etwas zu verändern. Hindernisse zu beseitigen. Nur: Warum soll ich mich über etwas aufregen, was ich nicht ändern kann? Ein klares Ja zu mehr Gelassenheit in meinem Leben!

Angst ist da, wo Ärger und Wut sind

Hast du gewusst, dass Wut und Ärger eine Form von Angst sind? Wenn ich mich in meine gestrige Situation hineinversetze und die Angst hinter dem (späten) Ärger versuche zu erkunden, dann sehe ich recht schnell die Angst als Gefühl, nicht gesehen, nicht gewünscht, nicht gewollt zu sein. Diese Angst konnte ich zum Glück recht schnell loslassen. Was aber, wenn ich mich permanent über machthungrige, egozentrische Staatschefs ärgere? Na klar habe ich Angst, dass die Welt durch diese Menschen aus den Fugen gerät! Meine Welt sind meine Familie und meine Freunde. Ich könnte sie verlieren. Ich selbst könnte verloren gehen. Meine Sicherheit wäre bedroht. Angst! Wut! Ich kann mich mit jedem Gefühl von Wut oder Ärger bzw. bei negativen Gedanken auch fragen, was mir gerade Angst macht. Und anschließend entscheide ich, was ich als nächstes tue. Ganz getreu dem Motto „Love it, change it or leave it“. Zum Loslassen schau‘ auch gern hier vorbei. 

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Mal wieder durchatmen…

Ist dir schon einmal aufgefallen, wie dein Körper in Zeiten von Stress reagiert? Wenn uns alles zu viel wird, unsere sorgenvollen Gedanken wie wild Karussell fahren oder wir uns innerlich getrieben fühlen, ist unser sympathisches Nervensystem ganz besonders aktiv. Die Hormone Adrenalin und Cortisol schießen durch unseren Körper und werden ausgeschüttet, um unseren Körper auf Flucht oder Kampf vorzubereiten. Unser Angstzentrum ist jetzt besonders aktiv. Uns fällt uns das Atmen schwer. Wir haben keine Puste mehr. Uns ist die Luft ausgegangen. Wir atmen gar nicht mehr bis in den Bauch, sondern bleiben flach und an der Oberfläche. Passiert das über eine längere Zeit, sinkt unsere Energie, wir fühlen uns kraftlos. Und manchmal reagiert der Körper mit Kopfschmerzen. Dem Körper fehlt es dann an Sauerstoff. Und wie lassen wir diesen wieder in uns rein? Genau, mit einem tiefen und bewussten Atmen. Und dieser lässt uns entspannen und schenkt uns neue Energie. Ganz einfach, oder? 

Stimmung und Atmung gehen Hand in Hand

Je öfter ich tagsüber innehalte, umso mehr erfasse ich meine Gefühle anhand meiner Atmung: Hetze ich gerade wieder durch eine Aufgabe, atme ich kurz und hetze quasi auch durchs Atmen. Wenn ich eine spannende Serie oder einen gruseligen Film schaue, halte ich vor Aufregung auch schon mal die Luft an. Habe ich Angst, atme ich nicht mehr in den Bauch. Unser Atem stellt also ein ganz natürliches Band zwischen Körper und Seele dar. Und unser Atem ist immer da. Eine frei verfügbare Ressource. 

Den Atem beeinflussen ist einfach

Einatmen, Atem kurz anhalten. Ausatmen. Dafür braucht es keine Hilfsmittel. Wenn ich etwas gestresst bin, hilft mir eine einfache Atemübung: Drei Sekunden einatmen, 6 Sekunden ausatmen. Pure Konzentration auf den Atem. Das lenkt auch von der eigentlichen Situation im Stress ab. Es macht auch Spaß, sich den Atem als helles Licht vorzustellen, zu spüren, wo er gerade verläuft: noch an den Nasenlöchern, in der Brust oder schon im Bauch. Auch das lässt uns gut ablenken von Gedanken und Gefühlen, die uns umkreisen. Es hat ein wenig Übung gebraucht, bis ich diese Techniken mir zunutze machen konnte. Mein innerer Kritiker hat immer mal wieder dagegen gewirkt. Heute merke ich viel schneller, wann es Zeit für eine Atempause ist. Gerade am Anfang kann es daher helfen, sich gedanklich beim Einatmen „Atme ein“ und beim Ausatmen „Atme aus“ zu sagen. Eine Einladung für mehr innere Ruhe und Gelassenheit. 

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Neues Jahr, neues Glück

Wie oft hören wir in diesen Tagen von anderen Menschen, dass sie uns ein frohes und gesundes neues Jahr wünschen. Ich begegne Nachbarn, der Kassiererin im Supermarkt, Freund:innen, der Familie… Alle wünschen mir nur das Beste, eben Frohsinn respektive Glück und Gesundheit. Und ich gebe es auch zurück. Am ersten Tag des Jahres, pünktlich um Mitternacht geht’s los, und bis maximal zur zweiten Woche im neuen Jahr hält es an. Ich gebe und nehme und freue mich darüber. Irgendwann hat sich das Ganze erledigt und wartet bis zum Ende des laufenden Jahres, bevor die Wünsche von vorn beginnen. Und nun? Ich frage mich, was ich mit all den Wünschen anfange. Glück und Gesundheit kommen (oder bleiben) schließlich nicht von allein. Es heißt also wieder einmal, selbst ins Handeln zu komme. Und das möchte ich nicht nur in den ersten Wochen des neuen Jahres. Was also kann ich tun, um dieses Jahr Glück und Gesundheit anzuziehen? 

