(Selbst-) Führung, Allgemein

Manchmal braucht es einen liebevollen Schubser von außen

Gestern trieben mich etwas Zeit, strahlender Sonnenschein und der Gedanke an etwas Sport ins Freibad. Als ich nach einigen Bahnen mich entspannt im Wasser zurücklehnte, beobachtete ich eine Szene, die mich wahrhaftig berührte. Ich beobachte eine Klasse von Kindern im Grundschulalter, die am 3 Meter-Sprungturm auf ihren Einsatz wartete. Nach und nach kletterte ein Kind nach dem anderen nach oben, um den Sprung ins nasse Kühl zu wagen. Unterstützt wurden sie dabei von einer etwas älteren Lehrerin, sodass jeder Sprung scheinbar mühelos gelang. Zunächst. Denn nach einiger Zeit wagte sich auch ein Junge nach oben, zögerte allerdings sichtlich nervös vor seinem Sprung. Ich bemerkte, wie die Lehrerin ihm gestikulierend den Tipp gab, nicht nach unten ins Wasser, sondern nach vorn in den Park zu schauen, um es ihm einfacher zu machen. Allein diese Geste berührte mich schon sehr, nicht zuletzt, weil ich mich gedanklich zurückversetzt fühlte in meine Zeit im Schwimmverein. Damals gab es niemanden, der uns zu Seite stand und gut zuredete. Im Austausch mit seiner Lehrerin nahm der Junge einen kleinen Schritt nach vorn und einen großen Schritt zurück. Er fühlte sich offenbar noch nicht bereit. Die Lehrerin rief schließlich etwas nach unten zu den anderen Kindern der Klasse, die nach ihrem eigenen Sprung am Beckenrand warteten. Sie fingen an zu klatschen und riefen dem Jungen drei Meter über ihnen Mut zu. Dieser fasste sich offenbar nun hinreichend motiviert genug ein Herz – und sprang schließlich ins Wasser. Die Klasse klatschte Beifall, und ich war versucht, es ihnen gleich zu tun. Ich kannte weder Lehrerin noch Kinder, fühlte mich ihnen jedoch sehr nah. 

Unterstützung im Umfeld verleiht Flügel

Dieser Moment hat sich tief in mir eingeprägt. Einer der schöneren Momente des Tages, auf den ich zurückblicken konnte. Mir ging dabei auf, dass es oft im Leben jemanden gibt, der an dich glaubt und dich dabei unterstützt, deine Ziele zu erreichen. Den Weg gehst du allein, egal wie holprig er sich anfühlt. Er lohnt sich jedoch immer, weil du auf deinem Weg über dich hinauswachsen kannst. Es gibt ja bekanntlich immer mal wieder diese Tage, wo scheinbar nichts so richtig gelingen mag. Hier hilft es, gut mit sich umzugehen und sich mit Menschen zu umgeben, die uns unterstützen in unserem Handeln. Menschen, die uns gut, vor allem ehrlich zureden. Menschen, die an uns glauben. Und die uns einen liebevollen Schubser in eine Richtung geben, die sich im ersten Moment unsicher und unbekannt anfühlt, uns letztlich aber erfahren lassen, dieser Richtung offen zu begegnen. 

Unterstützung annehmen ist erlernbar

Manchmal neigen wir dazu, Unterstützung abzulehnen. Ob bewusst oder unbewusst, dahinter stecken meist alte Überzeugungen wie: „Ich darf nicht um Hilfe bitten.“ oder auch „Ich muss das allein schaffen.“ Wer jedoch über seine Ängste sprechen kann, überwindet sie viel leichter. Und Situationen, die uns Angst verspüren lassen, lassen sich gemeinsam wesentlich leichter meistern. Über die Jahre habe ich mehr und mehr gelernt, über Themen zu sprechen, die mich beunruhigen. Und mutig eben auch mit Unterstützung an der Seite einen Schritt nach vorn zu gehen und ins Unbekannte zu springen. Echter Mut versteckt sich eben nicht in den Dingen, die wir tun, sondern in der Überwindung dessen, was uns zurückhält.