Mein Glück liegt im Wohlbefinden

Jede:r definiert persönliches Glück unterschiedlich. Im Buchhandel wie im Internet findest du ganze Anleitungen zum Glücklichsein. Wenn uns etwas besonders gut gelingt, denken oder sagen wir ganz schnell: „Da habe ich Glück gehabt.“ Buthan, ein kleiner Staat in Südasien, hat Glück gar zum Ziel des ganzen Landes erklärt. Faktoren, wie beispielsweise Familie, Liebe, Beruf, Finanzen und Freizeit beeinflussen unser Glück im Leben. Nicht alles davon obliegt meiner eigenen Macht zu beeinflussen. Ich persönlich definiere mein Glück nach dem wohligen Gefühl, das ich empfinde bei den Menschen, Dingen oder Situationen, denen ich begegne. Glück fühle ich im Herzen, weniger in meinen Gedanken. Daher halte ich immer öfter immer mal inne, um in mich reinzuhorchen, ob mich das, was ich da gerade mache, glücklich macht. Ist es die aktuelle Aufgabe im Job? Ist es das Spielen mit meiner Tochter? Ist es das Spazierengehen in der Natur? Für mich liegt Glück auch in den kleinen Dingen: Morgens der erste Tee, der sich warm seinen Weg hinunter in den Bauch bahnt. Ein Lachen voller (auch ansteckender) Freude beim Gegenüber. Eine Schar von Kohlmeisen und Spatzen, die sich zwitschernd am Futter auf dem Balkon bedienen. Der Blick weit über einen See oder über das Meer. Zeit für Freunde, Bücher, Sport. Hier reichen mir schon 30 Minuten. Und wenn ich beim Innehalten spüre, dass mir das, was ich da gerade mache, kein positives Gefühl verschafft? Oftmals sind dies Momente, in denen ich mich gestresst oder unzufrieden fühle. Dann spüre ich wiederum in mich rein, was mich genau jetzt in ein besseres Gefühl bringt – und gehe es an. Ein paar Ideen dazu hatte ich hier schon zusammengetragen.    

Meine Gesundheit lässt mich gut fühlen

Auch bei meiner Gesundheit geht es mir besonders ums Wohlbefinden. Ich strebe nicht nur an, Krankheiten und irgendwelche Gebrechen zu vermeiden, sondern möchte mich insbesondere hinsichtlich Körper, Geist und Seele wohlfühlen. Das ist meine Definition von Gesundheit. Und dahinter gibt es so viel, was dem zuträglich ist. Passenderweise korreliert das auch mit meiner Definition von Glück: Bewegung bringt mir Gesundheit und Glücksmomente, wenn ich sie mit Natur verbinde und dabei auf Eichhörnchen, Kohlmeisen oder – wie gestern Abend erst geschehen – einen Waschbär stoße. Mitten in der Stadt. Großartig! Gesunde Ernährung bringt mir mehr Energie und Glücksmomente im Ausprobieren neuer Rezepte. Sanfter Sport wie Yoga oder Pilates bringt mir einen gesunden Körper und Geist und lässt mich auch seelisch auftanken. Ausreichend Schlaf lässt mich (gesund) ausruhen und sorgt ebenso für viel Energie, um all den kleinen und großen (Glücks-) Momente im Wachsein zu begegnen. Und so schraube ich immer mal wieder an meinen Gewohnheiten: Einmal im Monat Waldbaden, einmal pro Woche Fisch, drei Portionen Obst und Gemüse am Tag, einen Tag in der Woche auf Süßes verzichten. Damit es nicht zu groß wird, verlange ich gar nicht erst alles auf einmal von mir. Sondern schaue von Monat zu Monat. Manchmal auch von Woche zu Woche. Nur kein Druck, denn wo bleibt dann das Wohlbefinden und letztlich Gesundheit sowie Glück?

Ich wünsche dir in diesem Sinne von Herzen ein gesundes und glückliches neues Jahr. 

Photo by Kelly Sikkema on Unsplash  

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365 Tage, um dankbar zu sein

Das Jahr neigt sich dem kalendarischen Ende entgegen. Ich bin stolz auf mich, dass ich in diesem Jahr einmal mehr eine Reise zu mir selbst angetreten bin. Eine Reise, die mit Leid, Schmerz und wenig Schlaf verbunden war. Eine Reise, die auch ihre schönen Seiten zeigte. Eine Reise mit vielen Gefühlen: Wut, Trauer, Freude, Hilflosigkeit, Begeisterung, Liebe, Ohnmacht. Eine Reise schließlich, welche tatsächlich auch im kommendem Jahr eine Reise sein wird. Wir machen täglich neue Erfahrungen, die uns mal rechts, mal links abbiegen lassen, ohne zuvor zu wissen, was auf uns zukommt. Und macht das nicht das Leben aus, nicht zu wissen, was kommt?

Dankbarkeit durch Erinnerungen

Bevor sich ein Virus seinen Weg in unser aller Leben bahnte, stand in unserer Küche ein Glas voller bunter, zusammengefalteter Zettel. Auf diesen habe ich Erlebnisse, die mich Glück und Zufriedenheit haben spüren lassen, niedergeschrieben, sobald sie eingetreten waren. Ich fing im Januar an, diese Glücksmomente zu sammeln, und hörte im Dezember auf. Das Aufschreiben nahm mir nicht viel Zeit; ich hielt es stets kurz. Aber lang genug, um beim Lesen innere Bilder voller Freude zu erzeugen. Am letzten Tag des Jahres habe ich mir diese Erlebnisse und Bilder wieder bewusst gemacht, indem ich Zettel für Zettel noch einmal las. Ich spürte Freude und Begeisterung, das Lächeln in den Mundwinkeln hielt eine Zeitlang an. Ich war voller Dankbarkeit. Und gleichzeitig kam Vorfreude auf das vor mir liegende Jahr auf, das neue Erlebnisse, neue Erfahrungen, neue Bilder schuf. Mit dem Virus schrumpfte eine Zeitlang lang die Anzahl schöner Erlebnisse. Vieles, was mir vorher Freude gemacht hat, war plötzlich nicht mehr möglich. Wollte überdacht und verändert werden, was neue Rituale hervorbrachte, wie zum Beispiel eine neue Morgenroutine. Heute sind es nicht nur Erlebnisse, die mich mit Dankbarkeit erfüllen, sondern es gibt weitaus mehr, was mir ein warmes Gefühl verschafft. 

Wofür ich dankbar bin

So halte ich inne und blicke auch in diesem Jahr zurück auf Gegebenheiten, Situationen und Menschen, die mich dankbar lächelnd das Jahr 2021 enden lassen. Hier ein kleiner Auszug:

Brown and Grey Clean Grid Color Inspiration Moodboard Photo Collage

Mit dem Empfinden von Dankbarkeit habe ich mir eine neue Leichtigkeit in mein Leben geholt. Und gerade in diesen letzten Wochen des Jahres merke ich einmal mehr, dass es auch immer wieder die kleinen Dinge sind, die mich mit Dankbarkeit und Wärme erfüllen – sofern ich sie mir bewusst mache. Es gilt als bewiesen, dass wir tagsüber gelassener sind und nachts besser schlafen, wenn wir uns immer wieder vor Augen führen, wofür wir dankbar sein können. Genauso bewiesen ist es, dass sich unser Gehirn verändert, wenn wir uns in Dankbarkeit üben, sodass wir auch in kritischen Situationen und Zeiten entspannt bleiben. Ich persönlich mag auch das warme, starke Gefühl im Bauch, dass sich bei wahrgenommener Dankbarkeit einstellt. 

Abschließend schenke ich dir vier Möglichkeiten, wie auch du noch mehr Zufriedenheit und Freude durch Dankbarkeit in dein Leben bringen kannst:

  • Dankbarkeitsstein: Such‘ dir einen schönen Stein und lege ihn dir täglich in deine Hosentasche. Wann immer du den Stein berührst, nimm dir einen Moment Zeit und spüre Dankbarkeit für etwas was du siehst, spürst, riechst oder gerade erfährst. Wenn du am Abend den Stein aus der Tasche nimmst, halte inne, und schau‘ zurück in den Tag – voller Dankbarkeit.
  • Dankbarkeitstagebuch: Schreibe täglich oder zumindest regelmäßig drei Dinge auf, wofür du dankbar bist. Spüre nach und fühle diese Dankbarkeit auch im Körper. Es gibt mittlerweile auch schöne und strukturierte Dankbarkeitstagebücher zu kaufen. Vielleicht machen sie es dir etwas einfacher, einen Einstieg ins Schreiben zu finden.
  • Perspektivwechsel: Wenn du dich über deinen Chef oder deine Kollegin geärgert hast, richte den Blick auf etwas Positives in diesem Menschen: Der Chef hält dir deinen Job, wodurch du offene Rechnungen begleichen kannst. Und vielleicht hat dir die Kollegin zuletzt etwas beigebracht? 
  • und noch einmal… Dankbarkeitsglas: Hierzu sammle deine Erlebnisse schöner Erinnerungen auf kleinen Zetteln in einem Glas und kreiere dir ein eigenes Ritual, bei dem du dich ein zweites Mal freuen kannst. 

Und wofür bist du dankbar? 

Photo by Brooke Cagle on Unsplash

 

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Alle Jahre wieder

Schon wieder Weihnachten. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe für gewöhnlich im Moment Dezember den größten Stress im Jahr. Ich springe beruflich wie privat von einem To Do ins nächste. Daran ändert auch ein Virus nichts. Was habe ich nicht schon alles versucht? Geschenke unterjährig kaufen (und riskieren, kurz vor Weihnachten den Überblick zu verlieren). Den Weihnachtsbaum online ordern und spätestens zum 2. Advent aufstellen (und riskieren, kurz vor Weihnachten auf traurig herabhängende, halb nackte Zweige zu schauen). Die Anzahl von Weihnachtsfeiern, Plätzchenbackaktionen, Weihnachtsmarktbesuchen frei nach dem Motto „Qualität statt Quantität“ niedrig zu halten (und riskieren, kurz vor Weihnachten in das eine oder andere traurige Gesicht zu schauen). Und dennoch: Besinnlichkeit will nicht immer gleich aufkommen. Übrigens auch nicht, wenn ich hin und wieder Lebkuchen, Stolle und Plätzchen (lange) vor dem 1. Advent nasche.

Alle Jahre wieder merke ich, dass ich es allen recht machen will. Schon klar, hier hat ein ganz bestimmter innerlicher Antreiber die Peitsche in der Hand… Es ist also wieder an der Zeit für das Experiment, Besinnlichkeit wörtlich zu nehmen. Letztlich bedeutet doch Besinnlichkeit auch Entspannung, dessen Gegenteil – Stress – sich unwillkürlich auch auf das Umfeld übertragen kann. Ich will Stress weder bei mir, noch bei Anderen haben. Schon gar nicht bei meiner Tochter, die sich naturgemäß schnell fragen kann, ob sie irgendetwas falsch gemacht hat.  