Ich möchte all den Menschen danken, die mich auf meinem Weg bisher unterstützt, beraten, motiviert, beruhigt, trainiert und begleitet haben. Die mir zugehört haben. Die einfach da waren. Und die etwas in mir gesehen haben, das ich selbst erst einmal finden musste. Schön, dass es euch in meinem Leben gab und gibt. 

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(Selbst-) Führung

Was dir (und anderen) positives Feedback bringt

Als ich vergangene Woche beruflich eine Veranstaltung moderierte, erinnerte mich das Feedback der Teilnehmer:innen an eine Begebenheit, die einige Jahre zurückliegt. Meine Tochter kam von der Schule nach Hause und zeigte mir eine Blumenbastelei, auf deren Blütenblättern lauter positive Adjektive standen. Ihre Augen strahlten, sie floss über vor positiver Energie. Als sie mir den Hintergrund erzählte, stellte ich fest, dass sie, ohne dass sie es wusste, ein oft in Coachings und Trainings verwendetes meines Erachtens großartiges Werkzeug kennen gelernt hatte. In diesem geht es darum, von seinem Umfeld Feedback über sich zu erhalten, und zwar positives Feedback. Damit werden auf schnelle Art und Weise innere Ressourcen gestärkt, was wiederum das Selbstbild und das Selbstbewusstsein stärkt. Von den Rückmeldungen, die sie überrascht haben, erzählt sie hin und wieder heute noch, denn das Fremdbild entsprach seinerzeit nicht ihrem Selbstbild. Nun sah ich mich selbst also erwachsenen Menschen gegenüber, die offenbar ähnliche Erfahrungen im Abgleich von Selbst- und Fremdbild machten. Jede:r Einzelne strahlte im Anschluss, und es gelang ihnen, im weiteren Verlauf des Tages überwiegend motiviert, offen und neugierig zu bleiben. In dieser Runde erlebte ich also wieder einmal, wie wohltuend und erfüllend (hier: positives) Feedback für uns Menschen ist. Soziale Anerkennung ist nun einmal ein Grundbedürfnis. Hieraus lassen sich Entscheidungen besser treffen, die zu neuen Erfahrungen führen. Wie schade daher, dass zwar Feedback – positives wie negatives – zur Natur des Menschen gehört, (noch) nicht jedoch Platz in der Kultur vieler Unternehmen findet. Vielleicht liegt das daran, dass wir (immer noch) in einer Leistungsgesellschaft leben, in der das Motto „Höher. Schneller. Weiter.“ zählt. Für positives Feedback ist da keine Zeit. Für den Zoom auf Schwächen und Entwicklungsfelder schon. Und genau hier vergeben wir uns oft eine Chance. 

Positives Feedback ist magisch

Nur Feedback macht es dem Empfänger möglich, sein Selbstbild mit Fremdbildern zu vergleichen, sodass es gegebenenfalls korrigiert werden kann. Eine positive Selbstwahrnehmung wird durch ein wertschätzendes Umfeld gefördert. Es gibt uns und unserem Nervensystem Sicherheit, die uns konzentriert unser ganzes Potenzial rauskitzeln lässt. Und wenn ich mir das in Unternehmen zu Nutze mache, ist das förderlich für die Produktivität und damit den Erfolg im Unternehmen. Vor allem die Reaktionen von Menschen, mit denen wir in engerer Beziehung stehen, sei es nun beruflich oder privat, können unsere Selbstwahrnehmung und unser Selbsterleben stark beeinflussen. Aber hast du gewusst, dass Lob mit zunehmenden Erfahrungen nachlässt? Wenn wir Eltern werden, begleiten wir den Nachwuchs mit Lob und Tadel, um dessen Verhalten entsprechend zu beeinflussen. Sobald der Nachwuchs in der Lage ist, die erhaltenen Rückmeldungen nicht nur aufzunehmen, sondern auch zu verarbeiten, unterstützt dies enorm beim Sammeln von Daten für das eigene Feedbacksystem. Es gibt nur einen Haken: Je mehr Erfahrungen der Nachwuchs gesammelt hat, umso früher verzichten Eltern auf lobendes Feedback. Dann geht es lediglich noch um Kritik, um Verhaltensänderungen herbeizuführen. Später im Berufsleben ist das nicht anders. Die Probezeit wird vor allem bei Berufsanfängern noch mit positivem Feedback versehen, anschließend sieht es eher mau aus. Unbewusst verteilen wir für Dinge, die bereits gelernt wurden, kein Lob mehr – auch nicht, wenn wir unsere Sache wirklich richtig gut gemacht haben. Der Druck steigt damit mit jedem Lernerfolg: Wer weiterhin Lob bekommen möchte, muss sich steigern. Hallo, Leistungsgesellschaft!