Ruhe und Entspannung in der Weihnachtszeit – so kann’s klappen

Ich horche inzwischen einige Zeit vor dem Weihnachtsfest in mich rein: Wie möchte ich Weihnachten verbringen? Wie erlaube ich mir ein bisschen mehr Gelassenheit im Umgang mit dem Fest? Im Umgang mit der Familie? Dem Partner? Sage ich wieder mal (entspannt) Nein zum gemeinsamen Fest mit der ganzen Familie? Je früher ich für mich (und ggf. meine eigene Familie) die Entscheidung getroffen habe, „vom Standard“ abzuweichen, hilft es ungemein, darüber mit anderen Beteiligten zu sprechen. Klar, dass das am besten vor dem 1. Advent passiert.   

Und im Dezember selbst? Das hilft mir immer wieder:

  • Zeit in der Natur verbringen
  • sich Zeit für Familie und Freunde nehmen
  • mal wieder ein gutes Buch lesen oder hören
  • gutes Essen mit dir nahe stehenden Menschen genießen
  • mal den Fernseher auslassen (außer für Aschenbrödel oder den kleinen Lord ;))
  • das Handy ignorieren (keine Nachrichten, kein Social Media)
  • ein laaaaanges Bad mit duftenden Schaum nehmen

Fällt dir was auf? Genau, da steckt nichts wirklich Weihnachtliches drin, denn meine Tipps sind schlicht Tipps, die du jede Woche in dein Leben holen kannst. Spätestens im Dezember dürfen wir uns dessen besinnen… Rechtzeitig vorm Jahresende. Ohne dass es in Stress ausartet. 

Und wenn’s mal kracht?

Ich möchte dir allerdings auch nichts vormachen. Die Erfahrung zeigt, dass es auch in unserer Familie immer mal wieder Knatsch rund ums Fest gibt. Was steckt dahinter? Nun, im Grunde verrennen wir uns immer mal wieder in (unausgesprochene) Erwartungen, und zwar auf beiden Seiten; die eigene und die der Anderen. Vielleicht kommt dir das also bekannt vor: Der Ablauf entspricht nicht den eigenen Vorstellungen. Jemand erhält Geschenke, die nicht auf dem Wunschzettel standen. Konflikte wollen geklärt werden, für die vorher weder Zeit noch Lust war. Man will ein tolles Essen zaubern, und dann ist die Soße zur Gans versalzen. Hier brodelt es schnell unter der Oberfläche. Und irgendwann kommt der innere Vulkan zum Ausbruch! Hey, das passiert, wir sind Menschen! Und (zum Glück) nicht perfekt! Nieder mit dem Inneren Kritiker! Reden hilft auch hier, sei es nun in Form einer Entschuldigung oder auch Erklärung für die Kinder, die sich eben meiner Meinung nach viel zu schnell mit Schuld beladen. Schön wäre es, vorher den Kopf zu klären, und da helfen vielleicht oben aufgeführte Tipps. Und am Ende wird’s dann hoffentlich (wieder) besinnlich…

Ich wünsche euch und euren Lieben ein besinnliches Weihnachtsfest! Passt auf euch auf!

Photo by MARIOLA GROBELSKA on Unsplash

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Selbsthilfe in stressigen Zeiten

Das Jahr 2021 ist fast geschafft. Wenn ich zurückblicke, blicke ich auf so einige Momente, Stunden, Tage und manchmal auch Wochen zurück, die für mich besonders herausfordernd waren. Ich fühlte mich hier, als hätte ich mich bereits morgens ins Hamsterrad begeben und es vor dem Tasten nach dem Lichtschalter am Abend vor dem Zubettgehen auch nicht mehr verlassen. Andere sprechen hier auch vom Sitzen auf dem Beifahrersitz, kaum dass das Auto, das sie durch den Tag führen soll, losgerollt ist. Wir vergessen dabei nur all zu oft, dass wir es selbst sind, die den Schritt aus dem Hamsterrad heraus nehmen können oder eben selbst am Steuer sitzen, um über den Weg (und damit über den Tag) zu bestimmen. Mir passierte es dabei ganz oft, dass ich mich größtenteils unbewusst eher fremdbestimmt steuern ließ und somit die eigene Verantwortung aus der Hand gab.

Damit mir das künftig nicht mehr passiert, habe ich mir eine Erinnerungsstütze gebaut, die ich heute gerne mit dir teilen möchte. Meine Erinnerungsstütze ist nichts Anderes als ein Memo, das mich daran erinnern soll, was mir gut tut und mich in ein anderes Handeln kommen lässt, als ich es bisher gewohnt war – gerade eben in Zeiten, in denen ich mich im Hamsterrad oder auf dem Beifahrersitz sehe. Schau selbst: 

Öfter mal auf neue Gedanken kommen

Diese kleinen „Mini-Ausbrüche“ diesen nicht nur dazu, dass ich mich besser fühle, sondern auch, dass ich auf andere Gedanken komme. Das gelingt mir nur, indem ich die obigen Momente auch bewusst lebe und wahrnehme. Ich schätze ihren Wert für mich und übe mich in Dankbarkeit und Stolz auf jeden kleinen (Mut-) Ausbruch, der mir mindestens einen Moment Leichtigkeit geschenkt hat. Eine wohltuende Abwechslung zu anderen Arten von Ablenkung, die ich früher gesucht habe: Check aktuelle Nachrichten, Check Social Media, Check offene To Dos, Check WhatsApp etc. Hier habe ich nur noch mehr Stress und Belastung verspürt. Nach einer Pause aus dem Notfall-Memo merke ich, dass ich anschließend sachlicher Situationen reflektieren kann und weniger gestresst bin. Zufriedenheit jenseits des Hamsterrads oder dem Beifahrersitz kann sehr schön sein, sodass ich schließlich mehr und mehr davon wollte. In Momenten, wo das alles nichts hilft – ja, die gibt es auch hin und wieder – verurteile ich mich nicht dafür, sondern akzeptiere das, was ist. Und ich beobachte, dass es zunehmend weniger dieser Augenblicke gibt. 

Was sind deine Wohlfühlmomente?

Natürlich müssen meine Wohlfühlmomente nicht deine Wohlfühlmomente sein. Sie können dich jedoch gerne inspirieren. Erlaube dir, in dich reinzuhorchen: Was tut dir gut? Was bringt dich auf andere Gedanken? Was bringt dich zum Lachen? Erinnere dich an das, was dir als Kind Spaß gemacht hat. Probiere etwas Neues aus. Gibt dir dafür ruhig etwas Zeit. Mein Memo hängt nunmehr über meinem Schreibtisch und erinnert mich immer wieder daran, in etwas schwierigeren Zeiten eine Pause zu machen und an mich zu denken. Von Zeit zu Zeit kommen anderen Punkte auf die Liste an Möglichkeiten, die mir zur Verfügung stehen. Ich nutze hierfür übrigens auch gerne mein Morgenritual, das mir eine wunderbare Basis für einen guten Start in den Tag legt. 

Solltest du mein Memo-Layout verwenden wollen, schreib‘ mich gerne an. Du kannst hierfür das Kontaktformular verwenden. Ich lasse dir dann ein paar Tipps zukommen. 

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Photo by Elisa Ventur on Unsplash

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Ich entscheide mich… für mich

Es gab eine Zeit, da glaubte ich, mich selbst verloren zu haben. Nichts wollte so richtig laufen. Ein Kind, das mich schon am schon am frühen Morgen anbrummte. Kolleg:innen, die ihren Frust bei mir abluden, um gut gelaunt wieder von dannen zu ziehen. Führungskräfte, die nicht führten. Potenzielle Partner, die mich nicht wollten, wie ich bin. Oder die ich nicht wollte, wie sie sind. Freunde, die kein Ohr für mich und meine Sorgen hatten. Ich hatte viele Träume, die sich immer weiter hinter einen Berg von Problemen schoben. In mir breitete sich abwechselnd mal Traurigkeit und Hilflosigkeit, mal Wut und Ohnmacht aus. Von Freude und Spaß kein bisschen zu sehen, zu fühlen, zu schmecken oder zu riechen. Ich kämpfte dagegen an, was noch mehr Energie zog – bis ich irgendwann den Stecker ziehen musste. Selbstschutz. Weil nicht mehr viel ging. Bevor gar nichts mehr ging. Rückblickend bin ich froh, dass ich den Stecker zog, nicht jemand anderes. So viel Eigenverantwortung steckte da irgendwo ganz tief wohl noch in mir drin. Eine Entscheidung! Nach einer kleinen Zeit des Nichtstuns habe ich den Stecker wieder in die Hand genommen, es fühlte sich nicht gut an. Ich versuchte mehrere Anläufe, aber der Stecker schien glitschig, nicht passend. Und so legte ich ihn erst einmal ganz zur Seite. Nicht mehr sichtbar. Weg. 

Manchmal tun Entscheidungen weh

Stück für Stück habe ich mich wieder aufgerappelt. Und dabei so viel gelernt. Was es heißt, für sich einzustehen. Was es bedeutet, auch mal innezuhalten. Wie schwer es ist, Nichtstun auszuhalten. Und schließlich wie schön das auch sein kann. Alte Muster abzulegen. Erst Nein zu denken, dann Nein zu raunen, schließlich Nein zu sagen. Klar, überzeugt und voller Stolz auf mich selbst. Es ruckelt(e) immer mal. Mal mehr, mal weniger. Heute halte ich auch das mal aus. Und lerne wieder. Falle, stehe auf. Ein ewiger Kreislauf. Kein steter Weg „nach oben“. Das ist das Leben, oder? Kein Ponyhof, sagt man landläufig. Und dabei ist Ponyhof nicht mal zwangsläufig schön. Ponymist stinkt. Ein Pony, das beißt. Ein Pony, das austritt. Ein Pony, das krank ist. Machen wir also das Beste draus. Ich habe das Beste meist für andere gegeben, meist zuletzt für mich. Und heute?  

Es klappt immer besser, das An-mich-denken. Ich übe und übe. Ist es egoistisch, zuerst an mich zu denken? Nein! Tief in mir möchte ich doch wachsen, mich entwickeln, weiterkommen, da hilft nun mal eine große Schippe Egozentrismus. Letztlich kann mir hierbei auch niemand anderes helfen. Begleiten und unterstützen ja, immer wieder gerne, jedoch liegt der Zauber in der Eigenverantwortung, weil ich doch selbst am besten weiß, was mir gut tut. Du weißt das nicht? Finde es für dich heraus und erlaube dir, dir dafür etwas Zeit zu nehmen. Ich für meinen Teil hatte irgendwann hinter dem Berg versteckt, was mir, und zwar in erster Linie mir, gut tut. 

Selbstbestimmung rockt

Viel zu schnell folgen auf Entscheidungen, die wir nicht für uns selbst treffen, schlechte Laune, Schlaflosigkeit, Kopfschmerz, Lustlosigkeit, Frust, Tränen. So viele Signale, die wir gerne viel zu lange und viel zu oft einfach verdrängen. Wenn du nun in dich reinfühlst und erkennst, dass die letzte Woche, der letzte Monat oder gar das letzte Jahr mit ganz viel Frust statt Lust abliefen, dann entscheide dich schon jetzt für dich. Erlaube dir, bei nächster Gelegenheit Ja zu dir und (freundlich) Nein zum Gegenüber zu sagen. Und da es im Leben nun einmal nicht nur schwarz und weiß gibt; wie wäre es mit einer Alternative zum Nein? Morgen statt heute sprechen. Erst einmal schlafen. Eine Aufgabe in drei Tagen und nicht in 24 Stunden erledigen. Erst mal Laufen gehen. Danach vielleicht ein Eis? Nach einer Zeit des Übens kann sich Frust in Lust wandeln. Und erinnere dich dabei, das hinter einem fühlbar schlechtem Gewissen stets Gedanken stehen. Da steckt viel vom Inneren Kritiker drin. 