Innere Stärkung durch eine warme Dusche

Gerade in der Hektik des Alltags ist es wichtig, dass wir uns selbst stärken und die eigenen Ressourcen im Blick haben. Hierfür bietet positives Feedback einen Raum, dein Selbstvertrauen zu stärken und gut gelaunt durch deinen Tag zu gehen, sodass du gestärkt auch Konflikte und schwierige Situationen meisterst. Mit ein bisschen Übung klappt das ganz leicht: Bitte dein Umfeld um ein Feedback und lass‘ dir beispielsweise folgende Fragen beantworten:

  • Was ist mir heute gut gelungen?
  • Wie hast du mich in der Diskussion/Präsentation/Veranstaltung etc. wahrgenommen?
  • Wie sind deiner Meinung nach meine drei größten Stärken?
  • Was gelingt mir in der Zusammenarbeit/unserer Beziehung besonders gut?
  • An welcher Stelle/in welcher Situation bin ich über mich selbst hinausgewachsen?

Wichtig: Fishing for compliments ist damit selbstverständlich nicht gemeint. Schmeichelei mag der Seele dienen, das Ziel von Feedback ist es nicht. Hast du damit noch keine Erfahrung, so bitte eine:n gute:n Freund:in darum; die vermeintliche Hürde erscheint dir vielleicht niedriger. Ganz wichtig: Hör‘ einfach nur zu und kommentiere nicht. Sieh‘ es wie eine warme Dusche, denn deren Wirkung ist sehr ähnlich. Und auch dein Gegenüber wird für eine warme Dusche Anerkennung und Wertschätzung dankbar sein. Überleg‘ mal, wann dir zuletzt ein Lob für dein Gegenüber über die Lippen gekommen ist. Ein Lob, das nicht nur aus einem Wort („Super!“, „Toll!“, „Schön!“ etc.) bestand. Beim Formulieren helfen dir helfen dir Ich-Botschaften wie…

  • Ich finde super, dass…
  • Du kannst stolz auf dich sein, weil…
  • Ich finde dich toll, weil…
  • Ich schenke dir ein Lob, weil…
  • Ich habe gesehen, dass du dir viel Mühe gibst bei…

Anderen positives Feedback zu geben, wirkt auch in dir nach: Das Leuchten in den Augen deines Gegenübers wird auch deinen Tag positiv begleiten. Wem also sprichst du noch heute in deinem Umfeld ein Lob aus? Wen bittest du um ein positives Feedback? Und: Hab auf dem Schirm, dass Eigenlob noch nie gestunken hat. Du weißt schon, alles fängt bei dir an. Übrigens: Ich finde es super, dass du meinen Blog liest und vielleicht das eine oder andere an Impulsen für dich und dein Leben mitgenommen hast. Ich freue mich immer über Feedback. 

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Allgemein

Lebst du schon oder optimierst du noch?