Eine Sache möchte ich auch noch loswerden: Anderen etwas Gutes zu tun, ist dennoch toll! In unserem Gehirn springen dann dieselben Belohnungszentren an, als wenn wir ein Geschenk erhalten. Das macht auch den sozialen Klebstoff aus, den wir nun einmal brauchen. Evolutionär bedingt möchten wir uns einer Gruppe zugehörig fühlen. Allerdings macht sich auch Unzufriedenheit breit, wenn wir uns bei all dem Geben (mehr und mehr) selbst vergessen. Insbesondere wir Frauen kennen das: Teilen, Rücksicht nehmen, an die Anderen denken, nicht an sich selbst; das ist unsere Erziehung. Und ich sehe es immer noch im Job: Hier wird Frauen, die für sich und ihre Interessen eintreten, gerne nachgesagt, zickig zu sein. Männer dagegen gelten dann durchsetzungsstark. Zum Glück sehe ich auch mehr und mehr Frauen (und Männer), die das Selbstbewusstsein haben, für sich einzustehen. Menschen, die sich fragen, was gut für sie ist. Und sich entscheiden – für sich. So wie ich mich für mich.

Wann also entscheidest du dich für dich? Hierbei ins Tun zu kommen und sich anschließend dafür selbst ein Kompliment auszusprechen, ist das Nonplusultra, denn du weißt ja: Eigenlob stinkt nicht.

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Lebst du schon oder optimierst du noch?

Selbstoptimierung liegt uns im Blut. Auch wenn wir uns nicht erinnern, so haben wir irgendwann einmal Laufen gelernt. Dafür brauchten wir unzählige Versuche: Aufstehen, Hinfallen, Aufstehen, Hinfallen, Aufstehen…; damit fing alles an. Und irgendwann folgte der erste, noch unsichere Schritt nach vorn, dann der zweite usw. Ich weiß noch, wie meine Tochter das erste Mal ihre ersten Schritte hintereinander machte. Es war in einem dieser damals noch unzähligen Spiele-Cafés in Berlin-Prenzlauer Berg. Sie stand und hielt sich an irgendetwas fest, schaute in die Richtung eines bestimmten Spielzeuges, an das ich mich nicht erinnern kann, und tapste plötzlich los. Ich erwischte mich dabei, wie ich die Luft anhielt und dem Impuls widerstand, zu ihr zu springen und sie beschützend festzuhalten. Meine Tochter lief also ihre ersten Schritte – es waren sicher nicht mehr als zwei -, plumpste dann auf ihren gepolsterten Hintern und war sich ganz bestimmt nicht darüber im Klaren, was sie da gerade gelernt hatte. So oder auf eine andere Art habe auch ich Laufen gelernt und kann heute mehr als zwei Schritte aufrecht laufen. Irgendwann lief ich auch rückwärts, dann kamen Schuhe in unterschiedlichster Absatzhöhe als neue Herausforderung dazu. Wenn ich wollte, könnte ich hier sicher auch noch wachsen; das Laufen auf sieben Zentimeter hohen Absätzen fällt mir schließlich immer noch etwas schwer. 

Zeit und Übung lässt uns besser werden

Du siehst also, mit etwas Übung können wir in allem, was wir tun, über die Zeit besser und besser werden. Selbstoptimierung gehört damit zu uns, ob wir nun wollen oder nicht. Ich erlebe jedoch immer wieder Menschen, denen das zu wenig zu sein scheint. „Höher, schneller, weiter“ – kurz: besser (werden) – ist Programm. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der ganz schnell der Blick auf unsere Schwächen gelenkt wird. Medien gaukeln uns zudem vor, dünner seien wir attraktiver. Werbung vermittelt uns, mit Make-up seien wir hübscher. Machen wir uns nichts vor, wir werden niemals fertig. Vielleicht laufe ich in 10 Jahren in High Heels von sieben Zentimetern Absatz über jedes Straßenpflaster, jedoch geht high hier ganz bestimmt auch higher. 

Worum es im Leben geht

Einschlägig wird immer wieder damit geworben, zur „besten Version deines Selbst“ zu werden. Und Persönlichkeitsentwicklung ist toll, aber heißt es nicht auch so oft, dass wir „gut genug“ sind? Habe ich da was falsch verstanden? Nichts gegen Ziele, mit dem ständigen Drang nach Selbstoptimierung lassen wir jedoch nicht zuletzt durch aufkommende Selbstzweifel unser Vertrauen in uns selbst schrumpfen. Wir setzen uns mehr und mehr unter Druck, dem wir irgendwann nicht mehr standhalten können. Meist endet dies dann in Krankheit oder psychischen Problemen. Dabei geht es doch im Leben darum, den eigenen Weg zu finden, nicht den schnellsten oder kürzesten. Warum sollte ich dafür auf etwas schauen, was ich nicht habe? Stattdessen richte ich meinen Blick auf das, was schon da ist. Fülle statt Mangel sollte die Devise sein, und streben wir nicht alle nach einem erfüllten Leben?

In dem, was ich habe, kann ich sicherlich noch besser werden, übertreiben muss ich es nun wahrlich nicht. Ich frage mich heute auch mehr nach dem Grund des dahinter liegenden Bedürfnisses zur gewünschten Verbesserung. Liegt der Grund im Außen, horche ich innerlich auf. Ein Beispiel: Ich möchte mich gesünder ernähren, weil ich damit meinem Körper etwas Gutes tue. Ich fühle mich energiegeladener, schlafe besser und bin konzentrierter. All das sind Gründe, die für meine Zufriedenheit stehen. Mir geht es also nicht maßgeblich darum, einen schlankeren Körper zu erhalten, um attraktiver auf Job- oder Partnersuche zu gehen. 

Du siehst, manchmal ist es besser, das eigene Leben mit mehr Lockerheit anzugehen und sich so zu sehen, wie man ist. Das macht das Leben leichter! 

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Eigenlob stinkt? Nee…

Vor einigen Monaten habe ich damit begonnen, mir selbst jeden Tag schriftlich ein Kompliment zu geben. Das war anfangs gar nicht so einfach. Es gab immer wieder diese eine Stimme in meinem Kopf, die mit ihren vermeintlich schlauen Sprüchen versuchte, mich vom Aufschreiben abzuhalten. „Das bringt doch nichts.“, „Eigenlob stinkt!“, „Pfui, bist du arrogant!“ Die Stimme war jedoch recht schnell verstummt, weil ich ihr keine Taten folgen ließ. Ich machte also damit weiter, mich regelmäßig selbst zu loben. Inzwischen kommen die Komplimente auch unausgesprochen bzw. unaufgeschrieben in meine Gedanken. Ich finde das großartig, weil diese Komplimente an mich selbst meinem Selbstvertrauen einen ordentlichen Schub nach vorne verpassen. Gerade in Zeiten, wo es gerade mal etwas schwerer und grauer ist. 

Eigenlob nimmt Selbstkritik die Luft

Wenn du dir hin und wieder selbst zuhörst, wirst du vielleicht feststellen, dass selbstkritische Gedanken ziemlich oft deinen Tag begleiten. Wenn dir zum Beispiel beim Ausräumen des Geschirrspülers versehentlich ein Glas zu Boden fällt und zerbricht,  heißt es innerlich schnell „War ja klar, dass dir das passiert, Tolpatsch!“. Oder wenn du gerade vom Einkauf nach Hause kommst und feststellst, dass du eine Zutat für das neue Rezept fürs Abendessen vergessen hast, wird schon mal schnell gerufen: „Mann, bist du blöd! Jetzt musst du nochmal loslaufen!“. Wenn du magst, achte bei Gelegenheit darauf. Vielleicht erschrickst du genauso wie ich. Und mal ehrlich, ich würde so nicht mit meiner besten Freundin oder meinem Partner sprechen! Warum also tue ich mir das selbst an? Oftmals halten wir das, was uns gelingt, für so selbstverständlich und überhaupt keines Lobes wert. Nicht zu sprechen über die Erwartungen an uns selbst, dermaßen hoch, sodass wir uns erst mit Perfektion loben möchten. Nicht zuletzt schauen wir lieber auf das, was wir nicht gut machen. 

Wozu brauche ich andere, wenn ich mich selbst loben kann?

Und weißt du, was ich am tollsten am Selbstlob finde? Ich hechele dadurch weniger der Anerkennung durch andere hinterher. Klar, soziale Anerkennung ist eines unserer Grundbedürfnisse. Und natürlich freue ich mich auch weiterhin, mal ein dickes Lob zu erhalten („Hallo, Chef!“), jedoch mache ich mich nicht länger davon abhängig und stelle bei Ausbleiben meinen Wert in Frage. Heute weiß ich mehr denn je, dass alles in mir anfängt. Mit ein paar mehr Komplimenten an mich durch mich selbst fühle ich mich voller Energie, Tatkraft und  Zuversicht.  

Und wie drücke ich Eigenlob aus?

Im Grunde ist die Sache mit den Komplimenten an sich selbst nicht schwer: Nimm‘ dir einen Moment Zeit für dich, wenn dir etwas gelungen ist und sprich‘ dir im Stillen ein Lob aus. Dir bewusst zu machen, dass du etwas Gutes getan hast, ist dabei vielleicht der schwierigere Teil. Mit ein bisschen Übung ist das schnell erlernbar. Ich habe das auch geschafft (… und mich schon dafür gelobt).

An anderer Stelle habe ich mal davon gehört, jeden Tag zehn Erbsen zum Beispiel in die rechte Hosentasche zu stecken. Wann immer man etwas Gutes getan hat, wandert eine Erbse in die andere, hier die linke Hosentasche. Vielleicht magst du das mal ausprobieren? Ich habe jedenfalls nicht schlecht gestaunt, als ich irgendwann zum ersten Mal schon am frühen Nachmittag keine Erbsen mehr an gewohnter Stelle vorfand. Und nein, die Hosentasche hatte kein Loch… Natürlich gelingt mir nicht jeden Tag zehn Mal etwas Gutes, aber ich freue mich auch über vier Mal Lob an mich selbst. Ein Kompliment schenke ich mir übrigens schon, wenn ich etwas tue, das ich sei ein paar Tagen aufgeschoben habe. Eine Erbse steht da ganz sicher und ganz oft für die frisch gewaschene Wäsche, die in den Schrank sortiert werden muss. Du kannst dir auch kleine, erreichbare Ziele setzen (das neue Jahr mit neuen Vorsätzen ist ja nicht weit…), wie zum Beispiel:

  • Heute mache ich für 10 Minuten einen Spaziergang.
  • Ich lese heute eine Seite in einem Buch. 
  • Ich lege heute mein Handy um 21 Uhr im Flugmodus zur Seite. 
  • Heute spiele ich eine Runde „Mensch, ärgere dich nicht“ mit meinem Kind.
  • Ich mache heute drei 5-Minuten-Pausen über den Tag verteilt und schaue dabei aus dem Fenster. 
  • Heute nutze ich die Treppe statt den Fahrstuhl. 