Selbstoptimierung liegt uns im Blut. Auch wenn wir uns nicht erinnern, so haben wir irgendwann einmal Laufen gelernt. Dafür brauchten wir unzählige Versuche: Aufstehen, Hinfallen, Aufstehen, Hinfallen, Aufstehen…; damit fing alles an. Und irgendwann folgte der erste, noch unsichere Schritt nach vorn, dann der zweite usw. Ich weiß noch, wie meine Tochter das erste Mal ihre ersten Schritte hintereinander machte. Es war in einem dieser damals noch unzähligen Spiele-Cafés in Berlin-Prenzlauer Berg. Sie stand und hielt sich an irgendetwas fest, schaute in die Richtung eines bestimmten Spielzeuges, an das ich mich nicht erinnern kann, und tapste plötzlich los. Ich erwischte mich dabei, wie ich die Luft anhielt und dem Impuls widerstand, zu ihr zu springen und sie beschützend festzuhalten. Meine Tochter lief also ihre ersten Schritte – es waren sicher nicht mehr als zwei -, plumpste dann auf ihren gepolsterten Hintern und war sich ganz bestimmt nicht darüber im Klaren, was sie da gerade gelernt hatte. So oder auf eine andere Art habe auch ich Laufen gelernt und kann heute mehr als zwei Schritte aufrecht laufen. Irgendwann lief ich auch rückwärts, dann kamen Schuhe in unterschiedlichster Absatzhöhe als neue Herausforderung dazu. Wenn ich wollte, könnte ich hier sicher auch noch wachsen; das Laufen auf sieben Zentimeter hohen Absätzen fällt mir schließlich immer noch etwas schwer. 

Zeit und Übung lässt uns besser werden

Du siehst also, mit etwas Übung können wir in allem, was wir tun, über die Zeit besser und besser werden. Selbstoptimierung gehört damit zu uns, ob wir nun wollen oder nicht. Ich erlebe jedoch immer wieder Menschen, denen das zu wenig zu sein scheint. „Höher, schneller, weiter“ – kurz: besser (werden) – ist Programm. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, in der ganz schnell der Blick auf unsere Schwächen gelenkt wird. Medien gaukeln uns zudem vor, dünner seien wir attraktiver. Werbung vermittelt uns, mit Make-up seien wir hübscher. Machen wir uns nichts vor, wir werden niemals fertig. Vielleicht laufe ich in 10 Jahren in High Heels von sieben Zentimetern Absatz über jedes Straßenpflaster, jedoch geht high hier ganz bestimmt auch higher. 

Worum es im Leben geht

Einschlägig wird immer wieder damit geworben, zur „besten Version deines Selbst“ zu werden. Und Persönlichkeitsentwicklung ist toll, aber heißt es nicht auch so oft, dass wir „gut genug“ sind? Habe ich da was falsch verstanden? Nichts gegen Ziele, mit dem ständigen Drang nach Selbstoptimierung lassen wir jedoch nicht zuletzt durch aufkommende Selbstzweifel unser Vertrauen in uns selbst schrumpfen. Wir setzen uns mehr und mehr unter Druck, dem wir irgendwann nicht mehr standhalten können. Meist endet dies dann in Krankheit oder psychischen Problemen. Dabei geht es doch im Leben darum, den eigenen Weg zu finden, nicht den schnellsten oder kürzesten. Warum sollte ich dafür auf etwas schauen, was ich nicht habe? Stattdessen richte ich meinen Blick auf das, was schon da ist. Fülle statt Mangel sollte die Devise sein, und streben wir nicht alle nach einem erfüllten Leben?

In dem, was ich habe, kann ich sicherlich noch besser werden, übertreiben muss ich es nun wahrlich nicht. Ich frage mich heute auch mehr nach dem Grund des dahinter liegenden Bedürfnisses zur gewünschten Verbesserung. Liegt der Grund im Außen, horche ich innerlich auf. Ein Beispiel: Ich möchte mich gesünder ernähren, weil ich damit meinem Körper etwas Gutes tue. Ich fühle mich energiegeladener, schlafe besser und bin konzentrierter. All das sind Gründe, die für meine Zufriedenheit stehen. Mir geht es also nicht maßgeblich darum, einen schlankeren Körper zu erhalten, um attraktiver auf Job- oder Partnersuche zu gehen. 

Du siehst, manchmal ist es besser, das eigene Leben mit mehr Lockerheit anzugehen und sich so zu sehen, wie man ist. Das macht das Leben leichter! 

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