Zack, schon haben sich sechs Erbsen gut in deinen Hosentaschen verteilt. 

Übrigens, hilfreich ist auch, wenn du dir am Ende des Tages drei Dinge notierst, die dir über den Tag gut gelungen sind. Daraus kann ein schönes Ritual werden, um den Tag positiv zu beenden.

So lobe ich mich selbst

Nun, dein Lob an dich selbst kann beispielsweise so aussehen:

  • „Toll, dass du dich um… gekümmert hast!“
  • „Hey, das… ist dir richtig gut gelungen!“
  • „Das… hast du gut gemacht!“
  • „Schön, wie du heute… unterstützt hast!“
  • „Prima, wie du das… heute durchgehalten hast!“

Ich wiederhole es gerne: Anfangs fühlt sich das Ganze schräg an. Jedoch sind das lediglich Gefühle, die (selbstkritischen) Gedanken folgen. Es wird mit der Zeit einfacher, daher lohnt es sich, dran zu bleiben.

Und wofür lobst du dich heute?

Photo by Marc Najera on Unsplash 

Allgemein

Zeit heilt alle Wunden?

Ein bestimmter Satz ist zeit meines Lebens immer an meiner Seite, und zwar „Die Zeit heilt alle Wunden.“ Er stammt von dem Philosophen Voltaire, welcher im 18. Jahrhundert als Autor maßgeblich die französische und europäische Aufklärung mitgestaltete. Meine Suche nach Bildern von ihm im Internet offenbart zudem ein überwiegend lächelndes Gesicht. Zeugt dies von über die Zeit verheilten Wunden?

Ich persönlich fand das Zitat, wann immer ich es von Anderen zu einem meiner schwierigeren Momente im Leben hörte, fürchterlich! Klar, meist verlangte es mich in diesen emotional aufgeladenen Momenten eher nach Liebe, Trost und schnelle Heilung, weniger nach gut gemeinten Worten für einen langen Atem. In einigen Situationen begann ich jedoch irgendwann, mir diesen Satz selbst zu sagen. Denn, so weiß ich inzwischen, an ihm ist etwas dran. Jede Krise hatte schließlich einen Anfang und ein Ende. Beides hin und wieder schleichend. Immer zeitlich begrenzt. Und damit nicht genug, so war jede Krise von unterschiedlicher Dauer. Wäre ja auch langweilig, wenn ich nur die Tage im Kalender abstreichen müsste… 

Egal, was passiert, es geht vorbei

Machen wir uns nichts vor, es gibt nun einmal in unserem Leben gute und schlechte Zeiten. Und damit sind die guten Zeiten ebenso zeitlich begrenzt. Beides gehört zu uns. Beides lässt uns innerlich wachsen, wenn wir genauer hinschauen. Ich unterteile nicht einmal mehr nach guten und schlechten Tagen, Momenten oder Situationen. Auch Gedanken gehen vorbei. Ebenso Gefühle. Sich dies bewusst zu machen und den Dingen ihre Zeit zu geben, ist zumindest für mich schon ein kleiner Schritt zu mehr Gelassenheit. Und eine gute Portion Vertrauen ins Leben. Alles wird gut. Noch so ein Satz… Und wie war das jetzt mit den Wunden? 

Die Zeit heilt nicht alle Wunden

Ich habe immer wieder Menschen getroffen, die mich berührt haben. Denen ich mich geöffnet habe. Mit diesen Menschen bin ich eine Beziehung eingegangen. Nicht zwingend in Form einer Partnerschaft. Für mich fangen Beziehungen schon sehr viel früher an, nämlich dann, wenn ich mit einem Menschen in einen verbalen oder nonverbalen Austausch gehe. Es gab Menschen in meinem Leben, die haben mein Herz sehr schnell und sehr tief berührt. Nur traf dies nicht immer auf Gegenseitigkeit, sodass ich mir die eine oder andere emotionale Verletzung zuzog. Je intensiver eine Beziehung war, umso tiefer waren die Verletzungen und hinterließen manchmal klaffenden Wunden. Hat hier die Zeit geholfen, diese Wunden zu heilen? Nein!

Mit jeder neuen Beziehung kamen alte Verletzungen wieder hoch. Ich habe dann verstanden, dass dahinter eine Einladung steht. Die Verletzungen luden mich ein, genauer hinzuschauen. Dankbar zu sein für die Erfahrung, den Menschen, die Situation; hierin also auch das Gute zu sehen. Natürlich gelang mir das nicht auf dem Höhepunkt meiner emotionalen Belastung. Hierfür musste mal mehr, mal weniger Zeit vergehen. Zeit, die ich für mich genutzt und auch mit mir zugewandten Menschen verbracht habe. Und ich mache dir nichts vor, ich habe auch Rotz und Wasser geheult und mich im emotionalen Dreck gesuhlt – um schließlich die Wunden zu betrachten und zu reflektieren. Und auch dies dauerte eine Zeit lang. Zeit, die sich jedoch gelohnt hat, denn jede dieser intensiveren Beziehungen hat mich etwas gelehrt und mich im Leben vorangebracht. Und darum geht es doch am Ende, oder? Ich übe mich also weiterhin im Annehmen, Akzeptieren, Verzeihen und Wunden versorgen, indem ich mir selbst etwas Gutes tue. So lässt es sich schließlich in vollem Bewusstsein leichter loslassen. Meine Entscheidung. Meine Haltung. 

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